Klebend die Welt erkunden – Karl Stögers Collagen

Neue Schrobenhausen-Collagen von Karl Stöger

 

Bei diesem Text handelt es sich um eine Vernissagen-Rede, gehalten am 30. September 2023, anlässlich der Einzelaustellung von Karl Stöger im Schrobenhausener Pflegschloss-Museum.

 

Es geht los

Ich heiße Sie herzlich willkommen, freue mich namens des Ausstellers über Ihren Besuch und möchte Sie gleich beruhigen: Meine Rede wird kurz sein. Oft und lange genug habe ich mir bei Vernissagen die Beine in den Bauch gestanden, um zu wissen, was Besucher sich wünschen. Kürze!

Eines will ich schon gar nicht, die wunderschönen und wundersamen Bilderlebnisse, die auf Sie warten, wortreich zu zerreden. Deshalb nur fünf Anmerkungen, wobei ich gar nicht verhehlen will, dass meine Worte subjektiv sind. Über einen, mit dem man seit recht genau 40 Jahren befreundet ist, „objektiv“ zu sprechen, ist natürlich völlig unmöglich. – So, das war die erste Anmerkung.

 

 

Biografie

Karl Stöger ist einer, den es nach Schrobenhausen verschlagen hat. Zumindest für fast 25 Jahre. Als „Eingeborener“ war ich immer schon neugierig, welches Geschick – Beruf, Liebe, Zufall – Menschen nach Schrobenhausen schickt. Was Schrobenhausen mit ihnen macht und umgekehrt.

Um es kurz zu machen: Karl Stöger zählt für mich zu der eher seltenen Neubürger-Kategorie, die Schrobenhausen unaufdringlich und ohne dezidiertes Sendungsbewusstsein bereichert und beschenkt haben. Auf vielerlei Gebieten, aber vor allem künstlerisch und kulturell. Karl Stöger macht Bücher, Musik, Filme und – natürlich Collagen.

Geboren wurde Karl Stöger am 1. Dezember 1946 in München und durfte im damals ruhigen, noch nicht recht urbanen Stadtteil Allach zusammen mit mehreren Geschwistern in einer ausgesprochen kunstsinnigen Familie aufzuwachsen. Der Vater, von Beruf Architekt, war ein ebenso passionierter Zeichner wie Musiker in einem Streichquartett.

Karl Stöger machte zunächst eine Ausbildung als Schriftsetzer, die man seinen in Schrift und Gestaltung klassisch schönen Büchern in Typographie und Layout bis heute ansieht. Dann beschritt er den zweiten Bildungsweg, studierte Pädagogik, trat seine erste Stelle als Lehrer an, und 1983 – vor 40 Jahren, durfte sich Schrobenhausen darüber freuen, dass er an die Hauptschule versetzt wurde.

Sieben Jahren an der Hauptschule folgten 14 Jahren an der Grundschule. So hat fast eine Generation Schrobenhausener Schülerinnen und Schüler Stögersche Kreativität und Lebenssicht mit auf den Weg bekommen. Denn er war ein ungewöhnlicher Lehrer, wie Eltern und ehemalige Schüler bis heute betonen. Daneben engagierte sich Karl Stöger unter anderem im damals noch jungen „Eine-Welt-Laden“, spielte Bass im Günther-Schilling-Trio und eroberte sich seine neue Heimat Schrobenhausen mit – ja womit? – natürlich mit seinen Collagen.

2006 kehrte Karl Stöger in seine Heimatstadt München zurück und zog das große Los. Er bekam eine der begehrten Wohnungen in der berühmten denkmalgeschützten Wohnsiedlung Borstei an der Dachauer Straße im Stadtteil Moosach. Und da er kein Nehmender, sondern ein Gebender ist, veröffentlichte er seither mehrere Publikationen über die Borstei. Zudem betreut er das Borstei-Museum.

 

Collage – was ist das eigentlich?

Im Kunstbetrieb, den Geld und nicht Kreativität regiert, sind Collagen ein wenig randständig. Liegt es am Fehlen teurer Farben und goldener Rahmen, wie mal ein Kunsthistoriker gemeint hat? Im Zeitalter von Installation und Performance wohl kaum. Wie auch immer. Die Geschichte der Collage, wie sie in der Kunstgeschichte kanonisiert ist, geht auf das frühe 20. Jahrhundert zurück und beginnt gleich mit zwei großen Namen: Georges Braque und Pablo Picasso, die um 1910 begannen, auf gemalte Bilder Zeitungausschnitte oder auch Tapetenstücke aufzukleben und das Ergebnis „papier collé“ und schließlich schlicht „Collage“ zu nennen. „Collé“ und „Collage“ sind Ableitungen des französischen Verbs „coller“, das „leimen“ oder auch „kleben“ bedeutet. Im Deutschland machte sich der Maler und Dichter Curt Schwitters mit Collagen einen Namen, zeitbedingt dann einen so „schlechten“, dass er als „entarteter Künstler“ 1937 vor den Nationalsozialisten nach Norwegen emigrieren musste. Seine 1919 entstandene Collage „Das Undbild“ hängt heute in Paris im Centre Pompidou. Es gäbe noch eine ganze Reihe weiterer Namen zu nennen, aber wir sind ja hier nicht in der Volkshochschule.

Wie sich die Stadt verändert – wow! (Aha! Die Landesgartenschau!)

Es gibt Collagen, bei denen man den Eindruck gewinnt, der Künstler habe das halbe Sortiment eines durchschnittlichen Baumarkts verarbeitet. Karl Stöger hingegen ist ein Purist, ja ein Minimalist: Seine Collagen, also seine „Klebebilder“ zeichnen sich durch das „Stögersche Reinheitsgebot“ aus: Sie bestehen aus nur zwei Elementen, die noch dazu aus dem gleichen Stoff sind, nämlich bedrucktem Papier. Das gilt für alle, nahezu alle seiner Arbeiten. Wie Sie selber sehen werden.

Ich mache jetzt auch eine Collage, nämlich eine Rede-Collage. Und zitiere, wie Karl Stöger seine Arbeit im Mai 2001 anlässlich einer Einzelausstellung in Schrobenhausens Partnerstadt Bridgnorth beschrieben hat:

„Ich habe mir zur Auflage gemacht, hauptsächlich Bilder zu verwenden, die mir der Alltag auf den Schreibtisch spült: Postkarten, Prospekte, Zeitschriften, Kalender und sogar Hochglanzbildbände, die niemand mit einer Schere anzugreifen wagen würde, sind die Fundgruben für meine Collagen. Je größer das Chaos auf meinem Schreibtisch, umso besser. Bilder sind wie Leute: Es kommt darauf an, wen man trifft und mit wem man dann zusammen(k)lebt.“

Mehr als „Schere, Klebstoff und ein paar Bilder“ brauche es dazu nicht. Und wenn all das den Schreibtisch bevölkere, ist nach Karl Stögers Erfahrung das eigentlich schwierige, keine Collage zu machen. Denn die Bilder auf dem Schreibtisch würden sich wie von selbst zu „Kindern des Zufalls“ zusammenfinden. Eine Replik dieses magischen Schreibtischs finden Sie in dieser Ausstellung.

Das magische Moment will ich ja nicht völlig in Abrede stellen. Doch dass Perspektiven, Proportionen und Farbklänge harmonieren, ist schon dem Auge des Meisters geschuldet. Daneben braucht es noch die schöpferische Seele, um formal Verbundenes zu einem Inhalt, zu einer Botschaft zu verknüpfen, die gern auch sibyllinisch sein darf, einen großen Interpretationsraum öffnet und Spannung erzeugt.

 

SOB-Collagen

Alltag macht blind oder zumindest unaufmerksam. Wir gehen am Rathaus vorbei, aber sehen wir es? Wir hasten geschäftig über den Stadtwall, aber nehmen wir ihn wahr?

Karl Stögers Collagen können Schrobenhausenerinnen und Schrobenhausenern Schrobenhausen wieder näherbringen. Mal sind es die starken Kontraste der Collagen, mal die kleinen Nuancierungen, subtile Verfremdungen, die den Betrachtenden vermeintlich Wohlbekanntes mit neuen Augen sehen lassen und neue Erkenntnismöglichkeiten eröffnen. Und oft geht dieses Erkennen mit einem Schmunzeln einher. Drei Hauptmotive sind immer wieder präsent:

  • Das Rathaus und der Lenbachplatz
  • Der Stadtwall
  • Lenbachs Hirtenknabe

Das Schrobenhausener Rathaus vor wechselnden Hintergründen, mal exotisch, mal anheimelnd, mal dystopisch, zeigt uns, wo wir sein könnten, wo wir wirklich sind. Karl Stöger bietet auch architektonische Varianten des Rathauses. Mancher wird aufatmen: „Es hätte noch schlimmer kommen können!“

Was wäre Schrobenhausen ohne Stadtwall? Oder, fast noch spannender: Was wäre der Stadtwall ohne Schrobenhausen? Schauen Sie genau hin!

Der knapp 200 Jahre alte Hirtenknabe ist längst aus der Zeit gefallen und drängelt sich trotzdem immer wieder in das Schrobenhausen der Gegenwart. Will er was von uns? Oder wir von ihm?

Sogar Tagesgeschehen eignet sich dazu, auf einer Stöger-Collage interpretiert und manchmal auch glossiert zu werden. Sei es 1986 die Lenbach-Jubiläumsausstellung im Rathaus oder aktuell die Landesgartenschau.

