Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

Feuerwehren gehörten schon immer zu den wichtigsten Einrichtungen einer Gemeinde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich in den meisten Städten und Gemeinden so genannte „Freiwillige Feuerwehren“, die sich im Gegensatz zu „Pflichtfeuerwehren“ weitaus besser in der Brandbekämpfung bewährten.

Die älteste Freiwillige Feuerwehr in Bayern wurde im Jahr 1849 in Augsburg gegründet.

Für das Gebiet des Bezirksamts Schrobenhausen war Hörzhausen ganz vorne mit dabei. Ein Verzeichnis der Freiwilligen Feuerwehren des Bayerischen Landes-Feuerwehr-Verbandes von 1890 nennt nur drei frühere Gründungen: Schrobenhausen (1865), Langenmosen (1872) und Hohenwart (1873, nur wenige Monate vor der Hörzhausener Gründung).

Über die Gründung der Hörzhausener Feuerwehr 1873 war bisher außer dem Gründungsjahr wenig bekannt. Im Rahmen der Recherchen für eine Ortschronik wurden jedoch sehr interessante Unterlagen und Berichte gefunden, von denen wir einige präsentieren wollen. Alle Berichte stammen aus digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften, die sich im Rahmen einer Volltextsuche von zu Hause aus mehr oder weniger bequem durchsuchen lassen. Verwendet wurden insbesondere

• Google Books: Erweiterte Buchsuche (google.de)

• Bavarikon: Kultur und Wissensschätze Bayerns | bavarikon

• Münchner Digitalisierungszentrum: Münchener DigitalisierungsZentrum (MDZ) – Startseite (digitale-sammlungen.de)

Wir werden diese Daten zu gegebener Zeit mit Informationen aus Archiven ergänzen.

 

Die Zitate erfolgen in Originalschreibweise, Abkürzungen wurden stillschweigend aufgelöst, die Zeichensetzung wurde modernisiert.

Zum besseren Verständnis: Bezirksamt war eine Verwaltungsbehörde, gleichzeitig ein Verwaltungsgebiet, im Jahr 1939 wurde die Verwaltungsbehörde in Landratsamt, das Verwaltungsgebiet in Landkreis umbenannt. Der Bezirksamtmann war der Vorstand des Bezirksamts, ab 1939 wurde dafür der Begriff Landrat eingeführt.

 

Gründung der Feuerwehr 1873

Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichet am 15. Oktober 1873 ausführllich über die Gründung der Hörzhausener Feuerwehr.

„In Hörzhausen, Bezirks Schrobenhausen, wurde eine freiwillige Dorffeuerwehr gegründet, welche aus 33 gut uniformirten, vom besten Geiste beseelten Männern bestehend, am 5. dieses Monats sich definitiv organisirte.

Auf Einladung ihres Vorstandes Bürgermeister Reiter, dessen umsichtigem Einflusse diese Feuerwehr ihre Entstehung verdankt, fanden sich bei diesem Anlasse die Feuerwehren von Schrobenhausen, Langenmosen, Weilach–Sattlberg, letztere erst jüngst im ernsten Kampfe erprobt und bewährt, zahlreich vertreten mit ihren Vorständen und Commandanten, Herrn Buchhändler Hueber von Schrobenhausen, dem unermüdlichen Förderer des Feuerwehrwesens, Bürgermeister Stemmer von Langenmosen, Wagnermeister Strobl von Weilach und einigen Männern von Gachenbach, worunter Bürgermeister Meßner, welch letztere nur der Vollendung der schon bestellten größeren Spritze entgegensehen, um den Nachbardörfern zu folgen, in Hörzhausen ein. Nachdem die junge Feuerwehr ihre beiden Spritzen vorgeführt und erprobt, und unter gegebener Anleitung eine Uebung mit der Leiter versucht hatte, wurde die stattliche Schaar von dem gleichfalls eingeladenen königlichen Bezirksamtmann freundlichst begrüßt, aufgemuntert, durch fleissige Uebung und ehrenhafte Haltung sich ebenbürtig den tüchtigsten bayerischen Feuerwehren anzureihen, und darauf hingewiesen, welche tiefe innere Befriedigung das Bewußtsein angestrengter gemeinnütziger Pflichterfüllung gewähre, sofort aber auch unter dankbarer Anerkennung des thätigen Eifers des Bürgermeisters der Feuerwehr ein Beitrag von 25 fl. („Gulden“) zur Ergänzung der Ausrüstung aus der Distriktskasse behändigt.“

So oder so ähnlich könnte eine der Hörzhausener Saugspritzen ausgesehen haben. Es gab zweiräderige und vierräderige Modelle. Die Abbildung zeigt ein neueres Modell aus dem Jahr 1912 (aus dem Katalog der Bühler Feuerwehrgeräte-Fabrik München aus dem Jahr 1912). Die kleinste Ausführung musste von 6 Mann bedient werden, hatte eine maximale Wasserlieferung von 160 Litern pro Minute und eine Wurfweite von 24 Metern.

