Von der Kupferschmiede zur Weltfirma – die Geschichte der Firma BAUER in Schrobenhausen

Werkstatt von Kupferschmied Bauer um 1930

Industriegeschichte fristet oft ein Schattendasein in der regionalen Geschichtsschreibung – völlig zu unrecht. Denn erst die Industrialisierung ermöglichte unseren heutigen Lebensstandard. Und die Industrialisierung fand nicht nur in großen Zentren statt. Beispielhaft ist die Geschichte der Firma BAUER, die sich in mehr als 200 Jahren von einer kleinen Schrobenhausener Kupferschmiede  zu einer Weltfirma entwickelte.

Wir präsentieren – in Zusammenarbeit mit der BAUER AG – im Folgenden die Firmengeschichte BAUER – Geschichte und Geschichten aus dem Jahr 2018 (Link siehe unten).

Einige Meilensteine der Firmengeschichte, die neugierig machen sollen:

  • 1790 Der Kupferschmied Sebastian Bauer aus Deggendorf erwirbt eine Kupferschmiede in Schrobenhausen und legt damit den Grundstein für das Unternehmen. Kupferschmiede stellen zu dieser Zeit zum Beispiel her: Gebrauchsgegenstände für den täglichen Bedarf, Pfannen, Töpfe, Kannen, Leuchter, Zubehör für Bierbrauer, Färber und Seifensieder; sie sind aber auch im Bereich hochwertiger Dachdeckungen tätig.
  • 1902  Andreas Bauer bohrt einen artesischen Brunnen: das ist ein Brunnen, aus dem Wasser nach dem Anbohren von selbst austritt. Weitere artesische Brunnen folgen.
  • 1928  Das bisher größte Projekt der Firma: der Bau der Schrobenhausener Hochdruckwasserleitung.
  • 1952  Dipl.Ing. Karlheinz Bauer übernimmt die Firma, die Ära des Spezialtiefbaus beginnt – und damit ein steiler Aufstieg des Unternehmens.
  • 1958  Erfindung des Injektionszugankers, ein wichtiger technologischer Durchbruch, der patentiert wurde.
  • 1969  Beginn des Maschinenbaus mit dem ersten Ankerbohrgerät.
  • 1976  Herstellung des ersten Drehbohrgeräts BG 7.
  • 1986  Übernahme der Geschäftsführung durch Thomas Bauer und Ausbau der Internationalisierung.
  • 1994  Gründung der BAUER Aktiengesellschaft als Holding.
  • 2006  Börsengang der BAUER AG.

Heute sieht sich die Firma BAUER in Verbindung mit den schwierigsten und größten Gründungsaufgaben der Welt, auch in der Umwelttechnik hat sich BAUER einen Namen gemacht. Die BAUER-Gruppe verzeichnete mit all ihren weltweiten Tochterfirmen im Jahr 2023 mit etwa 12.000 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von 1,8 Milliarden Euro.

Die von Franz Josef Mayer verfasste Firmengeschichte „BAUER – Geschichte und Geschichten“ (292 Seiten, Großformat, 38 MB) finden Sie hier

Eine Kurzfassung der Firmengeschichte finden Sie hier

Die „Urverträge“ der Kupferschmiede befinden sich übrigens im Sammlungsbestand des Schrobenhausener Stadtarchivs (siehe auch Abb. auf Seite 22 des Buches).

 

Bauer - Geschichte und Geschichten

Bauer – Geschichte und Geschichten

 

Die beliebte und informative Firmenzeitschrift BOHRPUNKT gibt es auch digital. Sie spiegelt die Firmengeschichte anhand von zahllosen Beispielen. Die digitalen Ausgaben ab 2018 finden Sie auf der Homepage der BAUER AG, nämlich hier  

 




Neuburg – von der Residenzstadt zur bürgerlichen Stadt 1750-1850

Neuburg an der Donau um 1830-1850

Quelle: Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12386275

 

Neuburg – von der Residenzstadt zur bürgerlichen Stadt 1750-1850

Neuburg war seit der Gründung des Herzogtums Pfalz-Neuburg im Jahr 1505 zunächst Residenz- und Hauptstadt, später nur noch zeitweise Residenz, Nebenresidenz oder Witwensitz. Es gibt bisher keine ausführliche Untersuchung, wie sich das Bürgertum in Neuburg neben dem vor allem auf dem Stadtberg dominierenden höfischen Leben, dem Adel und den Hofbeamten entwickeln konnte. Dr. Thomas Götz, Historiker an der Universität Regensburg, hat dazu einen ausführlichen Artikel verfasst, den wir mit seiner Zustimmung hier als PDF-Datei präsentieren wollen:

 

 

 „Geist des Absolutismus“

Im Jahr 1905 reist der liberale badische Priester und Schriftsteller Heinrich Hansjakob durch Bayern und macht auch in Neuburg Halt. In seinen Reiseerinnerungen „Sonnige Tage“ schildert er seine Eindrücke: Die Stadt sei die sauberste, eleganteste, aber auch langweiligste der bisher besuchten Donaustädte. Er kommt zum Schluss: „Wenn man in Neuburg oben die brutale Zwingburg und unten die zahme, regelmäßige, zugestutzte Stadt sieht, so meint man, der böse Geist des Absolutismus, der auf der Burg einst herrschte, lasse jetzt noch unten keinen heiteren Sinn und kein Leben aufkommen und habe sich als Gespenst der Langeweile über das heutige Neuburg gelagert.“

Thomas Götz nimmt diese Schilderungen zum Anlass, der Geschichte des Neuburger Bürgertums nachzuspüren, insbesondere wie die nahe Residenz die bürgerliche Entwicklung beeinflusst hat. Städte – nicht nur Reichsstädte – waren ja stolz auf ihre Stadtrechte, ihre eigenständige Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Die Stadt Neuburg muss in diesem Fall als „Zwitter“ gesehen werden: einerseits war sie „Residenzstadt“ des Fürstentums Pfalz-Neuburg, auch als Nebenresidenz und Witwensitz herrschte immer noch höfisches Leben in der Stadt – bis ins 19. Jahrhundert. Andererseits die „Bürgerstadt“: das Selbstbewusstsein des Bürgertums scheint unterdurchschnittlich ausgeprägt zu sein, der Einfluss der nahen Fürsten, Hofverwaltung auf städtische Entscheidungen nicht unerheblich.

Diese spezielle Prägung des Bürgertums ist bis ins 20. Jahrhundert, ja bis heute spürbar. Bis heute gibt kaum Publikationen über das Neuburger Stadtrecht, obwohl Neuburg zu den ältesten Städten Bayerns zählt. So spricht die Homepage der Stadt von ihrer „Blütezeit“ zur Zeit des Fürstentums, so feiert die Stadt Neuburg kein „Bürgerfest“, sondern ein „Schlossfest“.

Über Heinrich Hansjakob gibt es einen sehr interessanten und ausführlichen Artikel bei Wikipedia hier.

 

Der Aufsatz bei uns als PDF

Mehr wollen wir nicht verraten. Wir präsentieren hier den Aufsatz von Thomas Götz, unseres Wissens der erste, der sich mit dieser Thematik aus diesem Blickwinkel befasst. Wir danken dem Autor für seine Zustimmung, den Aufsatz auf unserer Homepage präsentieren zu dürfen. Der Aufsatz ist im Jahr 2009 in der Zeitschrift „Die Alte Stadt“ erschienen, der Verlag hat sich in „Forum Stadt Verlag“ umbenannt. Wir bedanken uns auch ganz herzlich für die Zustimmung des Verlags zur Präsentation als PDF.

Den Aufsatz finden Sie als PDF hier.

 

Kurzbiografie von Dr. Thomas Götz

1965 geboren, 1986-1992 Studium in München und Siena, Promotion über Bürgertum und Liberalismus in Tirol im 19. Jahrhundert. Seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Europäische Geschichte in Regensburg. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind vor allem neuzeitliche Stadt- und Umweltgeschichte. Thomas Götz ist Herausgeber der „kleinen bayerischen biografien“ und der „kleinen münchner geschichten“ für den Pustet Verlag in Regensburg. Letzte Buchveröffentlichung: Die bayerische Stadt – vom 19. ins 21. Jahrhundert. Ein Essay, Regensburg 2019.

 

Kleine Neuburger Stadtgeschichte

Thomas Götz lebte von 2010 bis 2018 in Neuburg und hat für die im Pustet Verlag erschienene „Kleine Stadtgeschichte“ Neuburgs das Kapitel „Der lange Weg in die Kleinstadt-Moderne. Neuburg im Jahrhundert des Bürgertums 1800-1914“ verfasst. In gewisser Weise kann man dieses Kapitel als Fortsetzung des hier präsentierten Aufsatzes sehen.

 

Thomas Götz, Markus Nadler, Marcus Prell, Barbara Zeitelhack: Neuburg an der Donau. Kleine Stadtgeschichte, Regensburg 2022 (2. aktualisierte Auflage, Verlag Friedrich Pustet, im Buchhandel erhältlich für 16,95 Euro)

Das Inhaltsverzeichnis des Bandes finden Sie hier.

 

Verlag „Die Alte Stadt“

Der Verlag wurde inzwischen in „Forum Stadt Verlag“ umbenannt und hat alle Jahrgänge seiner Zeitschrift von 1974 bis 2016 freigeschaltet. Sie können gelesen und heruntergeladen werden unter

Startseite – Forum Stadt Verlag

Wir möchten diese Seite allen historisch Interessierten empfehlen, wir finden hier Beiträge über deutsche und europäische Städte sowie Städte der ganzen Welt.

 

Max Direktor

 

 

 

 

 

 

 

 




Fotopedia Neuburg-Schrobenhausen – ein neues Projekt

Fotopedia – in Anlehnung an Wikipedia werden so Bildersammlungen genannt, die frei zugänglich sind. Als Freunde des freien Wissens möchten wir hier eine solche Sammlung für unseren Landkreis initiieren. Wir werden klein beginnen und laufend Fotos hinzufügen, sie – wo vom Aufwand her möglich – auch mit begleitenden Texten versehen.

Diese Seite befindet sich im Aufbau und wir experimentieren. So werden wir neben modernen Fotos auch immer wieder mal historische Fotos oder Postkarten einstellen, von denen die Urheberrechte abgelaufen sind. Wir gliedern zunächst nach Städten und Gemeinden, es werden schließlich alle hier vertreten sein.

Alle Fotos werden unter dem Menupunkt Fotopedia eingestellt. Hier finden Sie auch Näheres zur Herkunft der Fotos, zu Aufnahmejahr, Bildqualität, Bildbearbeitung und Nutzungsbedingungen.