Die Ausstellungsstücke, die Sie heute sehen, sind fast alle – bis auf ein Original hinter Glas – hochwertige Drucke. Denn die Schnittkanten und Kleberänder sind fragil, verführen dazu, die perfekten Übergänge mit dem Finger nachfahren, und schon ist es passiert …

Die Originale der insgesamt gut 200 Schrobenhausen-Collagen hat Karl Stöger dem Stadtarchiv vermacht. Hoffentlich wird dieses Schatzkästlein bewahrt, solange es sie noch gibt, diese unsere Welt.

 

 

Non-SOB-Collagen

Dass in einer Schrobenhausener Ausstellung Schrobenhausen-Collagen im Mittelpunkt stehen, ist nachvollziehbar. Doch umfasst diese Werkschau neben 57 Prozent Schrobenhausen auch 42 Prozent „Rest-der-Welt-Collagen“, wie Karl Stöger genau ausgerechnet hat. Diese 42 Prozent repräsentieren mehr als 2000 Collagen, die das Hauptwerk des Künstlers darstellen. Es gibt kein Thema zwischen Himmel und Erde, das vor seiner Schere sicher wäre. Glanz und Elend der Welt, des menschlichen Tuns und Erleidens, Witziges und Abgründiges, Botschaften und Rätsel vereinigen sich zu einem Collagen-Atlas der Erde.
Besonders ziehen Karl Stöger Gegensätze an.

  • Hart und weich
  • Gestern und heute
  • Sanft und grob
  • Natur und Maschinenwelt
  • Abstraktes und Gegenständliches
  • Teile und das Ganze

Oft dienen ihm berühmte Werke der Weltkunst als Grundlage von Umdeutungen und Adaptierungen. So zum Beispiel Marienbilder.

In einem kleinen, aber feinen Büchlein hat er sich jüngst mit der Evolution beschäftigt. Wie herrlich weit haben wir es doch gebracht!

Auch wenn bei uns Schrobenhausenern Schrobenhausen einen etwas größeren Platz auf dem Globus einnimmt als anderswo: Betrachten Sie sich diese Stögerschen Welt-Collagen bitte mindestens so intensiv wie seine „SOBiana“! Sie werden es nicht bereuen.

Klebend die Welt zu verändern zu wollen, ist heute en vogue. Klebend die Welt erkunden, ist Karl Stögers Weg.

  • Lassen Sie sich von Karl Stöger eine kleben!
  • Gehen Sie ihm vielleicht auch mal auf den Leim!
  • Genießen Sie diese Ausstellung!

Anmerkung: Bereits 1988 veröffentlichte Karl Stöger ein Collagen-Buch mit dem Titel Schrobenhausen in anderen Ansichten, das wir anlässlich der Ausstellung als Digitalisat präsentieren.


 




Als das Internet nach Schrobenhausen kam

Kein World Wide Web, keine E-Mail und kein Smartphone? Wer heute 25 Jahre alt ist, kann sich eine Welt ohne Internet wohl nur schwer vorstellen. Doch ist es erst gut 25 Jahre her, als Schrobenhausen seinen ersten bezahlbaren Internet-Zugang erhielt. Und das dank einer zivilgesellschaftlichen Initiative namens „Bürgernetz Neuburg-Schrobenhausen e. V.“ Denn die großen, marktbeherrschenden Provider gab es damals noch gar nicht.

Für die technische Umsetzung sorgte in Schrobenhausen, das damals zu den Internet-Pionieren in Bayern zählte, der Verein „Schrobenhausen Online e. V.“ Die Server nebst dazugehörender Technik wie Modems, ISDN-Leitungen etc. standen im Keller der Franz-von-Lenbach-Realschule. So fand denn auch die offizielle Eröffnung des „Bürgernetzes Neuburg-Schrobenhausen“ am 28. Novemeber 1996 in der Aula dieser Schule statt. In unveränderten Wortlaut veröffentlichen wir hier als kleines Dokument aus den Kindertagen der „Digitalisierung“ eine Rede, die aus diesem Anlass gehalten wurde.

Rede zur Eröffnung des „Bürgernetzes Neuburg-Schrobenhausen“ am 28. November 1996

1838, drei Jahre nachdem die erste deutsche Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth dampfte, soll ein Medizinalgutachten erschienen sein, wonach bei Geschwindigkeiten über 40 km/h die Reisenden ganz unweigerlich einem jähen Tode ausgeliefert seien. Solches Tempo, hieß es, könne der menschliche Körper keinesfalls ertragen. Nun steht zwar heute nirgendwo zu lesen, daß der Datentransport mit mehr als zwei Megabit letal endet. Dennoch haben das frühe 19. und das späte 20. Jahrhundert vieles gemeinsam. Damals wie heute war die Menschheit mit einer Revolution der Kommunikation konfrontiert. War es damals der physische Transport von Menschen und Gütern, so ist es heute die Übermittlung von Information. Und damals wie heute wußten viele Menschen nicht so recht, was sie von all diesen nur schwer einschätzbaren Entwicklungen halten sollen.

"Homepage" des Bürgernetzes Schrobenhausen

„Homepage“ des Bürgernetzes Neuburg-Schrobenhausen – Testbetrieb im Mai 1996 (Screenshot: Bürgernetz Neuburg-Schrobenhausen)

Die Eisenbahn bedeute das Ende aller Kriege, sagten Kulturoptimisten eine goldene Zukunft voraus. Und die Pessimisten sahen das Abendland mit Schnellzugtempo in den Abgrund des Maschinenzeitalters rasen. Haben wir Grund, darüber heute überheblich zu lächeln? Das Internet, prophezeien die einen, führe dank unbegrenzt verfügbarer Information zu selbstverantworteter Basisdemokratie und rationaler Entscheidungsfindung. Das Internet, prophezeien die anderen, führe unweigerlich zum gläsernen Menschen, zum totalen Überwachungsstaat, zur Mediokratie. Abstufungen zwischen diesen beiden Extremen, vermengt mit Mythen, Legenden und waghalsigen Prognosen, finden Sie in jeder Computer-Zeitschrift.

Wie auch immer. Das Internet ist da. Und es wird zunehmend unseren Alltag mitbestimmen. Ob wir das Internet wollen oder nicht, ist dabei völlig belanglos. Wir werden nicht gefragt. Wesentlich ist, was wir aus dem Internet machen. Entscheidend ist, ob wir uns passiv dareinfügen und nur konsumieren, oder ob wir unser „digitales Geschick“ selber in die Hand nehmen, mitbestimmen und mitgestalten.

Die bayerischen Bürgernetze sind ein hervorragendes Instrumentarium, um einen selbstbestimmten und verantwortungsvollen Umgang mit dem Medium Internet zu erlernen. Umso mehr freut es uns, daß der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zu den Pionieren zählt, zu den ersten Landkreisen, die in diesen Wochen und Monaten an’s Netz gehen. So haben wir allen Grund, heute ein wenig zu feiern. Und daß wir feiern können, das ist in erster Linie der Initiative und Aufgeschlossenheit von Landrat Dr. Richard Keßler zu danken. Ebenso danken wir dem Kreistag, der die nicht unerheblichen Mittel für die Anschaffung der Technik und die laufenden Betriebskosten bereitgestellt hat.

Das Bürgernetz Neuburg-Schrobenhausen bietet allen Bürgern einen Internet-Zugang ohne teure Gebühren. Es fallen lediglich die Telefonkosten zum Ortstarif an. Darüberhinaus will das Bürgernetz aber auch lokale Informationen aus dem Kreisgebiet, den beiden Städten und den Gemeinden bieten. Hier sind alle Bürger herzlich eingeladen und aufgerufen mitzumachen. Und je mehr sich beteiligen, desto lebendiger wird dieses lokale Informationssystem, das vom Behördenwegweiser über politische und Vereinsnachrichten bis zum Veranstaltungskalender, den Fußballergebnissen und der Theaterkritik vom Wochenende reichen kann. Anregungen dazu wollen die bereits bestehenden Informationsseiten der beiden Städte Neuburg und Schrobenhausen, der Gemeinden Aresing, Karlshuld und Brunnen geben. Und wir hoffen – mit dem heutigen Eröffnungstag stehen wir ja erst ganz am Anfang -, daß die noch bestehenden weißen Flecken auf der Landkreiskarte in den nächsten Monaten immer weniger werden.

Wenn Sie mitmachen wollen, so geben Ihnen das Bürgernetz und die beiden Betreibervereine „Neuburg Online“ und „Schrobenhausen Online“ jederzeit gerne Auskunft. Sicher werden sich einige von Ihnen fragen, warum man für ein Netz gleich drei Vereine braucht. Ist da vielleicht wieder einmal die in Strukturen selbstverliebte Vereinsmeierei zugange? Oder will gar jeder sein eigenes Süppchen kochen? Keineswegs! Die Erklärung ist ganz einfach. Die Welt der Kommunikation hat sich etwas rascher entwickelt als das Steuerrecht. Und so wurde es erforderlich, für den Betrieb der Einwählcomputer – der eine in Schrobenhausen wird heute eröffnet, der andere in Neuburg soll bald folgen – eigene Vereine ins Leben zu rufen. Aber seien Sie versichert: Wir machen und wollen alle dasselbe!

Sie werden sich vielleicht schon gewundert haben, wo bleibt die Computer-Fachsprache in dieser Rede? Wann geht’s endlich los mit dem abschreckend-geheimbündlerischen Kauderwelsch, im Vergleich zu dem uns Chinesisch vertraut erscheint wie ein bayrischer Dialekt? Ich muß Sie – hoffentlich angenehm – enttäuschen! Was Sie als Nutzer des Bürgernetzes wissen müssen, können Sie in ganz normalem Deutsch erfahren.