 

Brände und Brandkatastrophen

Wenig weiß man über frühe Einsätze der dörflichen Feuerwehren, sind doch Einsatzberichte vor Ort kaum vorhanden. Digitale Recherchen zum Beispiel über Google Books oder Bavarikon ermöglichen heute jedoch Funde in digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften, die früher nicht oder nur mit enorm hohem Aufwand möglich gewesen wären. Wir bringen hier eine Auswahl von zeitgenössischen Berichten, einen auch schon vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. Schon wenige Jahre nach der Gründung musste sich die Hörzhausener Feuerwehr zwei großen Brandkatastrophen stellen.

Heute ist die Feuerwehr im Alarmfall in wenigen Minuten zur Stelle. In einer Zeit ohne Auto und Telefon dauerte es unvergleichlich länger, es mussten Leute vom Feld geholt, Pferde eingespannt, gegebenenfalls benachbarte Feuerwehren durch Boten informiert werden.

Löschsituation mit Saugspritze – aus einem Werbeblatt der Löschmaschinen-Fabrik Georg Friedrich Kübel in Bayreuth 1853

 

1841 – Hörzhausener Mühle niedergebrannt

Der „Amtliche Anzeiger der königlich bayerischen Kreishauptstadt Augsburg“  meldet am 18. November 1841:

„Am 7. d. (7. dieses Monats) ist die Oel- und Sägmühle des Müllers S. Golling zu Hörzhausen, Landgerichts Schrobenhausen, niedergebrannt und dem Golling hiedurch ein Schaden von 4.000 fl. („Gulden“) verursacht worden. Das Feuer soll aus Unvorsichtigkeit in der Oelmühle entstanden seyn.“

 

1876 – Waldbrand im Hagenauer Forst

Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichtet am 15. April 1876:

„Am 28. März Mittags brach in dem kgl. Hagenauerforst nächst dem Dorf Hörzhausen ein Waldbrand aus, dessen Bewältigung der freiwilligen Feuerwehr Hörzhausen durch ihren rapiden Aufmarsch und ihren äußerst umsichtigen Angriff mit zweckmäßiger Ausrüstung rasch gelang. Der kgl. Oberförster zollte der braven Feuerwehr und ihrem energischen Vorstand, Bürgermeister Reiter, für diesen so wichtigen Erfolg den tiefgefühltesten Dank.“

 

1884 – Brandkatastrophe in Hörzhausen

Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichtet am 15. Sept. 1884:

„Hörzhausen (Oberbayern). Am 24. August entstand in dem Stadel zum ‚Krammer‘ Feuer, das, genährt durch die aufgehäuften Futter- und Getreidevorräthe, mit rasender Schnelligkeit um sich griff, so daß in kurzer Zeit das Wohnhaus mit Stall und Stadel des Gütlers ‚Hosch‘, das Wohnhaus mit Stall und Stadel des Gütlers zum ‚Bergschuster‘, das Wohnhaus sammt Stall und Stadel des Gütlers ‚Bergmaier‘ und das Wohnhaus des Gütlers zum ‚Streler‘ in Flammen standen, welche Gebäude vollständig in Asche gelegt wurden. – Zur Brandstätte waren geeilt die Feuerwehren von Unterbernbach, Schrobenhausen, Gachenbach, Peutenhausen, Rettenbach, Stockensau und Haslangkreut. Am Rettungswerke waren sonach mit der Ortsfeuerwehr Hörzhausen acht Feuerwehren betheiligt, die durch die angestrengtesten Bemühungen, durch rasches und energisches Eingreifen endlich Herr des Feuers wurden und die nah angrenzenden, in großer Gefahr gestandenen sehr feuergefährlichen Gebäude vor dem Untergange retteten. – Das Vieh nebst einigen Hauseinrichtungsgegenständen konnte den Flammen entrissen werden, während jedoch alle Futter- und Getreidevorräthe vom Feuer verzehrt wurden. – Ein vom Unglücke betroffener Gütler hatte kurz vor dem Brande sich mit großer Eile bemüht, das letzte Fuder Hafer in die Scheune zu bringen, als auch sein Wohnhaus von dem wüthenden Elemente erfaßt wurde und außer dem Vieh alle Habe, wie auch das soeben eingebrachte Fuder Hafer vernichtete. – Das Feuer konnte erst gegen Mitternacht gedämpft werden. Auf welche Weise der Brand entstanden ist, das ist noch nicht sicher festgestellt. Es geht das Gerücht, daß spielende Kinder die Ursache zum Brande gegeben haben.“