Wir nehmen uns vor, pro Monat rund 30 neue Bilder einzustellen. Nicht überall können wir ausführliche Texte liefern, aber vielleicht lässt sich das im Lauf der Zeit nachholen.

Im Folgenden zeigen wir einige Beispielbilder:

Schrobenhausen – Stadtmauer im Bereich des Pflegschlosses (2009). Die Schrobenhausener Stadtmauer wurde ab 1414 errichtet und ist das älteste nichtkirchliche Baudenkmal der Stadt. Sie diente zum Schutz der Stadt, war von zwei Wassergräben umgeben und besitzt immer noch 12 Türme, die meisten davon ehemalige Wehrtürme. Eine kurze Geschichte der Stadtmauer findet sich auf einem Flyer, der anlässlich der 600-Jahr-Feier der Stadtbefestigung herausgegeben wurde. Er befindet sich auf unserer Homepage hier.

Eine umfangreichere Geschichte bietet der Aufsatz von Karl Amereller: Wehrmauer und Wehrtürme der Stadt Schrobenhausen, in: Karl Amereller / Benno Bickel / Dieter Distl / Klaus Englert (Hrsg.): Schrobenhausener Kulturschätze, Dachau 1992, S. 40-68. Der Band ist noch antiquarisch erhältlich und in Schrobenhausen in der Stadtbücherei und im Stadtarchiv, in Neuburg in der Staatlichen Bibliothek nutzbar.

 

Mauerner Höhlen – auch Weinberghöhlen genannt – sie befinden sich am Steilhang oberhalb des Dorfes Mauern, das zur Marktgemeinde Rennertshofen gehört. Die Höhlen wurden von wilden Tieren, seit der Altsteinzeit auch von Menschen genutzt. Immer wieder fanden Ausgrabungen statt. Der bedeutendste Fund ist die etwa 25.000 Jahre alte „Venus von Mauern“, eine Statuette, die sich heute in der Archäologischen Staatssammlung in München befindet (Link zu Wikipedia hier). Rund um die Höhlen gibt es Wanderwege entlang von Trockenbiotopen, die aber aus Gründen des Naturschutzes nicht verlassen werden sollten. Der Höhleneingang ist heute vergittert, um Gefährdung durch herabstürzende Felsteile und wilde Grabungen zu vermeiden. (MD, Aufnahme 2013)

 

Langenmosener Gemeindehaus – ursprünglich Langenmosener Zehentstadel. Der Zehent war ursprünglich eine Abgabe für die Kirche, der Langenmosener Zehent gebührte im Mittelalter dem Kloster der Benediktinerinnen in Neuburg. Nachdem Pfalzgraf Ottheinrich in Neuburg zum Protestantismus übergetreten war, löste er das Kloster auf. Im Jahr 1556 verkaufte er den Zehent an Hanns von und zu Sandizell, wie auf der Tafel an der Giebelseite geschrieben steht. Nach der Rekatholisierung des Fürstentums Pfalz-Neuburg erhoben die Neuburger Jesuiten Klage beim kurfürstlichen Hofrat in München auf Rückgabe der Langenmosener Zehentbezüge. Nach längeren Verhandlungen wurde eine einvernehmliche Lösung gefunden: Die Zehenten wurden im Jahr 1678 gegen Rückzahlung des ursprünglichen Kaufpreises von 7.700 Gulden an die Neuburger Jesuiten übertragen. Doch im Jahr 1706 stellten die Sandizeller Freiherrn, die zur Zeit des geschlossenen Vergleichs noch unmündig waren, beim Hofrat in München Klage, den mit den Jesuiten geschlossenen Vergleich für nichtig zu erklären. In rund ein Dutzend, zum Teil voluminösen, zunächst in lateinischer, später in deutscher Sprache abgefassten Druckschriften legten beide Parteien ihre Argumente vor. Nach Jahrzehnte langen Auseinandersetzungen, die nicht nur den kurfürstlichen Hofrat in München, sondern auch die Päpstliche Nuntiatur in Wien und den Heiligen Stuhl in Rom beschäftigten, wurde der Langenmosener Zehent im Jahr 1766 endgültig den Sandizellern zugesprochen. Im Zehentstadel wurde der Zehent eingelagert, im Wesentlichen eine Getreideabgabe, rund ein Zehntel der Ernte eines Bauern. Nach der Aufhebung des Zehenten im Jahr 1848 kaufte die Gemeinde das Gebäude und baute es zu einer Schule um. Heute dient das innen wie außen grundsanierte Gebäude als Gemeindekanzlei und beliebter Treffpunkt von Bürgern und Vereinen der Gemeinde. (Aufnahme 2013)

 

Fotopedia - Hinterkaifeck

Hinterkaifeck (2022 abgetragen)

Hinterkaifeck (Aufnahme 2013) – Marterl zum Gedenken an die Ermordeten der ehemaligen Einöde Hinterkaifeck (heute Gemeinde Waidhofen). Im Jahr 1922 kam es zu einem bis heute ungeklärten Mord, bei dem alle sechs Bewohner mit einer Reuthaue erschlagen wurden, darunter zwei Kinder. Seither hat er zahllose Menschen  bewegt, immer wieder wird das Thema in der Presse aufgegriffen, von Autoren sowie Film- und Theaterschaffenden. Auch der Erfolgsroman „Tannöd“ orientiert sich an vermuteten Ereignissen in der Einöde. Der Einödhof wurde im Jahr 1923 abgerissen. An dessen Stelle wurde ein Gedenkstein errichtet. Im Jahr 2022 wurde dieser Gedenkstein (aufgrund von früheren Beschädigungen nicht mehr das Original), entfernt (Bericht der Schrobenhausener Zeitung 30. 8. 2022). Er befand sich auf Privatgrund und dem Besitzer waren wohl die voyeuristischen Besucherkolonnen ein Dorn im Auge.

Die über 500 täglichen Zugriffe auf den Wikipedia-Artikel über Hinterkaifeck zeigen das ungeheure Interesse an diesem Mordfall. (MD.)

 




Die Gemeinden des Altlandkreises Schrobenhausen im Spiegel der Fotografie um 1930

Im Folgenden eine Verlinkung auf ein Digitalisat, präsentiert vom

 

Vorderer Buchdeckel des Fotobandes mit eingearbeiteter Lenbach-Medaille

 

Die Gemeinden des Altlandkreises Schrobenhausen im Spiegel der Fotografie um 1930

Das Münchener Digitalisierungszentrum präsentiert einen phänomenalen Fotoband über den Altlandkreis Schrobenhausen als Digitalisat. Anlass zur Erstellung des Bandes war wohl eine Verabschiedung, wie die Widmung vermuten lässt: „Die Kreislandwirtschaftsschule [Schrobenhausen] in Dankbarkeit ihrem sehr geschätzten Herrn Oberveterinärrat.“ Der Name wird dabei leider nicht genannt. Der Band wird auf die Zeit zwischen 1920 und 1950 datiert. Gefertigt wurde er von der Schrobenhausener Buchbinderei August Weber. Da der Begriff „Bezirksamt“ vorkommt (ab 1939 wurde es in Landratsamt umbenannt), sollte der Band vor 1939 entstanden sein. Der Band enthält 140 eingeklebte Fotos von allen Gemeinden des Altlandkreises Schrobenhausen – als fotografische Dokumentation eines gesamten Landkreises eine Rarität.

 

Seite aus dem Band mit der Ansicht des Bezirksamts (ab 1939 Landratsamt genannt)

 

Die Gemeinden des Altlandkreises

Fotos aus der Stadt Schrobenhausen sowie den Gemeinden Adelshausen / Alberzell / Aresing / Berg im Gau / Brunnen / Deimhausen / Diepoldshofen / Edelshausen / Freinhausen / Gachenbach / Gerolsbach / Grimolzhausen / Hirschenhausen  / Hörzhausen / Hohenried / Hohenwart / Klenau/ Klosterberg / Koppenbach / Langenmosen / Lauterbach / Malzhausen / Mühlried / Peutenhausen / Pobenhausen / Rettenbach / Sandizell / Sattelberg / Seibersdorf / Singenbach / Steingriff / Strobenried / Waidhofen / Wangen / Weichenried / Weilach / Weilenbach.

 

Der Band befindet sich im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek.

 

Auf der Downloadseite gibt es Informationen zu den Nutzungsbedingungen.

 

Wir werden versuchen, die Entstehung des Bandes noch genauer zu datieren.

 

Zum genannten Band geht es hier

 

Auf der linken Seite findet sich die Inhaltsangabe, über die man direkt zu den gewünschten Seiten kommt.

 




Vom Maß aller Dinge – alte Maße und Gewichte in Baiern

 

 


Hans-Georg Hofmann

Vom Maß aller Dinge – alte Maße und Gewichte in Baiern1

Mit lokalen und regionalen Beispielen und Bildern von Exponaten aus dem Schrobenhausener Stadtmuseum


Maß, Größe, welche zur Vergleichung mit andern gleichartigen Größen als Einheit angenommen wird“

Mit diesen nüchternen Worten beschreibt ein „Lexikon der gesamten Technik“ vom Anfang des 20. Jahrhunderts (im Literaturverzeichnis siehe Lueger) den Sinn und den Gebrauch von Maßen (und Gewichten) und den Vorgang des Messens als „Vergleichung“.

Was Menschen im Alltag am häufigsten vergleichen wollen, ist die Größe von Dingen: die Breite des Esstisches, die Höhe der Garageneinfahrt im Vergleich zur Höhe des Autos, die Rahmenhöhe des Fahrrades, der Durchmesser der Kugelschreiber-Mine. Entsprechende Messmittel wie Rollmaß, Meterstab, Schieblehre sind heute verbreitet und allgemein verfügbar. Sie basieren alle auf dem Meter, der internationalen Maßeinheit für Länge, Breite, Höhe.

 

Längenmaße

Früher wurden Längenmaße vom menschlichen Körper abgeleitet: Schuh oder Fuß, Elle – die Länge des Unterarmes, Klafter – der Abstand der Hände bei waagerecht ausgestreckten Armen. So trug jeder Mensch sein eigenes Maßsystem mit sich herum.

Das war natürlich für den Zweck des Messens nicht brauchbar. Deshalb wurden sogenannte Normale geschaffen: Für den Geltungsbereich einer Stadt oder einer Anzahl von Orten, die zu einem Kloster oder einer Hofmark gehörten, verbindlich vereinbarte Größen der gängigsten Maße. So war in einem begrenzten öffentlichen Bereich die Verbindlichkeit und Vergleichbarkeit des Messens gewährleistet. Dass aber das Messwesen in Pfaffenhofen und in Schrobenhausen übereinstimmte, davon konnte man nicht ausgehen.