Wenn Sie Anfänger sind, meiden Sie am besten den Umgang mit selbsternannten Experten hinter deren fachsprachlichen Tiraden sich in der Regel bestenfalls ein Mangel an Kompetenz oder Charakter, manchmal auch an beidem, verbirgt. Wer seinen Videorecorder oder seine Programm-Waschmaschine beherrscht, kommt auch mit dem Internet zurecht.

Um Nutzer des Bürgernetzes zu werden, benötigen Sie einen Computer, eine Verbindung zwischen Computer und Telefon und einige Zugangsprogramme. Sie können dann eine Verbindung zwischen ihrem Computer und dem Einwählcomputer des Bürgernetzes herstellen, der hier im Keller der Franz-von-Lenbach-Schule untergebracht ist. Von diesem Einwählcomputer können Sie alle lokalen Informationen abrufen, die Sie interessieren. Sie können aber auch ins weltweite Internet gehen, indem Sie die entsprechende Adresse eingeben oder in einem großen Register, einer sogenannten Suchmaschine, ein Stichwort eintippen.

Der Server-Schrank des Bürgernetzes Neuburg-Schrobenhausen im "Haus im Moos".

Der Server-Schrank des Bürgernetzes Neuburg-Schrobenhausen im „Haus im Moos“.

Vielleicht interessiert Sie auch, wie man vom Keller der Realschule in den Rest der Welt kommt? Da ist zuerst eine Standleitung, eine ständig geschaltete Telefonleitung, die zur Fachhochschule in Ingolstadt führt, wo sich der nächsthöhere Einwählcomputer befindet. Von da führt eine Leitung des Deutsches Forschungsnetzes DFN zur Universität Eichstätt, von da führt eine weitere DFN- Leitung zum nächsthöheren Knoten. Und so geht das weiter, bis Sie – häufig, aber nicht immer – in Sekundenschnelle über ein Tiefseekabel oder eine Satellitenverbindung in den USA, in Australien oder sonstwo landen. Es gibt nur mehr wenige Länder, die nicht am Internet hängen, beispielsweise die Zentralafrikanische Republik oder Laos.

Doch zurück nach Schrobenhausen und zur anderen Seite des Einwählcomputers. Auf dieser anderen Seite befinden sich 16 Telefonleitungen – acht althergebrachte und acht sogenannte ISDN-Leitungen -, die sich allesamt mit der gleichen Nummer anwählen lassen. Es können sich also maximal 16 Nutzer gleichzeitig einwählen. Wir sind übrigens gespannt, wie lange diese Kapazitäten ausreichen. Sie sehen, so einfach ist es, ins Internet zu gehen!

Die größte Hürde, die Sie als neuer Nutzer erwartet, ist das Antragsformular, das Sie ausfüllen müssen. Denn ganz ohne Bürokratie geht es leider nicht. Dann aber steht Ihnen die weite Welt des Internets offen. Und was immer Sie in diesem unerschöpflichen Reservoir an Information suchen, wir wünschen Ihnen, daß Sie es finden. Sei es nun der letzte Brief von Karoline von Günderode an Achim von Armin – die richtige Adresse lautet hier University of Massachusetts – oder der Würzburger Pizzaservice – wir wünschen Ihnen viel Erfolg im Bürgernetz Neuburg-Schrobenhausen.

Benno Bickel
stellv. Vorsitzender „Bürgernetz”; 1. Vorsitzender „Schrobenhausen Online e. V.“




Joseph Sattler – Grafiker und Illustrator

Ein Grafiker zwischen Vergessen und Wiederentdeckung?

»Ich sehe für ihn eine Karriere voraus gleich jener von Aubrey Beardsley, dem Illustrator von King Arthur, dessen Genie mit dem seinen verwandt ist. … Es ist merkwürdig festzustellen, daß zwei ähnliche Begabungen gleichzeitig sich entfalten«, schreibt 1895 Friedrich Warnecke, der Begründer des Berliner Ex-libris­Vereins.«1

»Man kann die modernen Exlibris schier in zwei Klassen ordnen: erstens Sattler, und zweitens alles Übrige«, urteilt um die Jahrhundertwende der Kunstkritiker Kühl. 2»Seine 19 Zeichnungen sind von einer unbestreitbaren Originalität geprägt«, anerkennt die gewöhnlich mit Lob nicht gerade großzügig umgehende französische Kunstzeitschrift » L‘Art« nach einer 1893 stattfindenden Ausstellung im »Salon de Paris«, der den damals gerade 26jährigen Künstler mit einer »mention honorable« auszeichnet.3

 

Josef Sattler, Monogramm, Radierung, 11,5 x 9,5 cm, ca. 1924

Josef Sattler, Monogramm, Radierung, 11,5 x 9,5 cm, ca. 1924

Den, von dem hier die Rede ist, dem eine Zukunft wie Beardsley prophezeit wurde, sucht man heute in Konversationslexika und Kunstenzyklopädien vergeblich. Joseph Kaspar Sattler (1867- 1931) ist vergessen. Zu Recht oder zu Unrecht? Hielt das zeitgenössische Urteil einer Betrachtung aus der Distanz nicht stand, oder hatte eine schnellebige Zeit einfach keinen Platz für diesen Außenseiter? War es zu umständlich, eine passende Schublade für ihn zu finden, die ihn uns im Karteitrog der Klassifizierten und Eingeordneten in die Gegenwart hinübergerettet hätte? Diese Fragen können und sollen hier nicht eindeutig beantwortet werden. Vielleicht aber findet sich zu ihrer tiefergehenden Klärung doch einmal ein Kunsthistoriker, der Sattler eine Monographie widmet, oder ein Studierender der Kunstgeschichte, der – Modetrends hinter sich lassend – ihn als Thema seiner Abschlußarbeit für würdig befindet. [Anmerkung 2023: Das ist zwischenzeitlich geschehen] Reiches Material hierzu böte die Sattler­Sammlung der Stadt Schrobenhausen, die seit 1978 im historischen Hartl-Turm an der Wehrmauer untergebracht ist.4 [Anmerkung 2023: Die Schrobenhausener Sattler-Sammlung ist seit Jahren im Depot und der Öffentlichkeit nicht zugänglich]

Wenn auch eine Würdigung des Sattlerschen Œuvres aus heutiger Sicht also noch aussteht, so kann dennoch zweifelsfrei festgestellt werden, daß sich eine Beschäftigung mit diesem »Zeichner, Graphiker, Illustrator und Schriftkünstler«, wie die Vielseitigkeit des Künstlers gerne zusammengefaßt wird, äußerst lohnt. Freilich, im ersten Augenblick scheint es schwer, Zugang zu seinem Werk zu finden. Zu fremd sind dem heutigen Betrachter die vorzugsweise im Mittelalter angesiedelten Themen. Wem schon sind die »Wiedertäufer« ein Begriff? Und eine Prachtausgabe der Nibelungensage, vordergründig auch zur Verherrlichung von Chauvinismus und Imperialismus der Wilhelminischen Ära bestimmt, widerstrebt trotz ihres künstlerischen Wertes erfreulicherweise – noch – häufig demokratischem Selbstverständnis der Gegenwart. Das Faszinierende an Sattlers Arbeiten ist jedoch die ungeheure, elementare Phantasie, nicht selten um eine satirische Note angereichert, die trotz aller Zeitbefangenheit des Künstlers ein waches Auge für zeitlos übergreifende Kritik an »Menschlichem-Allzumenschlichem« offenbar werden läßt.

Aus der Mappe "Die Wiedertäufeer"

Josef Sattler. Tod des Propheten Jan Matthiesen, Lichtdruck, 15 x 15 cm. Aus: „Die Wiedertäufer“ 1895

Sattler und Schrobenhausen – biografischer Zufall ohne Folgen

Von allen Künstlern, die in diesem Buch [Anmerkung 2023: gemeint ist das »Schroenhausener Lese- und Bilderbuch«] behandelt werden, bleibt Sattlers Beziehung zu Schrobenhausen die zufälligste, an ausmachbaren Konsequenzen geringste. Er wurde eben hier geboren, weil sich sein Vater gerade für einige Jahre in der kleinen Stadt niedergelassen hatte, ehe er Attraktiveres fand. Dies zeigt sich auch am kunstgeschichtlichen Selbstverständnis Schrobenhausens. Ehe das Museum eröffnet wurde, das so etwas wie eine lokale »Sattler-Renaissance« brachte, rangierte sein Name an letzter Stelle.

Unternimmt man den Versuch, Sattlers Lebensweg zu skizzieren, so stößt man schnell auf Grenzen. Zwar liegt eine leidlich genügende Anzahl »harter« biographischer Fakten vor, doch lassen diese nur ein grobes Raster entstehen, ein zu grobes, als daß der Mensch Joseph Sattler als Individuum aus Fleisch und Blut sinnlich faßbare Konturen annehmen könnte. 5

Joseph Sattlers Geburtshaus in Schrobemhausen (Foto ca.1920. (Stadtarchiv Schrobenhausen)

Joseph Sattlers Geburtshaus in Schrobemhausen, heute Metzgergasse 3 (Foto ca.1920, Stadtarchiv Schrobenhausen)

Joseph Kaspar Sattler wurde am 26. Juli 1867 in Schrobenhausen geboren. 6 Sein Vater, Joseph Sattler, Glas- und Dekorationsmaler, war wohl Ende 1863 von Donaualtheim nach Schrobenhausen gezogen, erwarb das spätere »Engelhard-Haus« (heute Lenbachstraße 68; 1982 abgerissen) und verheiratete sich 1864 mit der Organistentochter Rosalie Lachner. Joseph Sattler sen. scheint ein Mann der Tat gewesen zu sein. Wie anders ließe es sich erklären, daß der Zugezogene, die Gunst der Stunde nutzend, 1870 Bürgermeister der Stadt wurde und dieses Amt drei Jahre innehatte? Doch bereits 1875 zog die Familie Sattler nach Landshut.

