Der Chronist Johann Evangelist Waldvogel

Johann Evangelist Waldvogel (1804-1855). Bisher war so gut wie nichts zur Biographie dieses Schrobenhausener Chronisten bekannt. Geboren ist Waldvogel – in den meisten Quellen in Gegensatz zur Titelseite der Chronik Waldvogel geschrieben – im Jahr 1804 in Schrobenhausen als Sohn des dortigen Kaminkehrers. Waldvogel studierte Theologie in München. Im Jahr 1836 ist er Kaplan in Neuburg. Nach einem kurzen Aufenthalt in Genderkingen wird Waldvogel zunächst Pfarrprovisor in Nördlingen und  im Jahr 1838 zum katholischen Stadtpfarrer in der protestantisch geprägten Stadt ernannt. Waldvogel wird Distriktsschulinspektor und ab 1846 Dekan für das Dekanat Donauwörth. Der Jahresbericht der Lateinschule Nördlingen vom Jahr 1854/55 berichtet: „Am 10. Juni verließ der k. katholische Dekan Waldvogl, der den katholischen Religions- und Geschichtsunterricht an der Anstalt zu geben hatte, die hiesige Pfarrei, um eine andere anzutreten, nachdem er in diesem Schuljahr durch Kränklichkeit vielfältig gehindert worden war, den Unterricht an der Lateinschule mit seiner gewohnten Treue zu besorgen.“ Im Mai 1855 war ihm die Pfarrei Loppenhausen im Landgericht Mindelheim verliehen worden. Am 27. Juni, kurz nach seiner Ankunft an seiner neuen Wirkungsstätte, stirbt Johann Evangelist Waldvogel. Drei Jahre später erscheint seine „Historische Skizze“ im Verlag der M. Hueber’schen Buchhandlung in Schrobenhausen. In einer Anzeige im Schrobenhausener Wochenblatt vom 20. Febr. 1858 heißt es: „Dieses in jeder Beziehung interessante Schriftchen wird Niemand ohne Befriedigung lesen, und ist bei dessen Billigkeit Jederman ermöglicht, sich dieses Werkchen zu verschaffen.“

Diese erste Kurzbiographie beruht nicht auf Archivrecherchen, sondern wurde allein über Recherchen im Internet zusammengestellt. Für die freundliche und großzügige Unterstützung bedanken wir uns ganz herzlich bei Marie-Luise Missel vom Bayerischen Landesverein für Familienkunde.




Der Heimatforscher Michael Thalhofer

Michael Thalhofer (1855-1929) wurde in Aichach geboren. Er besuchte das Gymnasium in München und studierte dort anschließend Theologie. Im Jahr 1877 wird er zunächst zum Kaplan in Schrobenhausen ernannt, danach war er hier fast ein halbes Jahrhundert Benefiziat. Seine besondere Neigung zur Heimatgeschichte konnte er als Gründungsmitglied des Historischen Vereins ausleben, fast dreißig Jahre war er dessen Schriftführer. Er hielt zahlreiche Vorträge und publizierte sie in der historischen Reihe des Vereins. Er gab die hier digitalisierte Broschüre im Auftrag des Vereins heraus und veröffentlichte im „Ehrenbuch“ die auch heute noch anrührenden und zeitgeschichtlich bedeutsamen Briefe von Schrobenhausener Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg. Heute zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist seine Chronik „Zur Schrobenhauser Geschichte“, die in zahlreichen Folgen in den Schrobenhausener Wochenblättern 1886 bis 1888 erschien. Im Jahr 1927 verlieh ihm die Stadt Schrobenhausen für seine Verdienste das Ehrenbürgerrecht.

Publikationen (Auswahl)

  • Zur Schrobenhauser Geschichte, in: Schrobenhausener Wochenblatt, 27. Febr. 1886 bis 7. Jan. 1888 (Serie bricht mit diesem Beitrag ab) – Die Autorschaft Thalhofers geht hervor aus seinem Beitrag: Aus grauer Vorzeit Tagen, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein Schrobenhausen und Umgebung, Zweite Reihe, Schrobenhausen 1908, S. 131
  • Eine Jubiläums-Erinnerung, in : Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Erste Reihe, Schrobenhausen 1906, S. 29-36 – Martin Neugschwendner im Spanischen Erbfolgekrieg 1704
  • Einige Legenden und Sagen aus dem Bezirk Schrobenhausen, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Erste Reihe, Schrobenhausen 1906, S. 37-70
  • Zur Geschichte des Franziskanerklosters in Schrobenhausen 1642-1802, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Erste Reihe, Schrobenhausen 1906, S. 71-134
  • Aus grauer Vorzeit Tagen, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Zweite Reihe, Schrobenhausen 1908 , S. 104-13 – Aufsatz über prähistorische Funde und mittelalterliche Quellen und Urkunden
  • Aeltere Geschichte der Schule Schrobenhausen, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Zweite Reihe, Schrobenhausen 1908, S. 133-151
  • Schrobenhausen, seine Geschichte, Sehenswürdigkeiten und Umgebung, Schrobenhausen [1910]
  • Von Hohenwart in Oberbayern: dem Klosterberg und Markt, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Vierte Reihe, Schrobenhausen 1921, S. 1-251
  • Michael Thalhofer (Hrsg.): Ehrenbuch zum Gedächtnis der aus der Stadtpfarrei Schrobenhausen 1914-1918 gefallenen Krieger, Schrobenhausen 1923