Die Normale, das heißt ihre greifbaren Verkörperungen mussten den Bürgern zugänglich gemacht werden. In Regensburg befinden sich die Normale noch heute an der Außenwand des Alten Rathauses. Häufig wurden Normale an Kirchen oder anderen allgemein bekannten und gut zugänglichen Orten angebracht. In vielen Markthallen befanden sich Normale für die Getreidemaße.

 

Altes Rathaus in Regensburg: „der stat schuch / der stat öln / u. der stat klafter“

 

Zollstock 1801 (Schrobenhausener Stadtmuseum)
Man erkennt die Einteilung in Halb- und Viertel-Zoll

 

Der Tischler hatte einen Zollstock, bei dem der Schuh noch weiter unterteilt war in zwölf Zoll, und der auch Markierungen für Halb- und Viertel-Zoll zeigte. Damit konnte er das Material für den neuen Küchenkasten seines Nachbarn so zuschneiden, dass dieser genau in die Nische passte, die er vorher ebenfalls mit seinem Zollstock ausgemessen hatte. Und der Zimmermann konnte sicher sein, dass die Balken, die er nach Klaftern, Ellen und Zoll beim Sägewerk bestellt hatte, sich zu einem neuen Dachstuhl fügen ließen. Aber: Das war nur dann der Fall, wenn das Sägewerk die gleichen Maße benutzte, wie der Zimmermann, was durchaus nicht selbstverständlich war. Die Uneinheitlichkeit des Messwesens verursachte Ärgernisse, die sich bis in den privaten Bereich der Bürger auswirkten: Der Tischler konnte nicht sicher sein, dass der Schrobenhausener Küchenkasten auch in die Nische in Pfaffenhofen passte.

Eine weitere Längeneinheit war die Rute, die vor allem zur Messung der Länge und Breite von Grundstücken benutzt, in Baiern jedoch hauptsächlich bei der Landesvermessung verwendet wurde. Die Rute war an den Schuh angeschlossen. Sie hatte – abhängig von Ort und Zeit – 10, 12 oder 14 Schuh und zeigte also die von den anderen Längenmaßen her bekannte Vielfalt.

Der Nachteil dieser regionalen Unterschiede für das Wirtschaftsleben wurde von der Obrigkeit früh erkannt. Schmeller (2) zitiert aus dem Jahre 1616, zur Regierungszeit von Herzog Maximilian I.: „Dieweil allberait Ao 1553 die Eln auff die Landshueter Eln gericht worden, so ist unser Mainung, daß bemelte Landshueter Eln in unsern Fürstenthumb allain und kein ander gebraucht werde.“ Ob diese frühe Standardisierung allgemeine Beachtung fand, ist nicht bekannt.

Durch königliche Verordnung vom 28. Februar 1809 wurden in Bayern die Größenverhältnisse zwischen den Längenmaßen vereinheitlicht: Die Elle hatte 2 Schuh und 10 ¼ Zoll, der Klafter 6 Schuh, die Rute 10 Schuh.

Bei der Einführung des metrischen Maßsystems im Deutschen Reich 1872 wurde der (Bayerische) Zoll zu 2.432 cm, der Schuh zu 29,186 cm, die Elle zu 83,31 cm umgerechnet.

Bei den Entfernungen zwischen Ortschaften hat man es weniger genau genommen. Es genügte zu wissen, dass man von Schrobenhausen nach Aresing etwa eine Stunde fuhr und nach Aichach vier Stunden.

Die Stunde, wie heute der vierundzwanzigste Teil des Tages, wurde durch die Kirchenglocken oder, falls vorhanden, die Kirchturmuhr vorgegeben und war sicher keine genaue Zeitangabe.

Schmeller schreibt dazu: „Den Weg nach Meilen zu zählen, ist in Alt Baiern ganz unvolksmäßig. Man rechnet ihn … nach Stunden, d. h. so viel ein rüstiger Fußgänger in einer Stunde zurücklegt, was in der Regel eine halbe deutsche Meile ausmacht.“

Die deutsche Meile entsprach etwa 7500 m; außerdem kannte man die Postmeile zu 8600 m. Die bairische Meile maß etwa 7400 m.

 

Stundensäule aus München (Sandstein, um 1800) – Stadtmuseum München

Stundensäulen waren Entfernungsanzeiger für Reisende. Sie standen an den Ausfallstraßen und markierten die Einheit „Stunde“, die früher nicht nur ein Maß der Zeit, sondern auch eine Entfernungsangabe war. Eine geographische Stunde entsprach einer halben deutschen Meile oder 12.703 „baierischen Schuh“, das sind etwa 3,7 Kilometer. In diesem Verständnis bezeichnete die Säule die Strecke einer Gehstunde zur Stadtmitte. 

 

Feldmaße

Landwirtschaftliche Flächen waren nicht nur Produktionsmittel, sondern auch Handelsgüter: Sie wurden gekauft und verkauft, verpfändet, beliehen und versetzt.

In einer Urkunde vom 29. September 1491 (3), mit der ein Landwirt ein Darlehen aufnimmt und dafür jährlich den Ertrag von zwei Äckern entrichtet, heißt es: „… wir dürfen von den vorgenannten zwei Äckern nichts verbumbern, versetzen oder verkaufen.“ („Verbumbern“ bedeutet „auf Pump erwerben bzw. verkaufen“.) Er durfte also den Marktwert des als Sicherheit eingesetzten Pfandes nicht vermindern.

Wie für andere Handelsgüter war es notwendig, die Größe und damit den Wert landwirtschaftlicher Grundstücke zu ermitteln und zu vergleichen. Als Flächeneinheit für Grünland diente das Tagwerk, ursprünglich die Fläche, die an einem Tag gemäht werden kann. Nun hängt diese Fläche – unter anderem – von der Bodenbeschaffenheit und von der Witterung ab und war also nicht überall und nicht jederzeit von gleicher Größe.

Zum Zwecke der „Vergleichung“ war also eine allgemeinere Festlegung der Maßeinheit Tagwerk notwendig. Durch die königliche Verordnung von 1809 wurde auch das Feldmaß an den Schuh angeschlossen, indem ein Grundstück von 40 000 Quadratschuh Fläche als ein Tagwerk groß definiert wurde. Ein Grundstück von einem Tagwerk konnte also 200 Schuh mal

200 Schuh messen. Dieses Tagwerk variierte zwar mit dem Schuh, aber es ermöglichte die reproduzierbare Vermarkung und Vermessung von Grundstücken.

Flächeneinheit für Ackerland war der Juchert, das Feld, das man an einem Tag pflügen kann. In dem Namen Juchert steckt das lateinische Wort iugum = Joch, Paar von Zugtieren; es vermittelt das Bild des Landwirts, der mit seinen Ochsen ackert. Wie das Tagwerk wurde der Juchert 1809 ebenfalls auf eine Größe von 40 000 Quadratschuh festgelegt.

Weit verbreitet war auch das Dezimal, eine Fläche, die ein Zehntel des Tagwerks ausmachte, zum Beispiel 80 Schuh mal 50 Schuh.

Der Morgen, als Feldmaß in anderen Teilen Deutschlands verbreitet, hatte eine dem Tagwerk entsprechende Größe. Er war aber in Baiern nicht gebräuchlich.

Ein merkwürdiges Feldmaß ist der Bifang. Schmeller schreibt dazu: „Der Bifang, Plural die Bifäng, der Ackerbalken, das sind die, beim wiederholten Hin= und Herfahren mit dem Pflug … losgeschnittenen Streifen Erde, welche eine Erhabenheit zwischen zwey Vertiefungen (Furchen) bilden. … Die Bifänge im bairischen Flachland bestehen gewöhnlich aus vier solcher Erdstreifen. … So findet man in Urkunden häufig die Äcker nach der Zahl ihrer Bifänge bestimmt, deren Länge indessen äußerst verschieden sein kann. … Allein, da gewöhnlich in den Feldfluren mehrere gleichlange Äcker neben einander liegen, so kommt es bey einzelnen oft nur darauf an, ihre Breite zu kennen.“ Wieder die Urkunde vom 29. September 1491: „… meine zwei Äcker … der eine … siebenundzwanzig Pifang hat, der andere … hat neun Pifang.“

Ein Ratsprotokoll aus dem Schrobenhausener Stadtarchiv vom 22. Mai 1773 (4) befasst sich mit der Bitte des Stadtpfarrers Nikolaus Oberbauer, ihm ein Stück von einem gemeindeeigenen Grund zu verkaufen, auf dem er einen Garten anlegen will. Die Größe dieses Areals wird mit „33 geometrischen Ruten oder 2 Tagwerk“ angegeben. Die geometrische Rute ist demnach ein Feldmaß, das etwa 2400 Quadratschuh oder – wenn man die Rute, wie sie 30 Jahre später standardisiert wurde, zu 10 Schuh annimmt – 24 Quadratruten entsprach. Flächen wurden offenbar in diesem Maß selten gemessen, sonst wäre in dem Protokoll nicht die Umrechnung in Tagwerk angegeben worden.

 

Hohlmaße

Das bekannteste Hohlmaß ist die Maß-Kanne, meist einfach die Maß. Sie war das Volumen des Steinkrugs, aus dem das Bier getrunken wurde. Gebräuchlich war daneben die Halbe Maß, auch Seidel genannt und die Quart = Viertel (Maß). (Eine Redensart, die von Schmeller überliefert und ins Schriftdeutsche übersetzt wurde: „Wer seinen Durst mit Seideln labt, fang´ besser gar nicht an.“)

Die regionalen Unterschiede sind bei der Maß wohl gering gewesen. Die Töpfer in Keferloh und anderswo werden gewusst haben, wie groß der Keferloher sein muss und wo der Eichstrich anzubringen ist, damit sich kein Biertrinker in Baiern benachteiligt fühlen muss.

Die Maß wurde anlässlich der Vereinheitlichung des Messwesens im Deutschen Reich auf 1,069 Liter festgelegt.

Größere Flüssigkeitsmengen wurden mit dem Schenkeimer oder einfach Eimer gemessen. Er hielt 60 Maß. Davon unterschieden war der Visiereimer zu 64 Maß, nach dem der Inhalt von Fässern ausgemessen wurde.