Der kleine »Sepp«, wie man ihn wohl gerufen haben mag, verbrachte also seine ersten acht Lebensjahre in Schrobenhausen. Über diese Zeit ist weiter nichts bekannt. Spekulationen, Franz von Lenbach sei der Taufpate Joseph Kaspar Sattlers gewesen, erwiesen sich als Fehlschlag. So reizvoll es auch für Heimatkundler gewesen wäre, dergestalt eine »künstlerische Begegnung« herzustellen, das Geburts- und Taufregister der Stadtpfarrkirche St. Jakob nennt als Paten nur einen Kaspar Geiger aus Dillingen und eine Anna Fuchs. Kontakte des späteren Künstlers zu seiner Geburtsstadt sind nicht nachgewiesen. Man darf wohl mit Georg August Reischl konform gehen, der schreibt, daß Sattler »nur noch spärliche Erinnerungen an die Stadt seiner Kindheit hatte«. 7 Für sein künstlerisches Werk scheint Schrobenhausen jedenfalls lediglich biographische Marginalie.

Auf dem Weg nach oben

Mit Sattlers weiterem Lebensweg beschäftigte sich Ludwig Hollweck, Leiter der Monacensia-Sammlung in München, auf dessen Arbeit die folgenden Zeilen mehrmals Bezug nehmen. 8
Die folgenden Anmerkungen beziehen sich auf das erstgenannte Typoskript.Der Vater, bei dem Joseph Sattler in Landshut zunächst als Anstreicherlehrling tätig war, brachte für die künstlerischen Neigungen seines Sohnes Verständnis auf. Im Jahre 1882 kam der 15jährige nach München, wo er bei dem Genremaler Heinz Heim ersten Unterricht genoß. Mit seinem Lehrer an der Kunstakademie, Gabriel Hackl, kam der Student nur schwer aus. 1886, im Alter von 19 Jahren, mußte Sattler die Akademie aufgrund finanzieller Probleme verlassen. Er malte nun – der Not gehorchend – alles, was Geld einbrachte, ehe er beim zweiten Anlauf in den heil‘gen Hallen der bildenden Künste dann auf einen Lehrer traf, bei dem e mit großer Freude arbeitete: Nikolaus Gysis. »Der temperamentvolle Grieche regte Sattler zu klarer formaler Durcharbeitung an, er zeigte ihm, daß monumentale Kunst nicht an große Flächen gebunden ist, und er führte ihn auch zur damals noch nicht anerkannten Plakatkunst. 9

1891 wird Sattler zusammen mit seinem elsässischen Malerfreund Leo Hornecker an die im Vorjahr gegründete Kunstgewerbeschule Straßburg berufen. In der Rolle des Lehrenden fühlt er sich jedoch nicht wohl; nach einem Semester gibt er diese Tätigkeit auf und arbeitet fortan freischaffend. Zunächst entstehen graphische Blätter und Folgen in »Anlehnung an die alten Meister … Dürer, Holbein, Cranach, Baldung«. 10 Als früheste gedruckte Arbeit wird in der greifbaren Literatur ein unter dem Titel » Die Quelle« 1892 erschienener Bilderbogen mit zwölf Lichtdrucken genannt. 11Hollweck bezeichnet als erstes größeres Werk die nach seinen Angaben 1893 in 100 numerierten Exemplaren herausgegebene Mappe »Bilder aus der Zeit des Bauernkrieges« (30 Blatt in Lichtdruck).12 Zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes und zur Freude seiner Mäzene zeichnet Sattler nun auch reizvolle Exlibris, die ihn bei Sammlern dieser Buchzeichen innerhalb kurzer Zeit international berühmt machen. 1893 stellt der Künstler Zeichnungen im renommierten »Salon de Paris« aus; er erntet Anerkennung und ermutigende Kritik. Diese Erfolge öffnen ihm 1894 die Tore des Berliner Kunstgewerbemuseums, wo er im November ausstellt. Aufträge für die Kunstzeitschrift »Pan« und der zunehmend enger werdende Kontakt zum Verlag von J. A. Stargardt veranlassen Sattler 1895, nach Berlin zu ziehen. 13 Allein in diesem Jahr erscheinen bei Stargardt seine Werke »Bilder vom internationalen Kunstkrieg«, »Die Wiedertäufer« und »Deutsche Kleinkunst in 42 Bücherzeichen«.

Die Kunstzeitschrift »Pan« existierte nur fünf Jahre von 1895 bis 1900. Mit ihr sind Namen wie Otto Julius Bierbaum, Arnold Böcklin, Thomas Theodor Heine und Max Liebermann verbunden. Als Werbemittel für den ersten Jahrgang 1895/96 kreiert Sattler ein Plakat, »das in allen neuen Werken über den Jugendstil jetzt … als beispielgebend erwähnt wird«, wie Ludwig Hollweck betont, der diese Arbeit so beschreibt: »Drei Blütenfäden einer Lotusblume zeichnen das Wort >Pan < in den Himmel, der gehörnte Naturgott lauert im Hintergrund, Spaten und Rechen sollen zu neuer Arbeit rufen.« 14

 

Plakat für Kunstzeitschrift "Pan" 1895

Joseph Sattler, Plakat für die Kunstzeitschrift „Pan“ 1895 (Stasdtarchiv Schrobenhausen)

»Den bedeutendsten Auftrag seines Lebens« erhält Sattler im Jahre 1898. 15 Er wird in die Berliner Reichsdruckerei berufen, »um ein Monumentalwerk deutscher Buchkunst – ›Die Nibelunge‹ – zu schaffen«. 16 Der Künstler zeichnet die Bilder und Initialen, entwirft die Drucktypen und den Einband, kümmert sich um die Wahl des Papiers. Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 erhält die Prachtausgabe einen »Grand Prix«. Einzug hielt diese »Nibelunge« mit ihrem äußerst stolzen Preis von 600 Mark nur in außerordentlich betuchten Bibliotheken.17 Im Jahre 1927 erschien eine einfachere, erschwinglichere Ausgabe für 9,80 Mark.

Josef Sattler, Titelblatt zu "Die Nibelunge", Zeichnung 1900

Josef Sattler, Titelblatt zu „Die Nibelunge“, Zeichnung 1900 (Stadtarchiv Schrobenhausen)

1904 verläßt Sattler Berlin und kehrt nach Straßburg zurück. Seiner Vielseitigkeit entsprechend, entstehen unter anderem graphische Einzelblätter, Exlibris, Buchillustrationen, Buchschmuck, Plakate und Gebrauchsgraphik. Im März 1917 wird Joseph Sattler durch ein Patent des »Kaiserlichen Statthalters in Elsaß-Lothringen« zum Professor ernannt, doch kurz vor dem Einzug der französischen Truppen verläßt der Künstler Straßburg und kehrt nach Bayern zurück.

München und Heinrich Graf

Sattler wohnt nun in München bei seiner Schwester Rosa in der Ainmillerstraße 15/III rechts. Am 19. November 1918 meldet er sich polizeilich an. Obwohl es um ihn nun still geworden ist, arbeitet er weiter. So entstehen bis 1931 noch über 90 Exlibris, die Bücher angesehener Bürger zieren. Einen neuen Impuls beschert Sattler 1924 die Begegnung mit dem heute [Anmerkung: 1982] 84jährigen Kunstkupferdrucker Heinrich Graf. Durch ihn wendet er sich der Radierung zu. Heinrich Graf schreibt darüber im Mai 1934: »Als ich damals den Künstler in seinem bescheidenen Heim besuchte, machte ich ihn auf die Technik der Radierung aufmerksam, besorgte ihm auch einige Kupferplatten und präparierte diese. Nach einigen Tagen brachte er mir eine Platte, auf der sein Monogramm, umgeben von mindestens tausend Köpfen, prangte. Ich hatte mich damals bereit erklärt, seine Platten zu ätzen: als ich aber die mühevolle Arbeit sah, verlor ich fast den Mut. Denn ich wollte es nicht auf mich nehmen, eine solche Arbeit möglicherweise zu verätzen, und bat den Künstler, vorerst mit einer einfacheren Arbeit zu beginnen.

Das tat er, und die Ätzung fiel zu unserer Zufriedenheit aus, was der sofort hergestellte Probedruck bewies. Der Tod, welcher mit der linken Hand schreibt, wurde dann als >erste< Radierung bezeichnet, und wir nannten sie nur die >Zwanzig-Minuten-Ätzung<. Der Künstler fand große Freude an der Technik, und auch ich bekam im Ätzen größere Sicherheit. In der Folge habe ich alle Platten Sattlers selbst geätzt und manches dabei gelernt. Es entstanden nach und nach eine Anzahl von Exlibris, auch Gelegenheitsgraphik, die er teils von seinen Freunden und Gönnern in Auftrag bekam, teils konnte ich ihm aus meinem Kunden- und Freundeskreise mehrere kleine Aufträge vermitteln. Mein Bemühen ging dahin, den Künstler zu einem größeren Werke anzuregen, und so entstand für das Lutherjahr: >Zehn Bilder aus Dr. Martin Luthers Leben<. Diesem sollte das Werk >Helden und Burgen der Reformation< folgen; doch entstanden dafür nur zwei Platten, denn am 12. Mai 1931 nahm der Tod dem Künstler den Griffel aus der nimmermüden Hand und vereitelte alle weiteren Pläne.« 18

So wurden die »Zehn Bilder aus Doctor Martin Luthers Leben«, 1929 als Handpressenkupferdruck von der Graf-Presse hergestellt und verlegt, das letzte größere Werk, das zu Sattlers Lebzeiten erschien. Heinrich Graf blieb dem Künstler jedoch auch nach dessen Tode treu. In drei Teilen verlegte er 1934 posthum Sattler-Radierungen, die in den Jahren der Zusammenarbeit entstanden waren.