 

1885 – Brandkatastrophe in Unterbernbach

Noch kein Jahr war vergangen, da musste die Hörzhausener Feuerwehr, die in der Brandkatastrophe im Jahr 1884 auch von der Feuerwehr Unterbernbach unterstützt worden war, zur Gegenleistung antreten. Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichtet am 15. Mai 1885:

Unterbernbach (Aichach). Am 19. April war der Ort Unterbernbach der Schauplatz eines größeren Brandes. Um 5 Uhr Nachmittags, da alles noch auf dem Felde beschäftigt war, brach im Gasthause des Georg Mayr Feuer aus, das bei heftigem Ostwinde so rasch um sich griff, daß im Verlaufe einer halben Stunde acht Gebäude in hellen Flammen standen, die auch total in Asche gelegt wurden. Mit der Ortsfeuerwehr vereinigten sich so rasch wie möglich die Feuerwehren von Haslangkreut, Hörzhausen, Aichach, Kühbach, Schrobenhausen, Inchenhofen, Oberbernbach, Stockensau, Schnellmannskreuth, Sainbach und Walchshofen zu ernster und schleunigster Rettung. Mit aller Anstrengung wurden die Pfarrgebäulichkeiten und die angrenzenden stark bedroht gewesenen Häuser noch gerettet. Mit Mühe konnte das Vieh und die wichtigsten Mobilien den Flammen entrissen werden, während die Futter- und Getreidevorräthe, die Ackergeräthe und noch viele Hauseinrichtungsgegenstände ein Raub der Flammen wurden. Herr Bezirksamtmann Mulzer und Herr Distriktstechniker und Feuerwehrkommandant Kober aus Aichach leiteten mit großer Umsicht und Rührigkeit bis Mitternacht die Lösch- und Rettungsarbeiten. Beschädigt wurde außer dem Feuerwehrmann Festl von hier, der vom Dache fiel, jedoch eine nicht bedeutende Verletzung erlitt, Niemand.“

 

1895 – Großbrand in Aresing – Hofnerhaus beinahe eingeäschert

Die Augsburger Postzeitung berichtet unterm 27. November 1895 von einem Großbrand in Aresing. Da sich benachbarte Feuerwehren unterstützten, können wir annehmen, dass auch die Hörzhausener Feuerwehr im Einsatz war.

„Schrobenhausen, 25. Nov. Gestern Abend brach um 6 1/2 Uhr in dem 1 Stunde von hier entfernten Pfarrdorfe Aresing in einem mit Heu und Stroh angefüllten Stadel Feuer aus, welches sich bei dem heftigen Winde so schnell verbreitete, daß in kurzer Zeit 7 Firste abbrannten. Das Pfarrhaus sowie das Anwesen des Kunstmalers Hofner standen lange Zeit in großer Gefahr; auf letzterem brannte schon das Dach leicht. Der furchtbare Wind trieb die Feuerfunken oft 10 Minuten weit mit sich in der Luft und hob ganze Feuergarben gegen Himmel. Der Sturm erschwerte durch die Rauchwolken die Annäherung an die Brandstätte ungemein. Verbrannt sind 200 M(ark) in Gold sowie 3 Schweine. Die hiesige freiwillige Feuerwehr kam um 7 Uhr Abends an den Brandplatz und verblieb bis 10 1/2 Uhr daselbst.“

Bisher erschienen:

Hörzhausen (I): Eine Chronik entsteht

Hörzhausen (II): Geschichte auf einen Blick

Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

Hörzhausen (IV): Historische Ansichtskarten