Der Eimer wurde – wie auch andere alte Maße – nach der Einführung des metrischen Maßsystems weiter verwendet. So gibt Alexander Höcht am 23. Oktober 1873 für seine Brauerei die Herstellung von jährlich 1400 Eimern Bier an und für die Brennerei 25 Eimer Branntwein. Jakob Stief meldet am 19.Februar 1875 für seine Bierwirtschaft 800 Eimer Bierverbrauch. (5)

 

Die Apotheken, in denen sehr kleine Flüssigkeitsmengen genau gemessen werden mussten, benutzten – wie beim Gewicht – ein eigenes Maßsystem. Es geht aus von der Gallone mit 4546,1 Millilitern, die unterteilt ist in 160 Flüssigkeits-Unzen und diese in je acht Flüssigkeits-Drachmen.

Messgefäß mensuriert in Flüssigkeits-Unzenund -Drachmen

 

Messgefäße aus der Bachhuberschen Apotheke – metrisch mensuriert

 

Für den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und anderen Schüttgütern wie Salz oder Mehl waren eigene Hohlmaße oder Trockenmaße gebräuchlich. Hier waren die regionalen Unterschiede so beträchtlich, dass der Handel mit diesen Produkten erheblich erschwert war. Deshalb wurde bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts versucht, die sogenannten Getreidemaße zu vereinheitlichen.

Am 25. Mai 1731 erließ Kurfürst Karl Albrecht ein „Mandat … wegen der Getraidmässerey(6), in dem er schreibt, daß „Uns deß öfftern hinterbracht, und fürgestellet worden, Wür es auch von selbsten gnädigst ermessen, wie nutzlich es seye, daß die in unseren Landen sich verschaidentlich bezaigende Trayd=Mässerey in eines und zwar in das hiesige Münchner=Maß reduciert werde.“ Dazu hat er geeichte Muster-Gefäße (Normale!) von den Münchner Trockenmaßen „verfertigen und unsern Regierungen zuschicken lassen.“ Die Regierungen in den „Haubt=Stätten München, Landshuet, Straubing, Burghausen und Ingolstatt“ werden angewiesen, dafür zu sorgen, dass „alle in jedem Regiments=District entlegene Pfleg=Gerichts, Mautt= und Casten=Beambte, Clöster, Hofmarchen Stätt und Märckt“ solche Normale beschaffen und künftig anstelle der bisherigen unterschiedlichen Maße (es werden aufgezählt: „Schaaf, Mutt, Staab, Vierling, Kibl oder Säck, wie dieselbe ohne Ausnamb Nammen haben“) verwenden.

Um die Einführung des Münchner Maßes zu erleichtern, wird vorgeschrieben, dass „jene Stätt= und Märckts=Obrigkeiten, bey denen die Schrannen= Trayd= oder Wochen=Märckt gehalten werden, die baldigst an sich bringende hiesige Münchner=Mässerey in Gegenwart 4 aigens hierzue verpflichter Burgerlicher Raths=Freunde öffters auß= und abzumessen, und sohin die Vergleichung derselben, und der alten bißhero im Brauch gehabten Mässereyen deutlichen außgeschribner, an dem Rathhaus auf ainer Tafel anhangen zlassen haben.“ Schließlich wird noch eine Frist für die Umsetzung der Maßnahmen gesetzt: „So werden Wür nach Verfliessung obberührtern Terminus Michaeli weder in Kauff oder Verkauff auf öffentlichen Schrannen, Trayd=und Wochenmärckten, den Gebrauch einer anderen, als der hiesigen Mässerey, beyneben nicht gedulten.“

Eine weit- und umsichtige Anordnung! Es ist wohl nicht dazu gekommen, dass sie bis Michaeli 1731 vollständig umgesetzt wurde, aber sie war ein entscheidender Schritt zur Beendigung eines chaotischen Zustandes.

Das Schaff war als Hohlmaß die Basisgröße für das Messen von Trockenprodukten – Schmeller: „Das Schaff, Diminutiv Schäfflein, Schäffel. Gefäß von Böttcherarbeit, nach oben offen, …“. Man kann sich die Form des entsprechenden Behälters vorstellen!

Hier ist ein Wort zur Aussprache angebracht. Schmeller weist darauf hin, dass in der bairischen Mundart Diminutive wie Schäffel (= hochsprachlich Scheffel) oder Mässel nie mit Umlaut, sondern mit dem einfachen Laut ausgesprochen wurden: Schaffel, Massl.

 

 

Schaff aus dem Besitz des Melbers und Salz-Stößlers Georg Mühlbauer mit Eichmarken von 1880 bis 1901 am oberen Rand (Fotos: Rödig)

 

Das mit dem Mandat von 1731 verordnete Münchner Getreidemaß ist der Münchner Schäffel, der 6 Münchner Metzen enthält. Der Metzen hat 4 Viertel. Weitere Unterteilungen des Metzens gehen hinab bis zu 32 Dreißigern und 128 Mässeln in einem Metzen.

Regional unterschiedlich gab es vor der gesetzlichen Regelung eine Vielfalt an Unterteilungen des Schaffs oder Schäffels, die von Schmeller in seinem großen Artikel über das Schaff dargestellt werden.

Das Äquivalent des Schäffels im metrischen System findet sich in einem Zeitungs-Bericht vom 9. Januar 1847 über die Münchner Schranne. Dort heißt es „45 bayrische Schäffel = 100 Hektoliter“. Demnach hält ein Schäffel etwa 222 Liter, der Metzen etwa 37 Liter. (Die spätere offizielle Umrechnung ergab 222,36 Liter bzw. 37,06.) Seit den Napoleonischen Kriegen war das metrische Maß-System in Baiern bekannt, obwohl es nicht offiziell eingeführt war.

Die von der kurfürstlichen Regierung 1731 beklagte uneinheitliche „Getreidmässerei“ mit ihren Folgen für die Wirtschaft war auch im engeren Umkreis von Schrobenhausen erkennbar.

 

Für Schrobenhausen findet man Archivalien, in denen, ähnlich wie im kurfürstlichen Mandat verfügt, die alten und neuen Maße einander gegenübergestellt sind.

Eine Getreiderechnung von 1750 aus dem Schlossarchiv Sandizell (7) listet die Korngülten aus Edelshausen auf, die dem Grundherrn entrichtet werden müssen. Am Anfang steht eine „Resolvierung“, ein Vergleich des Schrobenhausener Kornmaßes mit dem neuen Münchener Maß. Daraus geht hervor, dass in Schrobenhausen der Schäffel wie in München in sechs Metzen, dieser in vier Viertel unterteilt waren. Die Schrobenhausener Maße waren aber um ein Achtel größer als die Münchner. Mit dem obigen Wert des Münchner Schäffels umgerechnet, hält der Schrobenhausener Schäffel 250 Liter, der Metzen also etwa 42 Liter.

Dieses Dokument enthält auch eine Umrechnung des Maßes von Rain am Lech. Dort hält der Schäffel 259 Liter. Im Unterschied zu München und Schrobenhausen ist er aber in acht Metzen zu je 32,5 Liter unterteilt.

 

 

In einem Dokument von Mühlried aus der Mitte des 17. Jahrhunderts wird der dortige Schäffel in fünf Metzen unterteilt; die Größe des Schäffels ist nicht angegeben.

In Pfaffenhofen hielt der Schäffel 239 Liter und war in vierzehn Strich zu je 17,1 Liter unterteilt.

Schrobenhausen, Rain am Lech, Mühlried, Pfaffenhofen: Vier Orte, die man als beispielhaft annehmen kann, haben vier verschiedenen Kornmaße: Man kann ermessen, wie schwerfällig das Wirtschaftsleben im Lande funktionierte. Bis zu einer wirkungsvollen Abhilfe dauerte es noch bis zur Reichsgründung.

 

Zinnmaße 1851 –Eichmarken auf dem oberen Rand (Stadtmuseum Schrobenhausen)

 

Getreidemaße nach 1872 – in Litern vermessen und geeicht (Stadtmuseum Schrobenhausen)

Weitere landwirtschaftliche Maße

Weitere, teilweise nur regional benutzte landwirtschaftliche Maße:

Das Sumber (Schmeller: Das Sumber oder Sümber, Korb, besonders ein dichter, aus Stroh geflochtener), auch Sümer oder Simri genannt, war als Getreidemaß in Franken gebräuchlich. Seine Größe variierte regional sehr stark; es konnte zwischen 80 und 600 Liter halten.

Das Mutt war ein Getreidemaß, an dem man die regionale Vielfalt der ursprünglichen Maße besonders gut erkennen kann. Nach Schmeller machte „das Mutt in Mühldorf 4 Schäffel, 4 Metzen, 3 Viertel und 2 Sechszehntel, in Wasserburg und Rosenheim 4 Schäffel, 2 Metzen, 1 Viertel Münchner Maßes, … in Traunstein 6 Münchner Schäffel. Das Eichstätter Mutt enthielt 28 Metzen.“ Weitere ähnliche Getreidemaße wurden in Franken und Schwaben gebraucht.

Ein verbreitetes Maß für Handelswaren war der Saum. Er bezeichnete ursprünglich die Last, die der Säumer auf seinem Pferd über die Alpen transportierte und entsprach ungefähr 250 Pfund. Später wurde er allgemein für große Warenmengen gebraucht und bezeichnete dann oft Großhandels-Waren im Gegensatz zu Waren im Detail-Verkauf. Deshalb wurde im Flachland der Großhändler auch als Säumer bezeichnet.

Ein spezifisches Maß war auch der Holzklafter, die Volumeneinheit für Brennholz. Ein Holzklafter maß ein Klafter Breite mal ein Klafter Höhe mal Scheitlänge, also ungefähr drei Kubikmeter.

Gewichte

Grundeinheit für die Gewichtsmessung war das Handelspfund, auch kurz als Pfund bezeichnet, das 560 Gramm entsprach. Hundert Pfund waren ein Zenten. (Bei Eiern wurde der Zenten auch als Zählmaß verwendet: Ein Zenten = 100 Stück.)

Die weitere Aufteilung:

1 Pfund = 16 Unzen = 32 Lot = 128 Quent = 512 Pfennig = 7680 Gran.

Im Alltag der Bevölkerung waren die Gewichtsmaße zum Beispiel bei der Herstellung und beim Kauf von Brot zu beachten. Brot war wie heute eines der wichtigsten Nahrungsmittel. Deshalb wurde der Preis des Brotes – wie der anderer Grund-Nahrungsmittel – vom Magistrat reguliert und bei Bedarf an die Entwicklung der Getreidepreise angepasst.