 

Josef Sattler, Radierung, 14,5 x 9,5 cm. Aus: Zehn Bilder aus Doctor Martin Luthers Leben, 1929

Josef Sattler, Radierung, 14,5 x 9,5 cm. Aus: Zehn Bilder aus Doctor Martin Luthers Leben, 1929

Die Zäsur

Betrachtet man das Leben Joseph Kaspar Sattlers zusammenfassend, so fällt eine tiefe Zäsur auf: der Erste Weltkrieg und der Zusammenbruch des Kaiserreichs. Vor 1914 der erfolgreiche, geschätzte, anerkannte Künstler, nach 1918 der vergessene, unverstandene, verbitterte Künstler. Mag dieser Gegensatz vielleicht auch etwas zu kraß formuliert sein, die wenigen vorhandenen Anhaltspunkte scheinen auf einen Menschen zu deuten, der sich in der Zeit der Republik nicht mehr zurechtfand. Eine jener tragischen Figuren, wie sie Joseph Roth in seinen Romanen zeichnet? Ein Unschuldiger, oder ein Schuldiger? Zweifelsohne war Sattler ein bürgerlicher Künstler, weder Bohemien noch Avantgardist, sondern einer, der in der Welt des kaiserlichen Deutschlands zuhause war, darin seine Identität hatte. Ebensowenig dürften Zweifel bestehen, daß für Sattler als Kind seiner Zeit Begriffe wie Deutschtum und Vaterland einen Stellenwert besaßen, den heute in dieser Form zu akzeptieren die Geschichte uns unmöglich gemacht haben sollte. Keinesfalls aber repräsentierte Sattler jenen »gefährlich übersteigerten Nationalismus«, 19 der in den Abgrund führte; keinesfalls war er ein platt-fanatischer Propagandist deutschen »Weltmachtstrebens«, eines »Größeren Deutschlands« Rohrbachscher Prägung, mögen auch Arbeiten von ihm in diesem Sinne eingesetzt und interpretiert worden sein. Dies zu konstatieren, genügt ein Blick auf sein Werk. Dafür ist es zu differenziert, zu gut. Als Künstler lebte Sattler in einer Welt, die mit den gesellschaftlich-politischen Verhältnissen des Wilhelminismus zwar nicht unbedingt vollkommen identisch war, mit ihnen aber in Übereinklang stand. Die Republik bot diesen Rückhalt nicht mehr. Die Umwälzung entläßt den eher unpolitisch anmutenden Sattler in eine neue Realität, in der er sich als dreifach Heimatloser wiederfindet: künstlerisch, geistig und geographisch.

»Er lebte sehr zurückgezogen; seine ihm lieb gewordene Wahlheimat, das Elsaß, und vor allem sein Straßburg hat er schweren Herzens verlassen, … und damit verlor er auch den Kreis seiner Freunde und Gönner, die überallhin zerstreut wurden, soweit sie nicht Franzosen wurden. … Einige seiner Straßburger Freunde suchten ihn zur Rückkehr zu bewegen, aber er konnte es nicht über das Herz bringen, sein geliebtes Straßburg in französischen Händen zu wissen. Darunter litt er sehr«, erinnert sich Heinrich Graf. 20 So recht heimisch werden konnte also Sattler in München nicht mehr. »Joseph Sattler war ein sehr liebenswürdiger Mensch!« betont Graf. 21 In das Privatleben des Künstlers gewann der Kupferdrucker jedoch kaum Einblick. »Er soll aber häufig und viel getrunken haben, ist mir erzählt worden.« 22 Graf sieht darin auch eine Erklärung dafür, warum im Spätwerk die Darstellung des Todes eine besondere Rolle spielt.23 Angetrunken soll Sattler nachts in niedergeschlagener Stimmung sich immer wieder mit diesem Motiv beschäftigt haben. Wenn sich auch kein expliziter Hinweis finden läßt, so liegt dennoch der Schluß nahe, daß Sattlers Krankheit und Tod zumindest mittelbar mit seinem Alkoholkonsum zusammenhängen. Von den letzten Lebenstagen ist überliefert: »Graf wollte den Künstler besuchen, … doch die Schwester erklärte, es gehe ihrem Bruder nicht gut. Am nächsten Tag, als Graf wieder kam, war Sattler bereits ins Schwabinger Krankenhaus eingeliefert worden. Auch dort besuchte der Drucker den Künstler und brachte einen neu gefertigten Druck mit. Sattler betrachtete die Arbeit und lobte sie, doch Graf hatte bemerkt, daß der Kranke das Blatt verkehrt gehalten hatte. Im nächsten Moment wollte Sattler mit Graf den Raum verlassen: >Gehn wir in die Werkstatt<, sagte der Kranke und stand auf, suchte seinen Kragen, griff nach dem Kragenknöpferl und langte, ohne dies zu bemerken, in die Zuckerdose. >Da war mir klar, wie schlimm es mit ihm stand<, sagt Graf dazu. Am nächsten Tag wollte er noch einen Besuch im Krankenhaus machen, doch er kam zu spät. Sattler war kurze Zeit vorher gestorben.« 24

 

 

Josef Sattlers "erste Radierung": Der Tod schreibt mit der linken Hand. Entstandem ca. 1924 in München

Josef Sattlers „erste Radierung“: Der Tod schreibt mit der linken Hand. Entstandem ca. 1924 in München

 

Ein »archaisierender« oder ein »sattlernder« Sattler

»Für sein Kunstschaffen und für seine Kunstauffassung hatte man in der Republik wenig Verständnis. Dies tat dem Künstler oft bitter weh. … Die Scheinblüte der Kunst in der Inflationszeit und der schnellebige moderne Zeitgeist waren ihm ein Greuel. Er zog sich mehr und mehr in sich selbst zurück«, notiert Heinrich Graf. 25

Welcher Art nun war diese Kunstauffassung? Hierzu seien einige zeitgenössische Meinungen zitiert. Als erster Zeuge Sattler selbst: »Es reizte mich vor allem der alte Holzschnitt-Stil, den ich bei alten Darstellungen mit großer Liebe verfolgte. Wenn auch manchmal bei alten Holzschnitten die Zeichnung darunter litt, so ist doch die Behandlung dieser Blätter mit dem Schneide-Messer karakteristisch. Die Verbindung harter Züge mit vorsichtiger Freiheit war mir höchst interessant.« 26 Hier wurzelt eine Kontroverse: Ist Sattler nun ein – handwerklich zwar hervorragender – Nachahmer des Dürerschen oder Holbeinschen Holzschnittstils, oder besitzt er Originalität? Der Berliner Kunstkritiker Daniel Greiner verteidigt im Jahre 1903 den gerade 36jährigen Künstler so: »Es konnte nicht ausbleiben, daß bei solch hingebendem Studium es unser Künstler zu ähnlicher Meisterschaft in der Beherrschung der Holzschnitt-Technik der Alten brachte, wie sein Landsmann Lenbach auf dem Gebiete der Öl-Malerei. Indes bewahrte ihn seine selbständige Art, bei bloßer Nachahmung stehen zu bleiben und in Archaismus unterzugehen. Jene glänzende Epoche deutscher Kunst wurde für ihn zwar Meisterin, aber er wußte diese selbstgesetzte gefährliche Schranke zu überwinden und, den Stil der Alten fortentwickelnd, zu einem eigenen Stil zu gelangen. Schon die am auffallendsten altmeisterlich gezeichneten Bilder aus dem Bauern-Kriege zeigen die keimende Eigenart Sattler’s auch in diesem Punkte. >Ganz die Art der alten Meister!< >Und doch nicht ganz!< So zeichneten die alten Meister nicht. Vor allem fehlt die naive Art der Alten, man sieht schon diesen Blättern an, daß ein moderner Mensch sie gezeichnet hat.« 27 Und Kühl sieht etwa zur gleichen Zeit einen Entwicklungsprozeß: »Gewiß archaisiert Sattler. Gewiß wimmelt es in seiner Phantasie von alten Burgen und Verließen, von Folterwerkzeugen und eisenbeschlagenen Türen, von siegelbehangenen Urkunden und Scharteken.« Doch habe ihn »der unbekannte Geist seines Innern« … » mit der Zeit völlig von allem Altertümeln frei gemacht«. Daß Sattlers Illustrationen zu Heinrich Boos‚ »Geschichte der rheinischen Städtekultur« (Berlin 1897-1901) von Kritikern erneut des Archaisierens geziehen wurden, erscheint Kühl »schlechterdings unbegreiflich«. Er meint: »Wer so urteilt, hat den Stil der Alten vergessen und begeht ein einfaches Quidproquo: er hat sich aus Sattlers früheren Werken eine Vorstellung von der mittelalterlichen Welt angeeignet und nimmt nun das Persönliche in seinem Stil, der sich hier sozusagen ganz abstrakt gibt, ohne weiteres für archaisch. Wie kann man nur angesichts dieser durchsichtigen, frei komponierten, weiträumig gedachten Rundbilder den Eindruck haben, daß der Künstler darin dürert oder holbeint. Keine Spur. Er sattlert in diesem Werk, das ist alles.« 28

Joseph Sattler, Zeichnung/Heliogravur. Aus: Ein moderner Todtentanz 1894

Joseph Sattler, Zeichnung/Heliogravur. Aus: Ein moderner Todtentanz 1894

Daß Sattler in der Welt des Mittelalters zu Hause war, zeigt bereits ein erster flüchtiger Blick auf sein Werk mit hinreichender Deutlichkeit. Greiner stellt fest:» Der Künstler hat etwas von einem Geschichtsforscher in sich. … Auch hierin leistet er Hervorragendes. Es ist wohl kein Künstler so innig vertraut mit den Kultur-Verhältnissen des deutschen Mittelalters und der Renaissance wie der Schöpfer der ‚Bilder aus dem Bauernkrieg‘, der ‚Wiedertäufer’…« 29 Sattlers düstere Weltschau, durch das satirische Element eher betont als abgemildert, kommt hier voll zur Geltung. Er »schildert das Leben von seiner rauhen Seite, den wildtosenden Kampf, den Schrecken und das Entsetzen, die Macht des Todes«. 30 Von den Blättern » Kalktaufe«, »Münsterisch Straßenleben« und »Das Wort ist Fleisch geworden und wohnet in uns« aus den »Wiedertäufern« schwärmt Kühl: »Welche Phantasie hat diese Menschen erschaut, die sich zwischen Himmel und Erde an ein paar Leitern emporarbeiten, und von der heißen Flüssigkeit getroffen, wie Würmer in sich zusammen kriechen! … Die Szene ist hell gehalten, keine kleinste dunkle Partie, die zur Hebung der Lichter dienen könnte, und doch brennt einem das Weiß des Kalkes geradezu in den Augen. Man meint, ihn auf dem eigenen Rücken zu fühlen. Von gleicher Grandiosität ist das dunkler gehaltene Blatt, das die Verhungernden in den Straßen Münsters zeigt, wie sie da herumhocken und -stehen und -liegen, die Armen, aus deren lemurenhaften Gesichtern jeder Lebensausdruck, selbst der Haß geschwunden ist.« Das dritte Bild schließlich >zeigt den vertierten König<, auf vier Tatzen gehend, aber mit menschlichem Kopf, in einer Haltung, die eine leise Erinnerung an den grasfressenden Nebukadnezar wachruft. Doch trägt dieser hier die Bibel im Maul. Unter seinem Mantel, der vorzüglich sein Hinterteil deckt, sieht man das kleine Volk an den Sphinxbrüsten hangen. Der unmittelbare Eindruck ist der einer ekelhaften Blödigkeit, die auch deutlich aus seinen Augen hervorschaut; zugleich aber eine verschwommene und unehrliche Vorstellung von Würde. … gerade in den ernstesten und fürchterlichsten Bildern klingt ein grausiges Lachen durch. Ob dem Zeichner selber einmal unheimlich zu Mute geworden ist in dieser lrrenanstalt?« 31

 

Sattler und die Kleinkunst

Neben den großen Arbeiten mit den vorwiegend mittelalterlichen Themen – Federzeichnungen, Pinselzeichnungen, getuschte Bilder, Holzschnitte und Radierungen, viele von ihnen als Zyklen unter Anwendung des Lichtdrucks, des Kupferdrucks, der Photogravur in Mappen oder in Buchform veröffentlicht – nimmt in Sattlers Werk die sogenannte Kleinkunst einen bedeutenden Platz ein: Buchillustrationen, Buchschmuck (Vignetten, Initialen, Ornamentik mit Streifen, Bändern, Schnitzeln, Spänen, Splittern), Signets und natürlich Exlibris. Greiner und Kühl kommen hier zu ähnlicher Einschätzung. Der eine: »Man weiß nicht, was man an Sattler’s Fantasie mehr bewundern soll: ihre Tiefe oder ihre oft geradezu überraschende Originalität oder ihre eminente Vielseitigkeit. Sie ist immer frisch, lebendigsprudelnd, wie ein unversieglicher Berg-Quell. Ihr Reichtum zeigt sich namentlich in einer Fülle kleiner Zeichnungen, Vignetten, Leisten, Initialen, Signets und Bücher-Zeichen. Immer wieder eine neue, reizvolle Idee, manche, und nicht wenige, sind wahre Kostbarkeiten zeichnender Kleinkunst. Sehr häufig begegnet der menschliche Kopf in immer anderen Variationen … Er kann sich gar nicht genug thun, immer wieder Köpfe zu zeichnen, und bedeckt ganze Blätter mit zahllos scheinenden Köpfen und zwingt ihre Mannigfaltigkeit zum Ornamente.« 34

Joseph Sattler. Die Kalktaufe, Lichtdruck 23 x 30 cm- Aus: Die Wiedertäufer, 1895

Joseph Sattler. Die Kalktaufe, Lichtdruck 23 x 30 cm- Aus: Die Wiedertäufer, 1895

 

Joseph Sattler, Exlibris, Zeichnung/Kunstdruck, 6 x 9 cm. Aus: Deutsche Kleinkunst in 42 Bücherzeichen, 1895

Joseph Sattler, Exlibris, Zeichnung/Kunstdruck, 6 x 9 cm. Aus: „Deutsche Kleinkunst in 42 Bücherzeichen“ 1895

Besondere Anerkennung erwarb sich Sattler bei seinen Zeitgenossen mit seinen Exlibris. Die »Zeitschrift des Ex-libris-Vereins zu Berlin« stellt – besonders in den Jahren 1893 bis 1906 – immer wieder Sattlers neue Buchzeichen vor und bespricht sie meist mit ausgesprochener Euphorie, diese »genialen Kompositionen des jungen Meisters«. 35 »In eleganter Mappe«, für 40 Mark, erscheint 1895 bei J. A. Stargardt »Deutsche Kleinkunst in 42 Bücherzeichen«.36 Noch im gleichen Jahr folgt die englische Ausgabe »Art in Book-Plates. Forty two original Ex-Libris designed by Joseph Sattler«. Exlibris des Künstlers sind zwischen 1898 und 1906 unter anderem in London, Straßburg, Wien, Berlin und München zu sehen. 37 Die Bücherzeichen-Kundschaft Sattlers rekrutiert sich aus Hochadel, Adel und Geldadel, Bürgern und Künstlern. Vertreten sind beispielsweise auch »Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Auguste Victoria« und Philipp Graf zu Eulenberg. Buchzeichen wie auch andere Beispiele Sattlerscher Kleinkunst sind nicht selten vom Jugendstil geprägt. Einigen Exlibris ist anzusehen, daß es auch Geschmack und besondere Wünsche des erlauchten Auftraggebers zu berücksichtigen galt. Nicht immer konnte der Künstler so »sattlern«, wie er es wohl gerne gewollt hätte. Derlei Zwängen enthob er sich mitunter durch Exlibris­Zeichnungen, hinter denen kein Besteller stand, die gar nicht den Zweck eines Buchzeichens erfüllen sollten, sondern sich lediglich der Form eines solchen bedienten. Beispiele dieser Art enthält auch die Mappe »Deutsche Kleinkunst in 42 Bücherzeichen«. Über derart Afunktionales freilich rümpften Exlibristen die Nase. Daß Sattlers Exlibris-Skizzen im »Durcheinander« (Berlin 1897) »wirkliche Exlibris« sind, bezeichnet ein Anonymus als »entscheidenden Fortschritt«. 38

Einigkeit herrscht unter den Zeitgenossen, was die in jenen Jahren gerade auflebende »Exlibris-Bewegung« Joseph Sattler verdankt. Er hat bei den Buchzeichen »auf den heraldischen Zopf verzichtet und damit für die dekorative Fassung neuer stofflicher und ornamentaler Einfälle freie Luft geschafft«, stellt Kühl fest. 39 Der Exlibris-Forscher und Sammler Walter von zur Westen schreibt: »Erst Joseph Sattlers Bucheignerzeichen haben die schöne alte Exlibrissitte einer großen Gemeinde von Kunstfreunden nahegebracht und haben Anstoß gegeben, daß die Exlibriszeichnung sich aus einer Domäne heraldischer Künstlerspezialisten zu einem weiten Schaffensgebiet für die Künstler der verschiedensten Richtungen erweitert hat.« 40

Josef Sattler. Exlibris, Zeichnung/Kunstfahrendruck, 15 x 8,5 cm. Aus: "Deutsche Kleinkunst in 42 Bücherzeichen" 1895

Josef Sattler. Exlibris, Zeichnung/Kunstfahrendruck, 15 x 8,5 cm. Aus: „Deutsche Kleinkunst in 42 Bücherzeichen“ 1895

Sattlers Mappen und Bilder

Eine Bibliographie von Sattlers Mappen und in Buchform veröffentlichten Graphik-Zyklen sowie der von ihm illustrierten und geschmückten Bücher fehlt bis heute. Die folgende Zusammenstellung, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, versucht, wenigstens einen kleinen Überblick zu geben. Als Quellen dienten in erster Linie Titelverzeichnisse des Verlages von J. A. Stargardt, Berlin, in den Sattler-Werken »Die Wiedertäufer« und »Bilder vom internationalen Kunstkrieg«, der Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek, München, und die in den USA erscheinende Bibliographie »The National Union Catalog«. Eingeklammerte Jahreszahlen weisen darauf hin, daß es sich nicht um eine Erstausgabe handelt. In Anführungszeichen gesetzte Angaben sind wörtlich den genannten Titelverzeichnissen von Stargardt entnommen.