Die verschiedenen Brotsorten hatten festgelegte (niedrige) Preise, die nicht beliebig unterteilt werden konnten. Die Regulierung des Brotpreises erfolgte deshalb so, dass das vorgeschriebene Gewicht der einzelnen Brotsorten nach dem Getreidepreis variiert wurde. (8)

Ein Beispiel aus dem späten 17. Jahrhundert (9):

Am 10. November 1689 kostete der Weizen 9 Gulden (je Schäffel). Für die Semmel zu einem Pfennig war ein Gewicht von 2 Lot 2 Quent 2 Pfennig, also etwa 46 Gramm, vorgeschrieben. Das Ein-Kreuzer-Röggl musste 14 Lot 2 Quent, etwa 250 Gramm, wiegen.

Am 20. Oktober 1690 lag der Preis für Weizen bei 7 Gulden 2 Schilling Pfennige. Entsprechend musste das Brot schwerer sein: Die Ein-Pfennig-Semmel hatte 3 Lot 2 Pfennig, etwa 55 Gramm, und das Röggl zu einem Kreuzer 16 Lot 2 Quent, etwa 290 Gramm.

 

Der Pfennig kommt hier mit zwei unterschiedlichen Bedeutungen vor: Als Währungseinheit ist er der zweihundertvierzigste Teil des Guldens, als Gewichtseinheit der fünfhundertzwölfte Teil des Pfundes.

 

Die Einhaltung der vorgeschriebenen Gewichte der Brote wurden vom Stadtmagistrat kontrolliert. Man findet in den Ratsprotokollen immer wieder Einträge über die Bestrafung von Bäckern wegen zu niedrigen Brotgewichts. So wurde am 29. Juli 1701 bei zwei Bäckern, Josef Grabmayer und Georg Harter, zu leichtes Brot gewogen; sie wurden mit Geldstrafen belegt (10).

 

Neben dem Handelsgewicht gab es zwei weitere „branchenbezogene“ Gewichtssysteme, die früh im 19. Jahrhundert in Deutschland Länder-übergreifend normiert worden waren.

Das erste war das Münzgewicht, das auch für ungemünzte Edelmetalle verwendet wurde. Es basierte auf der Kölnischen Mark, die etwa 234 Gramm hielt und in 8 Unzen, 64 Quentchen und 256 Pfennig unterteilt war.

Betrügerische Münzverschlechterung, also die Verminderung des Feingehalts einer Münze an Gold oder Silber und Ersatz durch minderwertige Metalle, kam so häufig vor, dass vor allem Kaufleute und Händler sich dagegen schützen mussten. Dazu gab es Feinwaagen mit Gewichts-Sätzen, die mit den Gewichten der gängigen „echten“ Münzen identisch waren. Die schlechten Münzen waren leichter als die unverfälschten. Mit der Münzwaage konnten sie schnell und zuverlässig erkannt und als Zahlungsmittel zurückgewiesen werden.

Feinwaage zur Münzprüfung 1856 (Stadtmuseum Schrobenhausen)

 

Als zweites spezifisches System gab es das Apothekergewicht, dessen Anwendungsgebiet sich aus dem Namen ergibt. Das Apothekerpfund entsprach etwa 360 Gramm und war unterteilt in 12 Unzen, 96 Drachmen 288 Skrupel und 5760 Gran.

 

Das Pfund wurde vielfach auch als Zähleinheit benutzt und entsprach 240 Stück. So konnte man von einem Pfund Kälberstricke, einem Pfund Zaunlatten oder auch einem Pfund Pfennig sprechen. Eine weitere Zähleinheit war der Schilling, der 12 Stück bedeutete.

Beide Zähleinheiten haben lange überlebt in der britischen Währung: Ein Pfund Sterling =20 Shilling zu je 12 Pence = 240 Pence.

Salz

Salz wurde bis in das 20. Jahrhundert hinein nicht nur als Speisewürze, sondern auch zum Konservieren von Fleisch und Gemüse oder zur Fermentierung von Weißkohl zu Sauerkraut verwendet. Auch verschiedene Gewerbe wie Brauereien, Färber, Gerber hatten Bedarf an Salz. Die Menge, die pro Kopf der Bevölkerung verbraucht wurde, war ein Vielfaches der heutigen Menge. Salz war ein wichtiges und begehrtes Handelsgut: “Weißes Gold“.

Das Salz wurde in den Salinen nach dem Trocknen in hölzerne konische Fässer – Kufen – kräftig eingestampft, so dass eine kompakte Masse entstand. Diese Kufe bzw. ihr Inhalt, die Scheibe Salz, war die Versand-Einheit und zugleich das Handelsmaß. Eine Scheibe wog ungefähr eineinhalb Zenten oder 85 Kilogramm.

Der Ausstellungs-Katalog „Salz Macht Geschichte“ (siehe Literatur-Verzeichnis) ist eine umfassende Dokumentation über die Gewinnung, den Transport und die Handelswege des Salzes in Bayern. Er ist ein Muss für alle, die sich detaillierter über das Weiße Gold informieren wollen.

 

Hölzerne Salzschaufel des Melbers und Salzstößlers Georg Mühlbauer

Schrobenhausen bezog sein Salz von den landesherrlichen Salzämtern in München und Ingolstadt, seltener auch aus dem Fürstentum Pfalz-Neuburg. Im städtischen Salzstadel wurden die Scheiben zerstampft und an die Hockner (11) verkauft, die sie Dreißiger-weise weiterverkauften. Der Verkaufspreis war von der Stadt vorgeschrieben.

Eine Episode über die Folgen unterschiedlicher regionaler Maße: Im Januar 1765 beschwerten sich die Hockner, weil die Ingolstädter Salzscheiben kleiner als die 83 Dreißiger waren, nach denen die Stadt den Verkaufspreis kalkuliert hatte (12). Die Stadt wandte sich an den Salzbeamten in Ingolstadt mit der Bitte, der Vorschrift entsprechende Salzscheiben zu liefern. Dieser teilte mit, dass im Salzamt jede Scheibe überprüft und falls erforderlich, auf 83 bis 84 Dreißiger aufgefüllt werde. Die Stadt wählte dann aus ihrem Bestand drei Salzscheiben aus und ließ sie vom Eichmeister, von den Hocknern und vom Ratsdiener in Dreißigern ausmessen. Es stellte sich heraus, dass die Scheiben zwischen 71 und 75 Dreißiger hielten. So war also 25 Jahre nach der Anordnung des Kurfürsten der Schrobenhausener Dreißiger noch um etwa 10 Prozent größer als der Ingolstädter.

Der letzte und zu seiner Zeit einzige Salzstößler in Schrobenhausen war der Melber Georg Mühlbauer. Er hatte 1884 eine Hypothek auf sein Haus zugunsten der bayerischen Salinen-Verwaltung eintragen lassen. Dies war die Bedingung, dass er mit Salz beliefert wurde.

Von seinem Salzhandel ist eine hölzerne Schaufel erhalten geblieben.

Wasser

Bernhard Rödig (13) hat beschrieben, wie ab Mitte des 15. Jahrhunderts Wasser aus den umgebenden Moosen und Quellhorizonten in Deichel-Leitungen in die Stadt geführt wurde. So stand der Bevölkerung frisches Wasser in Röhrbrunnen zur Verfügung und man war nicht auf das Wasser aus dem Stadtbach oder den Stadtgräben angewiesen.

Viele Bürger, vor allem Gewerbetreibende wie Bräuer, Färber oder Johannes Senser für seine Tuchfabrik, waren auf fließendes reines Wasser in ihrem Betrieb angewiesen. Sie konnten auf eigene Kosten eine Leitung auf ihr Grundstück legen, deren lichter Durchmesser entsprechend ihrem Bedarf festgelegt wurde. Die Wassermenge, die sie bezogen, wurde in Steften gemessen. Ein Steften entsprach einem Fluss von zwei Maß pro Minute. Im 17. und

  1. Jahrhundert lagen die üblichen Wassermengen, die die Stadt lieferte, zwischen einem Viertel und einem Steften pro Anschluss.

Die Gebühr, die die Stadt für das gelieferte Wasser verlangte, war recht hoch: 1712 ließ sich der Färber Hans Georg Scheffler einen Viertel Steften liefern und bezahlte dafür einen Gulden jährlich (14). (Zum Vergleich: Am 16. Oktober 1711 kauft der Färber Franz Knogler das sogenannte Käsränftelsche Haus in Schrobenhausen für 400 Gulden (15).)

Ein Maß für die Ergiebigkeit von Solequellen war das Röhrl. Es entsprach in Reichenhall einem Fluss von 20 Kubikmetern in 24 Stunden.

 

Die bayerische Landesvermessung 1801

Was hat die bayerische Landesvermessung mit den bairischen Maßen und Gewichten zu tun? Zum ersten Mal wurde bei dieser Gelegenheit die künftige universelle Längeneinheit, das Meter, verwendet.

Bayern hatte im zweiten Koalitionskrieg an der Seite Österreichs gegen Frankreich gekämpft. Nach dem Sieg der Franzosen bei Hohenlinden besetzte die französische Armee ganz Süddeutschland bis sie 1802, nach dem Frieden von Lunéville, wieder abzog.

Die Franzosen installierten 1800 in Nymphenburg eine „Commission des routes“, die für die Heeresführung eine genaue Karte von Bayern herstellen sollte. Nach ihrem Abzug entstand daraus das Bayerische Topographische Büro, das von Kurfürst Maximilian IV. Joseph mit der Fortsetzung der von den Franzosen begonnenen Arbeit beauftragt wurde.

Als erster Schritt der Landesvermessung war es erforderlich, die Länge einer „Basislinie“ für die Triangulierung (16) mit äußerster Genauigkeit zu bestimmen. Die Endpunkte dieser Linie lagen in München am Föhringer Ring bei St. Emmeram und bei Aufkirchen westlich von Erding. Diese Endpunkte wurden durch Granitpyramiden gekennzeichnet und sind somit noch heute erkennbar.

Die Leitung der Vermessung dieser Linie übernahm der französische Ingenieurgeograph Charles Rigobert Bonne. Die Arbeiten begannen am 25. August 1801. Die Länge der Strecke durch das menschenleere Erdinger Moos wurde mit Holzstangen von fünf Metern Länge „abgeschritten“. Nach 42 Tagen ergab sich die Länge der Basislinie zu 21 Kilometer 653 Meter 80 Zentimeter. Messungen mit heutigen modernen Mitteln zeigten, dass Bonne sich um weniger als einen Meter „vermessen“ hatte.

Da in Bayern das Meter noch nicht eingeführt war, wurde die Basislänge in bayerische Ruten zu je 10 Schuh umgerechnet und ergab 7 419,267 Ruten.