1892
Die Quelle. 12 satyrische Blätter
12 Lichtdrucke in Gross-Folio.
Verlag von J. A. Stargardt, Berlin

1892 oder 1893
Bilder aus der Zeit des Bauernkrieges
30 Blatt in Lichtdruck. Limitierte und numerierte Ausgabe in 100 Exemplaren. (Nach Kühl 1892, nach Hollweck 1893 erschienen, vgl. Anm. 12.)
Verlag von J. A. Stargardt, Berlin

1893
Une cure merveilleuse
Kurzgeschichte, illustriert von Joseph Sattler
ohne Ort

1893–96
zusammen mit Charles SPINDLER: Elsaesser Bilderbogen. Images alsaciennes
1.-3. Jahrgang.
F. X. de Roux & Co., Straßburg

1894
Ein moderner Todtentanz
»13 zum Theil farbige Heliogravuren. Folio. In art-linen-Originaleinband.« Verlag von J. A. Stargardt, Berlin

1894
A Modern Dance of Death
(Englische Ausgabe von Ein moderner Todtentanz.)
H. Grevel & Co., London

1895
Friedrich SARRE: Die Berliner Goldschmiede-Zunft
Mit einem Titelblatt von Joseph Sattler.
Berlin

1895
Deutsche Kleinkunst in 42 Bücherzeichen
Mit einem Vorwort von Friedrich Warnecke
»42 Original-Ex-libris, meist in prächtigem Kunstfarbendruck. Folio. In Originalmappe.«
Verlag von J. A. Stargardt, Berlin

1895
Art in Book-Plates. Forty two original Ex-libris designed by Joseph Sattler. With an introduction on artists, literature and collectors of Ex-libris in England, the United States, Germany and France by Frederick Warnecke
(Englische Ausgabe von Deutsche Kleinkunst in 42 Bücherzeichen.)
H. Grevel & Co., London

1895
Bilder vom internationalen Kunstkrieg. La guerre des peintres. Artists on the war-path
J. A. Stargardt, Berlin

1895
Die Wiedertäufer
Es erschienen folgende Ausgaben:
»1 Originalradierung und 29 Blätter in Lichtdruck und Holzschnittmanier. Folio.
Liebhaber-Ausgabe auf altjapanischem Papier, enthaltend drei Originalradierungen und 27 Blätter in Lichtdruck und Holzschnittmanier. Nur in 100 in der Presse numerierten Exemplaren gedruckt. Grossfolio.«
Verlag von J. A. Stargardt, Berlin

1896
Meine Harmonie
6 Blätter, 10 Tafeln. In Mappe. Verlag von J. A. Stargardt, Berlin

1896
Georg FUCHS (Hrsg.): Das Werk des Malers Heinz Heim
Mit Titelzeichnung und Initialen von Joseph Sattler.
Verlag von J. A. Stargardt, Berlin

1897
Durcheinander. Allerlei Zeichnungen und Skizzen von Ex-libris, Titelblätter, Zierleisten, Vignetten usw. im Laufe der letzten Jahre gefertigt von Joseph Sattler
Verlagsbuchhandlung Stargardt, Berlin

1897-1901
Heinrich BOOS: Geschichte der rheinischen Städtekultur von den Anfängen bis zur Gegenwart mit besonderer Berücksichtigung von Worms
Mit Zeichnungen von Joseph Sattler.
J. A. Stargardt, Berlin

Werbung des Verlages J. A. Stargardt

Werbung des Verlages J. A. Stargardt

1900
REICHSDRUCKEREI (Hrsg.): Die Nibelunge
Gestaltet und illustriert von Joseph Sattler.
Berlin

1904
Die Nibelunge
Text der Hohenems-Münchener Handschrift A des Nibelungenliedes nach der Ausgabe von Karl LACHMANN.
Illustriert von Joseph Sattler.
Stargardt, Berlin

1905
Légendes d‘Alsace, in: Revue Alsacienne Illustrée (hrsg. von Charles SPINDLER), 7. Jahrgang.
Illustrationen von Joseph Sattler. 46 Blätter mit Abbildungen, 15 Tafeln. Strasbourg

(1912)
Ein Moderner Totentanz in 16 Bildern gezeichnet
16 farbige Heliogravuren; 2 Blätter, 16 Tafeln.
Zweite, vermehrte Auflage
Stargardt, Berlin

1917
Ostergruß der Kaiser Wilhelms Universität Straßburg an ihre Studenten im Felde
Zusammengestellt und herausgegeben von der Kriegsstelle der Universität Straßburg durch Joh. FICKER. Den Schmuck des Buches schuf Joseph Sattler.
Straßburger Druckerei und Verlagsanstalt, vorm. R. Schultz & Co., Straßburg

1927
Die Nibelunge
Einfache Volksausgabe nach der Prachtausgabe der Reichsdruckerei aus dem Jahre 1900.
Deutsche Buchgemeinschaft, Berlin

(1929)

Will VESPER: Tristan und lsolde. Parzival. Ein Liebes- und Abenteuerroman
Mit Bildern von Joseph Sattler.
188. Tausend
Die Bücher der Rose
Wilhelm Langewiesche-Brandt. Ebenhausen bei München

1929
Zehn Bilder aus Doctor Martin Luthers Leben
Handpressenkupferdruck in 400 numerierten Exemplaren. 22 Blätter.
Druck und Verlag der Graf-Presse, München

1932
Joseph Sattlers letzte Arbeit
Zwei fertige Platten – Goetz von Berlichingen und Sebastian von Rotenhahn –aus dem geplanten Werk Helden und Burgen nach dem Tode des Meisters herausgegeben von Heinrich GRAF.
Graf-Presse, München

1934
Radierungen. 1. Teil
Mit einem Vorwort von Heinrich GRAF
Gedruckt und verlegt von der Grafpresse-München

Joseph Sattler, Radierung 1929

Joseph Sattler, Radierung 1929

1934
Radierungen. 2. Teil
Mit einem Vorwort von Heinrich GRAF.
Gedruckt und verlegt von der Grafpresse-München

1934
Kaltnadelradierungen. 3. Teil
Mit einem Vorwort von Heinrich GRAF.
Gedruckt und verlegt von der Grafpresse-München

(1936)
Ernst von WILDENBRUCH: Das Hexenlied
Buchschmuck von Joseph Sattler.
13.-15. Tausend
Grote, Berlin

ohne Jahr (vor 1896)
Merkbuch des Ritters Hans von Schweinichen
Mit einem Titelblatt von Joseph Sattler.
ohne Ort

ohne Jahr
Hans Jakob Christoffel von GRIMMELSHAUSEN: Simplicius Simplicissimus
Bilder, Initialen und Vignetten von Joseph Sattler.
ohne Ort

ohne Jahr
Exlibris. Neue Folge
20 ein- und mehrfarbige Handpressen-Kupferdrucke.
0. Wiegand, Leipzig

 

Nachbemerkung

Dieser Text erschien erstmals 1982 im „Schrobenhausener Lese- und Bilderbuch“ unter dem Titel „Joseph Kaspar Sattler. Ansätze zu einer Spurensicherung“. Die damalige Rechtschreibung wurde beibehalten. An wenigen Stellen finden sich Anmerkungen mit dem Stand 2023 in eckigen Klammern. Die Illustrationen wurden um zwei Abbildungen ergänzt. Die Reproduktionen stammen – soweit nicht anders angegeben – aus der Sammlung des Autors.

 




vhs-Titelbilder von Karl Stöger – Teil 1: 1991 bis 1996

Karl Stöger, der lange Jahre in Schrobenhausen als Lehrer tätig war, hat sich nicht nur einen Namen als Collagen-Künstler gemacht, sondern ebenso als „Gebrauchsgrafiker“ der gehobenen Kategorie vielen Büchern und Broschüren ein unverwechselbares Gesicht gegeben. Dazu zählen auch die Programmhefte der Volkshochschule Schrobenhausen, die er von 1991 bis 2009 gestaltet hat. Insgesamt trugen 38 Hefte mit einer Gesamtauflage von mehr als 800 000 Exemplaren seine Handschrift, von zahlreichen Entwürfen, die es ebenso verdient gehabt hätten, gedruckt zu werden, ganz zu schweigen. Übrigens hat Stöger seine Arbeiten als Gönner und Förderer der vhs nie in Rechnung gestellt.

In diesem ersten Beitrag präsentieren wir die in der Zusammenschau wie aus einem Guß anmutenden Titelbilder der Jahre 1991 bis 1996, deren harmonische Gestaltung und spielerisch wirkender, aber wohl durchdachter Typografie neben dem Künstler auch den gelernten Schriftsetzer Karl Stöger erkennen lassen.

All diese grafischen Lösungen – noch ohne Bildcollagen – visualisieren Sinn und Anspruch ernst gemeinter Erwachsenenbildung jenseits ebenso geistlosen wie profitorientierten Marketings, wie wir es heute in Zeiten privatwirtschaftlich orientierter Bildungsinstitutionen zunehmend erleben:  Da gibt es das Entdecken neue Kontinente (Frühjahr 1991), im Vexierbild das Gemeinschaftserlebnis vhs (Frühjahr 1993) oder die vielen Schlüssel zu Wissen und Erkenntnis (Frühjahr 1995).




Der Collagenkünstler Karl Stöger

Karl Stöger wurde 1946 in Leipheim geboren. Und das ist ihm wichtig zu betonen: am 1. Dezember 1946, also am selben Tag, an dem der Freistaat Bayern wiedergeboren wurde, denn an diesem Sonntag wurde per Volksabstimmung die Bayerische Verfassung mit 70,6 % Ja-Stimmen angenommen. Nach dem Besuch der Volksschule in München legte er nach einer Lehre seine Gesellenprüfung als Schriftsetzer ab. Er machte sein Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg am Abendgymnasium Mainz und studierte anschließend Lehramt für Volksschulen an der Universität München. Von 1973 bis 2005 war er Lehrer an Grund- und Hauptschulen. Seit 1983 wohnte er in Schrobenhausen und war hier 7 Jahre lang Lehrer an der Haupt- und 14 Jahre lang an der Grundschule. Seit 2006 wohnt er in der Borstei in München, betreut dort das Borsteimuseum und hat verschiedene Veröffentlichungen über die Borstei verfasst.