Basispyramide Aufkirchen

 

Von den Endpunkten der Basislinie wurden dann die Winkel zu den nächsten trigonometrischen Punkten ermittelt und so schrittweise die Triangulierung des Landes durchgeführt. Damit wurden die Grundlagen für die ersten genauen Flurkarten im Maßstab 1:5000 geschaffen, die mit den im Laufe der Zeit erforderlichen Revisionen über viele Jahrzehnte der Kartographie Bayerns zugrunde lagen.

 

Vereinheitlichung der Maße und Gewichte in Bayern 1809

Ein neuer Vorstoß zu einem in ganz Bayern einheitlichen Messwesen unternahm König Maximilian I. Eine Verordnung vom 28. Februar 1809 zur „Einführung eines gleichen Maß-, Gewichts- und Münz-Fußes …“ erklärte die gesamten Münchner Maße, also nicht nur wie in dem Mandat von 1731 die Hohlmaße zur Getreidemessung, für das ganze Königreich als verbindlich und setzte damit fort, was, offenbar wenig erfolgreich, seit mindestens Anfang des 18. Jahrhunderts angestrebt worden war.

 

Das metrische Maßsystem wird eingeführt

Erst mit der Reichsgründung kam das Ende der Vielfalt des Messwesens in Deutschland. Das metrische Maßsystem wurde durch Reichsgesetz vom 16. April 1871 mit Wirkung ab 1. Januar 1872 verbindlich eingeführt.

Die amtlichen Aktivitäten wurden sofort auf das neue System umgestellt. Im Stadtarchiv ist das „Schrannen-Manual 1802 – 1892“ (17) erhalten. In diesem Archivale sind für jede Schranne (also wöchentlich) und für die vier Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste und Hafer jeweils die Mengen an Getreide festgehalten, die zur Schranne geliefert und die verkauft wurden, sowie die Preise, die bezahlt wurden. Die Maßeinheit war zunächst der (Münchner) Schäffel. Am Anfang der Eintragungen für das Jahr 1872 findet sich die Notiz: „Vom Jahre 1872 an Maaß und Preis pro Hektoliter“.

Schwieriger und langwieriger war die Umstellung im privaten Bereich. Es gab manche Hindernisse. Die Anwendung der alten Maßeinheiten hatte eine lange Tradition; sie waren seit alters vertraut. Die neuen Einheiten mussten in Tabellen nachgeschlagen oder aus den alten umgerechnet werden. Ihre Benennungen waren ungewohnt und wirkten abstrakt gegenüber den vertrauten alten Namen.

 

Ein vielgenutztes Hilfsmittel

 

Inzwischen hat sich das metrische Maßsystem wie in Bayern nahezu weltweit durchgesetzt. In Baiern kennt man noch die Namen der alten Maßeinheiten: Zoll, Tagwerk, Unze und Schäffel. Ihre ursprüngliche Funktion ist eine geliebte Erinnerung.

 

Anmerkungen

(1)  Ich verwende die Bezeichnung Baiern wie üblich als Synonym für Altbaiern, während mit Bayern das Territorium des Königreichs gemeint ist.

(2)  Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch. Dieses Werk, dessen erste Auflage 1827 – 1837 erschien, ist auch heute noch unentbehrlich für jeden, der sich für bairische Sprache, Kultur und Geschichte interessiert. Ich verwende es in der Folge häufig, ohne jedes Mal Schmellers Namen zu erwähnen.

(3)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Darlehensvertrag zwischen Hans Will und der Dreifaltigkeitskirche Peutenhausen vom 29. September 1491

(4)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Ratsprotokolle B 106

(5)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Gewerbeanmeldungen Schrobenhausen A 20/8

(6)  Sammlung der neuest und merkwürdigisten Churbaierischen Generalien und Landesverordnungen, N. IX. München 1771.

(7)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Edelshauser Getreiderechnung 1750. Bestand Schloßarchiv Sandizell, R. 31

(8)  Die Obrigkeiten waren sich des Einflusses bewusst, den der Brotpreis auf das Wohlergehen und die Stimmung in der Bevölkerung hatte.

(9)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Ratsprotokolle B 66 und B 67

(10)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Ratsprotokolle B 76

(11)   Hockner waren ursprünglich Händler, die ihre Ware auf der Rückentrage, der Hucke, trugen. Später wurden allgemein Kleinkrämer als Hockner bezeichnet.

(12)   Stadtarchiv Schrobenhausen – Salzakte, Akten Nr. 39, 40 und 41

(13)   Rödig, Bernhard: Wasser für die junge Stadt. In: Direktor, Max (Hrsg.): Schrobenhausen im Mittelalter. Schrobenhausen 1997

(14)   Stadtarchiv Schrobenhausen – Ratsprotokolle B 80

(15)   Stadtarchiv Schrobenhausen – Briefprotokolle 1711 – 1713

(16)   Triangulierung = Dreiecksmessung. Traditionelle Methode der Landesvermessung. Dazu wurde das Land durch ein Netz von gedachten Dreiecken überzogen, deren Eckpunkte (Trigonometrische Punkte) dauerhaft festgelegt wurden. Sie wurden so im Gelände ausgewählt, dass sie wechselseitig mit Theodoliten angepeilt werden konnten. Die Länge einer der Verbindungslinien musste mit äußerster Genauigkeit bestimmt werden. Sie war die sogenannte Basislinie des Netzes. Die Lage der weiteren Punkte konnte dann schrittweise durch (die wesentlich einfachere) Winkelmessung ermittelt werden.

(17)     Stadtarchiv Schrobenhausen – A 20/7

Literatur

  • Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik … . 2. Auflage, Stuttgart, Leipzig 1904 – 1910
  • Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Leipzig und Wien
  • 1905 ff.
  • Salz Macht Geschichte. Katalog und Aufsätze zur gleichnamigen Ausstellung. Haus der Bayerischen Geschichte. Hrsg. von Manfred Treml … – Augsburg 1995
  • Schlender, Johannes: Über das Messen von Längen vor 1872.
  • In: Restaurator im Handwerk – Die Fachzeitschrift für Restaurierungspraxis 3/2015
  • Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch. 2. Ausgabe, München 1872 –1877 (Nachdruck 1985)
  • Scholz, Günter & Klaus Vogelsang: Einheiten – Formelzeichen – Größen. Leipzig 1991
  • Stadtarchiv Schrobenhausen: Verschiedene Archivalien
  • Trapp, Wolfgang: Kleines Handbuch der Maße, Zahlen Gewichte und der Zeitrechnung. 2. Auflage, Stuttgart 1996

 

 

Fotos: Hofmann, falls nicht anders vermerkt

 




Burgheim – 150 Einblicke in die Vergangenheit

Burgheim auf einer Postkarte um 1906

 

Markt Burgheim – 150 Einblicke in die Vergangenheit

Eine Buchempfehlung

Aktuell die umfassendste und attraktivste Darstellung einer Gemeindegeschichte im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen: Die Geschichte des Markts Burgheim. Und die hat viel mehr zu bieten, als man denkt: wichtige, marktähnliche Siedlung zur Römerzeit, dichte frühmittelalterliche Besiedlung, Adelige, Hofmarken, Gerichtssitz, Marktrechte – die spannenden Themen reichen bis in die unmittelbare Gegenwart. Dass dieses Projekt verwirklicht werden konnte, ist zuallererst Bürgermeister Michael Böhm zu verdanken und Dr. Dorothea Zitzmann, der Vorsitzenden des Heimatgeschichtlichen Vereins Burgheim. Sie haben das Projekt ins Rollen gebracht uns sich um die Finanzierung gekümmert.

 

150 Einblicke – ein neues Konzept

Schon der Untertitel zeigt, dass mit dieser Chronik neue Wege beschritten werden sollten. „Der Grundgedanke ist, dass in kurzgefassten zweiseitigen Beiträgen alle wichtigen Aspekte der Burgheimer Vergangenheit bis zur Gegenwart vorgestellt werden sollen“, heißt es im Vorwort. Jedes Thema zwei Seiten – kann das gutgehen?

Erstaunlich gut, muss man sagen. Denn damit ist das Buch sehr leserfreundlich geworden, man muss nicht Seite für Seite lesen, sondern kann einzelne Kapitel auswählen, die in sich weitgehend geschlossen sind, immer wieder neue Eindrücke sammeln, das Buch auch einfach mal zwischendurch in die Hand nehmen. Ein nicht zu unterschätzendes Plus gerade in einer Zeit, in der immer weniger lange zusammenhängende Texte gelesen werden.

Die Bandbreite der Themen ist groß und chronologisch in größere Kapitel verpackt. Von der Vorgeschichte über die Römerzeit ins Mittelalter – von dort aus in die Neuzeit, aus allen Perioden finden sich sachkundige, verständlich geschriebene Texte, zum Beispiel über Handwerk, Kirchen, Schulen, Mühlen, Gassen und Wege, Armenfürsorge, Medizinalwesen, Vereine. Topographische Karten erleichtern die geographische Einordnung, zahlreiche Bilder geben visuellen Einblick in vergangene Zeiten.

Statt alle Themen aufzuzählen, verlinken wir weiter unten auf das umfangreiche Inhaltsverzeichnis.

Weitere Besonderheiten, die positiv auffallen: die Chronik geht bis in die unmittelbare Gegenwart und weckt vielfach Erinnerungen bei Bürgern, die die letzten Jahrzehnte noch miterlebt haben. Auch die oft vernachlässigte Gewerbegeschichte erhält ausführlich Raum.

Viele Themen werden beispielhaft abgehandelt und sind so auch für Nicht-Burgheimer interessant, zum Beispiel Artikel zur Alltagsgeschichte wie über Bader, Ärzte, Hebammen, Seuchen, Wasenmeister oder Armenfürsorge.

 

Alle Ortsteile

Nicht selten werden die Ortsteile bei Gemeindechroniken etwas stiefmütterlich behandelt, nicht hier. Insgesamt 8 Gemeinden wurden zwischen 1972 und 1976 nach Burgheim eingemeindet: Dezenacker, Illdorf, Kunding, Leidling, Moos, Ortlfing, Straß und Wengen. Zu jedem dieser Gemeindeteile gibt es jeweils zwei Seiten Orts- und zwei Seiten Kirchengeschichte, allesamt verfasst von Dr. Manfred Veit, dem langjährigen Kreisheimatpfleger unseres Landkreises, der hier aus seinem umfangreichen Wissensfundus schöpfen konnte.

 

Viele fachkundige Autoren

Dass dieses Werk inhaltlich so gelungen ist, ist Marcus Prell zu verdanken, der nicht weniger als 35 Autorinnen und Autoren gewinnen konnte – neben Heimatforschern auch regional und überregional anerkannte Historiker und Archäologen. Kurze Biographien der Autoren finden sich im Anhang.

 

Blick ins Buch

Da es unmöglich ist, hier alle Themen aufzuzählen, präsentieren wir das Inhaltsverzeichnis hier.

Eine kleine Leseprobe eines Beitrags von Marcus Prell über „Holzbrücken und Fähren. So überquerten Burgheimer früher die Donau“ finden Sie hier.

 

Das Buch im Überblick – Erwerbsmöglichkeit

Buch präsentiert sich im Großformat als Hardcover mit Fadenheftung und  372 Seiten und ist durchgehend vierfarbig gedruckt. Das Layout ist sehr professionell und abwechslungsreich, die Bebilderung exzellent. Der Preis von 32,50 Euro ist angesichts der hohen Qualität und Aufmachung auf keinen Fall zu hoch gegriffen.

Markt Burgheim. 150 Einblicke in die Vergangenheit, hrsg. vom Heimatgeschichtlichen Verein Burgheim, Burgheim 2022

Das Buch kann bestellt werden bei Dr. Dorothea Zitzmann unter zitzmann.hgvburgheim@web.de 

 

 

 




Familien- und Heimatforscher – offener Stammtisch für alle

Stammtisch Familien- und Heimatforscher – offen für alle

Der offizielle Name klingt inzwischen eigentlich zu bescheiden, denn die „Familien- und Heimatforscher Schrobenhausener Land“ haben Interesse weit über die Landkreisgrenzen hinaus geweckt, auch aus umliegenden Großstädten kommen Gäste und Referenten, die Lokalzeitungen berichten regelmäßig, auch TV Ingolstadt kommt gerne.

Eine wichtige Quelle für Familien- und Heimatforscher: die Briefprotokolle, die nicht nur vom Landgericht, sondern auch von Städten und Hofmarksgerichten geführt wurden. Sie dokumentieren u. a. Käufe von Häusern und Grundstücken, Hofübergaben, Eheverträge, Testamente und gelten somit als Vorläufer der Notariatsurkunden.

 

Forscher-Stammtisch – inzwischen der größte in Bayern

Als Forscherstammtisch sieht sich die Gruppe um Anna Probst, ein Verein hätte zu viel bürokratischen Aufwand erfordert. Sechs- bis achtmal pro Jahr treffen sich Interessenten in Lampertshofen zu Vorträgen, zum Erfahrungsaustausch, zur gegenseitigen Unterstützung und zu gemütlichem Zusammensein unter Gleichgesinnten. Dabei wird auch Neulingen oder weniger Erfahrenen der Einstieg in die Forschungstätigkeit erleichtert, z. B. durch Schreib- und Leseübungen. Daneben werden Exkursionen organisiert, sie führten zum Beispiel in umliegende Stadtarchive, in die Schlösser Neuburg und Sandizell und verschiedene Bibliotheken, ins Vermessungsamt Pfaffenhofen und Bistumsarchiv Augsburg.

Der Stammtisch ist inzwischen wohl der größte seiner Art in Bayern, rund 130 Adressen von Interessenten sind in der Mailingliste verzeichnet, rund 60 bis 90 Besucher kommen zu den Vortragsabenden – den Rekord hält ein Vortrag über die HIAG in Schrobenhausen mit 141 Besuchern.

Wie vielfältig die Themen und Tätigkeiten sind, lässt auch die Rubrik „Rückblick“ auf der Homepage des Stammtisches erkennen.

Das Programm ist ambitioniert und wird von vielen hochrangigen Referenten getragen, wie das hier präsentierte Jahresprogramm 2025 zeigt:

Wie alles begann

Im Herbst des Jahres 2000 traf sich auf Initiative der Familien- und Heimatforscher Anna Probst, Josef Ilg und Josef Huber eine kleine Gruppe Gleichgesinnter aus der Gegend um Schrobenhausen zu einem Gedanken- und Informationsaustausch. Dieses Treffen führte zur Gründung der Interessengemeinschaft Familien- und Heimatforscher Schrobenhausener Land. Seither ist der Interessentenkreis Jahr für Jahr gewachsen – und reicht inzwischen weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Seit über 10 Jahren wird der Stammtisch von Anna Probst in Autenzell organisiert – unterstützt durch zahlreiche Stammtischmitglieder.

 

Kontakt und Homepage

Willkommen zu den Vortragsabenden ist jeder, der an den angebotenen Themen Gefallen findet. Die Teilnahme ist – abgesehen von 5 € jährlichem Unkostenbeitrag – kostenlos, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

Homepage: Einen Überblick über die Tätigkeit und einen Rückblick auf das breite und reichhaltige Programm der letzten Jahre bietet die Homepage

http://www.ahnenforscher-schrobenhausener-land.de.

Hier finden sich auch Links zu den Berichten von TV Ingolstadt.

 

Veranstaltungsort: Gasthaus Felbermaier, Schützenstraße 4, 86562 Lampertshofen (Gemeinde Berg im Gau, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen)

Kontaktadresse: Anna Probst

anna.probst@gmx.de
… oder einfach anrufen unter 08252 / 6043

 

Projekt Sterbebilder

Der Forscherstammtisch beteiligt sich sehr engagiert am Sterbebilderprojekt des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde (BLF). Dort sind inzwischen rund 1,2 Millionen Sterbebilder erfasst worden, der Stammtisch hat einen hohen Anteil an diesem Erfolg. Seit 2013 hat Anna Probst (Administratorin beim Sterbebildprojekt) einen Durchzugsscanner vom BLF, daher besteht jederzeit die Möglichkeit, bei den Treffen oder auf Anfrage Sterbebilder einzuscannen.

Sterbebilder bieten nicht nur zahllose familien- und ortsgeschichtliche Informationen, sie spiegeln Erinnerungskultur und Volksfrömmigkeit, bieten aber auch zeitgeschichtliche Bezüge über die Sterbebilder der Gefallenen der Weltkriege. Familienforscher bedauern, dass in den letzten Jahren auf den Sterbebildern keine Geburts- und Sterbeorte mehr angegeben werden, was Recherchemöglichkeiten enorm erschwert.

 

Forschungsmöglichkeiten für Landkreis und Region

Für unseren Landkreis wurden bisher außergewöhnlich viele Sterbebilder eingescannt. Eine zahlenmäßige Abschätzung ist schwierig, es werden auf jeden Fall „Zehntausende“ sein. Gespeichert sind die Scans beim Landesverein für Familienkunde

Bayerisches Sterbebilderprojekt | Bayerischer Landesverein fuer Familienkunde e.V. (blf-online.de)

Die Recherche ist für jedermann und über alle gescannten Bilder möglich, die auf den Bildern befindlichen Daten werden für alle zur Verfügung gestellt. Mitglieder des Landesvereins können auch Scans der Bilder erhalten, allerdings nur von Bildern vor 1953 – wegen der Urheberrechte an der Bildgestaltung.

 

 

 

 

 

 




Die römische Donaubrücke bei Stepperg

Die römische Donaubrücke bei Stepperg – eine Buchempfehlung

Die römische Donaubrücke bei Stepperg (Gemeinde Rennertshofen, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) verband einst die sogenannte Donausüdstraße mit dem Limesgebiet und gehörte zu den bedeutendsten Donauübergängen des 2. Jahrhunderts n. Chr. Nach ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1992 untersuchte die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU) in sieben Tauchkampagnen die in der Donau schlummernden Reste. Im Jahr 2015 wurden die Forschungen abgeschlossen. Zur Einstimmung auf das hier vorgestellte und empfohlene spannende Buch das Vorwort von Marcus Prell, der maßgeblich an der Erforschung beteiligt war, für die erste Auflage des 2018 erschienenen Werks.

 

 

Vorwort zur 1. Auflage 2018

Als ich am 21. September 1992 mit meiner Tauchausrüstung von Neuburg nach Stepperg fuhr, hatte ich großes Glück. Es war ein sehr heißer Sommer gewesen und die Donau stand an diesem Tag nahezu still, ideal um nach den erhofften Resten der Römerbrücke zu suchen, die hier angeblich über die Donau führte. Aus der Ferne sah ich einen mir noch unbekannten Mann bei der Feldarbeit unterhalb des Antonibergs. Ich steuerte auf ihn zu und fragte höflich-naiv, ob er etwas vom Standort einer ehemaligen Brücke wisse. Es war wohl Schicksal, dass ich auf Anton Riedl getroffen war, Fischer, Zillenbauer und Enkel des letzten Stepperger Fährmanns. Vom Südhang am Antoniberg zeigte mir Anton Riedl nahezu punktgenau eine Stelle in der Donau und rund dreißig Minuten später hatte ich in drei Metern Wassertiefe eine Gruppe hölzerner Balken und Pfähle entdeckt. Als junger Archäologiestudent war mir klar, dass ein paar Hölzer noch kein Bauwerk ausmachten und ihr Alter erst im Labor bestimmt werden müsse, doch die Wahrscheinlichkeit, auf die gesuchte Römerbrücke gestoßen zu sein, war hoch. Über 20 Jahre lang sollte mich die Brücke nicht mehr loslassen, eigentlich bis heute nicht.

Auch die Stepperger Landschaft übt eine magische, beinahe mystische Anziehungskraft aus. Der Antoniberg mit seinen drei Kapellen, Aussichtsplatz und anerkanntes Naturdenkmal, gilt als beliebtes Ausflugsziel bei Wanderern und Radlfahrern. Gleich in der Nähe führt der Donauradweg vorbei. „Wo genau verlief denn die Brücke?“ Diese Frage wurde oft gestellt. Im Mai 2015 installierte der damalige Historische Verein Rennertshofen vor Ort eine Infotafel samt „Fenster in die Vergangenheit“, an der Interessierte ihre gröbste Neugier stillen können. Das hier vorgelegte Heft soll weiterführende Fragen beantworten, die Herangehensweise an eine derartige Tauchuntersuchung erläutern und dieses bemerkenswerte Bodendenkmal, das bedauerlicherweise unsichtbar in den Donaufluten schlummert, näher vorstellen, bevor es irgendwann einmal von Erosion und Strömung zur Gänze zerstört und verschwunden sein wird.

Am Beginn jeglicher Forschungen, ob in der Archäologie oder anderen Wissenschaften, stehen immer gezielte Fragen, auf die man eine Antwort sucht. Meist liefern die durchgeführten Untersuchungen zwar einige Antworten, werfen jedoch zugleich neue Fragen auf. Folgende Fragestellungen stehen bei der Erforschung historischer Brückenanlagen im Allgemeinen und folglich auch bei der Stepperger Römerbrücke im Mittelpunkt:

  • Wo genau stand die Brücke?
  • Gibt es Altforschungen?
  • Wie erfolgt die Dokumentation versunkener Brückenreste?
  • Welche Brückenreste sind noch vorhanden?
  • Warum bauten die Römer an dieser Stelle?
  • Wann stand die Brücke?
  • Wie sah die Brücke zur Römerzeit aus?
  • Wie lief der Bauvorgang ab?
  • Ist ein Schutz des Bodendenkmals möglich?
  • Wie kann man Wissen weitergeben?

In den sieben Tauchkampagnen zwischen 1992 und 2011 absolvierte die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU) unter fachlicher Begleitung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in Stepperg 313 Tauchgänge mit 366 Tauchstunden. Dabei konnten auf einen Großteil der Fragen Antworten gefunden werden.                                                                                                     

Marcus Prell

 

Bezugsmöglichkeiten

Die römische Donaubrücke bei Stepperg, hrsg. von der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V., Neuburg Donau 2022 (2. Auflage), 64 Seiten DIN A 4, Hardcover, mit 125 meist farbigen Abbildungen, ISBN 978-3-947630-02-8

Preis: 16,99 €

 

zu bestellen über:

PRELLBOOK-Verlag
Kreuter Weg 6
86633 Neuburg
Tel. 08431 / 53 92 82
info@prellbook.de

 

 

paardon.de empfiehlt

Besuchen Sie auch die Homepage des PRELLBOOK Verlags

www.prellbook.de

Gegründet wurde der Kleinverlag von Marcus Prell – aus Liebe zu Büchern, wie er selbst schreibt. Digitaldruck ermöglicht heute Kleinauflagen zu erschwinglichen Preisen. Der Verlag hat ein übersichtliches, doch dafür umso interessanteres Angebot. Für historisch Interessierte neben dem Werk zur Römerbrücke empfehlenswert: die Dissertation Marcus Prells über „Armut im antiken Rom“, immer noch die umfassendste deutschsprachige Abhandlung zu diesem Thema. Burgheims bedeutendste Dichterin Olga Brauner (1894-1981), geboren im Riesengebirge, dann als Heimatvertriebene in Burgheim beheimatet, wird mit einem Band ihrer Gedichte gewürdigt.

Es gibt Leseproben, bestellen kann man die Bücher über den Verlag selbst.

 

 




Aus Ambach um die Welt – Buchempfehlung zu einer abenteuerlichen Forscherreise im Jahr 1901

Foto vor der Gastwirtschaft Lang. Franz Xaver Lang ist die zweite Person von links.

Aus Ambach um die Welt … Das kleine Dorf Ambach ist heute Ortsteil der Gemeinde Ehekirchen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Im Jahr 1901 machte sich der Ambacher Gastwirtssohn Franz Xaver Lang auf zu einer Weltreise. Stationen waren unter anderem: Bremerhaven – New York – San Franzisko – Hawaii – Japan – China – Sumatra – Ceylon – Ägypten – Genua – München. Der Weltreisende führte Tagebuch, das im Jahr 2022 unter dem Titel „Man möchte tausend Augen haben“ veröffentlicht wurde. Eine sehr außergewöhnliche Überlieferung eines aus einfachen Verhältnissen stammenden Mannes aus unserem Landkreis.

 

Im Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 2022 wurde von Karin Precht-Nußbaum eine ausführliche Rezension veröffentlicht, die wir empfehlen möchten und hier mit Genehmigung der Redaktion präsentieren.

 

Einige Informationen voraus: Ambach bildete zusammen mit der Einöde Kagerhof zu dieser Zeit eine eigene, sehr kleine Gemeinde mit im Jahr 1900 nur 194 Einwohnern. Franz Xaver Lang wurde 1863 in die dortige Gastwirtsfamilie geboren. Er hatte die Möglichkeit, eine höhere Schule zu besuchen, anschließend Theologie zu studieren. Im Jahr 1889 wurde er zum Priester geweiht. Später begann er ein Studium der Naturwissenschaften und promovierte im Fach Botanik. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er als Gymnasiallehrer in Gotha (Thüringen), wo er im Jahr 1939 starb.

Grüße aus Singapore: „Die besten Grüße an Euch alle. Xaver“

Das Tagebuch, das sich heute in Familienbesitz befindet, wurde von der auf dem Gumppenberg bei Pöttmes lebenden Autorin und Lehrerin Silvia Eckert-Wagner in Zusammenarbeit mit dem Ehekirchener Bräu und Heimatkundler Georg Zett im Pöttmeser SUB Verlag herausgegeben.

 

Erwerb des Buchs

Franz Xaver Lang: Man möchte tausend Augen haben. Pfarrer Lang auf Welt- und Studienreise 1901 / 1902, Pöttmes 2022 (SUB Verlag, ISBN 978-3-944175-04-1)

Das vor allem mit Bildern aus dem Nachlass von Franz Xaver Lang reich illustrierte, 200 Seiten umfassende Buch kann für sehr günstige 12 Euro bezogen werden über:

Georg Zett

Untere Schanze 263 1/2

86633 Neuburg

0170  80 59 893

z.bayern@t-online.de

 

Bilder: privat




Geschichte der Neuburger Presse von 1918 bis 1951

Die erste Nummer der „Neuburger Nationalzeitung“ – Beispiel für eine völlig gleichgeschaltete Presse

Die Geschichte der Presse führt oft ein Schattendasein in der Orts- und Regionalgeschichte. Zu Unrecht. Denn lange Zeit war die Presse politisch, ja parteipolitisch geprägt, die Publikationen beeinflussten die Leser, in unserem Landkreis im genannten Zeitraum oft im konservativen oder gar nationalsozialistischen Sinn.

Im Jahr 2008 präsentierte das Neuburger Stadtmuseum in enger Zusammenarbeit mit dem Neuburger Stadtarchiv und der Katholischen Universität Eichstätt die Ausstellung „Umbrüche. Leben in Neuburg und Umgebung 1918 bis 1948“. Begleitend zur Ausstellung, die vom 28. März bis 5. Oktober 2008 im Stadtmuseum und im Neuburger Schloss zu sehen war, ist ein umfangreicher Katalogband erschienen. der nicht nur die wichtigsten Exponate der Ausstellung dauerhaft festgehalten hat, sondern gleichzeitig über zahlreiche Aufsätze tiefe Einblicke in diesen Zeitraum  gewährt.

Der Band präsentiert Aufsätze zum Beispiel zu Themen wie Stadtentwicklung, Novemberrevolution, Parteien und politische Bewegungen in der Weimarer Republik, die Stellung der Arbeiterbewegung in einer wenig industriell geprägten Stadt, den Aufstieg des Nationalsozialismus, die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs, die Zwangsarbeit, den Einmarsch der Amerikaner und die Entnazifizierung. Die Entwicklung Neuburgs in diesem Zeitraum ist oft  symptomatisch für andere bayerische Kleinstädte und deshalb weit über lokale Grenzen hinaus interessant.

Der Band ist inzwischen vergriffen. Das Stadtarchiv hat daher einige Aufsätze freigeschaltet und damit für alle nutzbar gemacht. Zum Schluss dieses Überblicks verlinken wir auf den Aufsatz zur Neuburger Pressegeschichte.

Auch heute sind Tageszeitungen politisch nicht völlig neutral: Sie lassen sich in der Regel in ein politisches Spektrum einordnen, doch steht meist ein selbst gestecktes Ziel der objektiven Berichterstattung im Vordergrund. Anders noch in der Weimarer Republik, hier war die Tagespresse zum großen Teil parteipolitisch oder weltanschaulich bestimmt oder doch geprägt. So bekannte sich das Neuburger Anzeigeblatt mit der höchsten Auflage in Stadt und Bezirk ausdrücklich zur Bayerischen Volkspartei (BVP), einer katholischen Partei, die zunächst die Weimarer Koalition unterstützte, jedoch auch viele monarchische Elemente in sich trug und schließlich 1933 auch für das Ermächtigungsgesetz stimmte.

Auch andere, zum Teil nur kurzfristig erschienene Pressepublikationen, waren parteipolitisch geprägt:  so die Neuburger Freie Zeitung des Bayerischen Bauernbundes oder die Schwäbische  Volksstimme der Nationalsozialisten. Gegen Ende der Weimarer Republik versuchte der nationalsozialistische Donaubote aus Ingolstadt in Neuburg Fuß zu fassen – mit dem Ergebnis, dass die zweite Neuburger Zeitung, die Neuburger Neuesten Nachrichten, sich den Nationalsozialisten öffneten. Das Jahr 1933 bedeutete schließlich die Gleichschaltung der Neuburger Presse im nationalsozialistischen Sinn.

Die Presselandschaft nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in unserer Region durch die Pressepolitik der Amerikanischen Militärregierung bestimmt, mit der die alte kleinräumige Presselandschaft abgelöst werden sollte. Erreicht wurde dies durch die Vergabe von regionalen  Presselizenzen, zum Beispiel für die SCHWÄBISCHE LANDESZEITUNG in Augsburg und den DONAUKURIER in Ingolstadt – beide schließlich auch mit Lokalausgaben. Noch heute sind diese Lizenzgebiete über die Verbreitungsgebiete der AUGSBURGER ALLGEMEINEN und des DONAUKURIER nachvollziehbar.

Der Überblick über die Pressegeschichte gibt zugleich einen tiefen Einblick in die politische Entwicklung von Stadt und Landkreis Neuburg. Der gesamte Artikel kann über die Homepage des Stadtarchivs Neuburg heruntergeladen werden, nämlich hier.

 

Der Katalogband „Umbrüche“

Dietmar Grypa / Barbara Höglmeier / Barbara Zeitelhack: UMBRÜCHE – Leben in Neuburg und Umgebung 1918 – 1948, Neuburg 2008 (Stadtmuseum, 516 S.)

Eine Inhaltsangabe mit weiteren freigeschalteten Aufsätzen finden Sie hier.

Der Band „Umbrüche“ ist noch mit etwas Glück antiquarisch erhältlich , eine gute Suchmöglichkeit bietet das Portal www.eurobuch.de.

Ansonsten kann man den Band über das Stadtarchiv Neuburg, die Staatliche Bibliothek Neuburg, den Historischen Verein Neuburg und die Neuburger Stadtbücherei nutzen.

Auch im Stadtarchiv Schrobenhausen ist der Band einsehbar, da es die Ausstellung mit zahlreichen zeitgenössischen Exponaten allgemeinen Inhalts unterstützt hat.

 

Presse oft vernachässigt: Pressegeschichte als wichtiger Teil der Regionalgeschichte