Schon früh beschäftigte sich Karl Stöger künstlerisch mit der Collagenkunst, sein Lebenswerk umfasst etwa 2.500 Collagen, darunter rund 100 über Schrobenhausen. Karl Stöger stellte seine Collagen mehrmals im Kunstverein Schrobenhausen aus und veröffentlichte zwei Collagenbücher im Verlag Benedikt Bickel. Viele Jahre schmückten seine Collagen das Programm der Schrobenhausener Volkshochschule und fanden so eine sehr großes Publikum. Musikliebhaber kennen Karl Stöger auch als Kontrabassisten  der Schrobenhausener Jazzband „Midnight Blue“ und der Volksmusikgruppe „Schrobenhausener Hoagartenmusi“.

Karl Stöger hat im Jahr 2022 seine Schrobenhausener Collagen im Original und seine anderen Collagen digital an das Stadtarchiv Schrobenhausen übergeben.

 

Publikationen von Collagen

  • Karl Stöger: Schrobenhausen in anderen Ansichten. Ausgewählte Texte und Collagen, Schrobenhausen 1988 (Verlag Benedikt Bickel)
  • Karl Stöger: Mün-Chen. Eine Weltstadt in anderen Ansichten, Schrobenhausen 2005 (Verlag Benedikt Bickel)

Beide Bücher sind in der Stadtbücherei und im Stadtarchiv vorhanden. Interessierte finden sie auch über Antiquariats-Portale.

 

 




Der Aresinger Tiermaler Johann Baptist Hofner – Rede zum 100. Todestag

Hofner ohne Lenbach denken?

Würden Lenbach und Hofner heute leben und hätte sich der gesellschaftliche Stellenwert der Kunst seit dem 19. Jahrhundert nicht verändert, so würde Lenbach mit seinem Privatflugzeug von einem Maltermin zum anderen jetten und alle drei Wochen in einer Talkshow auftreten. Und Hofner? Er wäre vielleicht ein wertkonservativer Alternativer, ein internationaler „Geheimtipp“ für Naturbewegte und hätte das erste Elektroauto in Aresing gefahren. In den Medien würden seine Nischen bei Arte und im ARD-Spätprogramm für Kunstfreunde zu finden sein.

1904 hieß es in einer Münchner Künstlerzeitung spöttisch: „Der eine malte zwar nur Vieh, doch der andre war Genie!“ Der eine ist natürlich Hofner, der andere Lenbach. Hofner ist – vor allem in der lokalen Überlieferung immer der Zweite im Schatten Lenbachs.

Heute soll er einmal der Erste sein! Und das hat er auch verdient.

Heute soll einmal versucht werden, Hofner ohne Lenbach zu denken. Aber so richtig, das weiß ich jetzt schon, wird das wieder nicht gelingen.

Hofner war nicht, wie oft dargestellt, der alte tiermalende Rauschebart, der schrullig-eigenbrötlerisch in Aresing hockt, während Lenbach die Welt erobert. Entdecken wir Hofner stattdessen als jungen, selbstbewussten Künstler auf der Höhe seiner Zeit,

  • der genau Bescheid wusste über die aktuellen Kunstströmungen.
  • der nicht in Aresing bleibt, weil er die Großstadt scheut, sondern weil es in jenen Jahren geradezu ein Statussymbol war, auf dem Land zu leben.
  • der sich für die zunehmend an Ansehen gewinnende und Marktchancen eröffnende Tiermalerei entscheidet.

 

Was sagen die Märkte?

Wir leben ja in einer markthörigen Gesellschaft. Was liegt da näher, als zu fragen: Was sagen die Märkte? Oder in unserem Fall der Kunstmarkt. Wirft man einen Blick auf Auktionsergebnisse der letzten Jahre, so zeigt sich, dass für Hofner-Bilder wesentlich höhere Preise erzielt werden als für Lenbach-Bilder. Lenbachsche Grafen und Barone gibt es für einige Tausend Euro, ein ordentliches Bismarck-Porträt für 10 000 Euro. Ein „Toter Fuchs und Hühner“ von Hofner hat vor ein paar Jahren dagegen (für) 14 800 Dollar gekostet, und für das Bild „Ruhende Schafe in Aresinger Landschaft“ aus dem Jahre 1871 musste der neue Besitzer auf einer Auktion am 13. Juni 2007 noch viel tiefer in die Tasche greifen: 39 000 US-Dollar!

Weil wir gerade bei den Dollars sind. Johann Baptist Hofner scheint überhaupt in den USA populärer zu sein als bei uns. Zumindest ein Bild von ihm. Wenn Sie in einer beliebigen Internet-Suchmaschine die Begriffe „Hofner“ und „shepherdess“ (Schäferin) eingeben, so bekommen Sie Tausende von Ergebnissen. In ihrer Mehrzahl Angebote von Kunstdrucken des Hofner-Bildes „Die Schäferin“ aus dem Jahre 1864. Mal bescheiden für 39 Dollar, mal im prachtvollen Goldrahmen für 890 Dollar. Sie kennen das Bild sicherlich: Ein Mädchen – es soll sich um Hofners Aresinger „Lieblingsmodell“ Ursula Limmer handeln – trägt ein Lämmchen im Arm, das Mutterschaf folgt an ihrer Seite. Dieses ein wenig süßliche und für Hofner nicht unbedingt typische Gemälde hatte es schon zu Lebzeiten des Malers zu großer Popularität gebracht. In Kupfer gestochen und mit dem verkaufsfördernden Titel „Auf der Alm“ versehen, fand es reißenden Absatz.

 

Über den Redner

Jetzt bin ich schon mitten im Thema. Dabei wollte ich vorher die Frage klären: Wie komme ich eigentlich dazu, heute vor Ihnen über Hofner reden zu dürfen? Erstens natürlich, weil Bürgermeister Rössler mich dazu eingeladen hat. Dafür, lieber Horst, herzlichen Dank! Allerdings bin ich kein Kunsthistoriker, der Ihnen hochwissenschaftliche Erkenntnisse mit dem Anspruch ewiger Wahrheit auftischen könnte. Ich bin nur ein kunstbegeisterter Laie, vor allen Dingen ein hofnerbegeisterter. Das geht auf das Jahr 1986 zurück, als ich im Auftrag der Stadt Schrobenhausen als Hilfskraft einer echten Kunsthistorikerin mit der Neuinventarisierung im Lenbachmuseum befasst war. Es gab spannende Tage, es gab aber auch öde Stunden, wenn es galt, den x-ten Vorentwurf zum Repräsentationsporträt einer spitzmundigen, kaltäugigen Gräfin von Donnersmarck oder eines grimmig dreinblickenden Barons Kuno von Rantzau zu katalogisieren. Bilder vergangenen Ruhms, die uns heute so gar nichts mehr zu sagen wisssen.

Trotz aller Wertschätzung für Lenbach: Zur Brotzeit habe ich mich dann gerne in den Raum geflüchtet, in dem die so viel echteren und zeitlos gültigen Tierbilder von Hofner hingen. Oder auch sein Bild „Der Krautgarten“, ein Gemälde von fast impressionistischer Farbenfreudigkeit, das Carolina Hofner, die zweite Frau des Malers, im Aresinger Garten der Familie zeigt – eine unprätentiöse Liebeserklärung „per Leinwand“.

Seither hat mich Hofner nicht mehr losgelassen. Einige Jahre später hat Prof. Englert die „Schrobenhausener Kunstreihe“ begründet und mich eingeladen und ermutigt, für den vierten Band dieser Buchreihe einen Beitrag über Leben und Werk Hofners zu schreiben. Und deswegen stehe ich heute vor Ihnen.

 

Die Lebensdaten

Die Lebensgeschichte Hofners ist schnell erzählt. Das Gerüst der biografischen Grunddaten ist nämlich ein wenig dürr. Das liegt an einem großen Problem, an dem sich jeder, der sich mit Hofner beschäftigt, früher oder später die Zähne ausbeißt. Es gibt nämlich keine persönlichen Zeugnisse des Malers, keine offiziellen Dokumente, keine schriftlichen Aufzeichnungen, keinen Briefwechsel, gar nichts. Zwar ist überliefert, dass der Nachlass Hofners in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts nach Schrobenhausen gelangte – Heimatforscher Georg August Reischl zitiert daraus, doch dann verlieren sich die Spuren. Niemand weiß, wo die Unterlagen abgeblieben sind.

  • 1832: Johann Baptist Hofner erblickt am 30. April in Aresing das Licht der Welt. Sein Vater ist der 31-jährige Maurermeister und Kleingütler Georg Hofner, der am 27. Mai 1828 die Bauerntochter Theres Hahn aus Hölerzell bei Aresing geheiratet hatte.
  • 1845: Der 13-jährige Hofner, ein zeichnerisches Naturtalent, findet einen Förderer in dem Schrobenhausener Assessor Widemann und besucht zwei Jahre die Handwerkerzeichenschule in Schrobenhausen.
  • 1847 dann der große Sprung des 15-jährigen an die Königliche Akademie der Bildenden Künste in München, wo er bis 1852 Unterricht erhält.
  • 1849 bekommt Hofner ein Stipendium des Königsreichs Bayern in Höhe von 100 Gulden.
  • Die 50er Jahre sind geprägt von intensiver Freilichtmalerei in Aresing. In dieser Zeit wird Hofner zum ersten Lehrer Lenbachs, der 1854-56 mit Unterbrechungen auch bei Hofner wohnt.
  • 1855: Aus diesem Jahr datiert das älteste bekannte Tierbild. Es zeigt eine Stute mit Fohlen und einen liegenden Aresinger Bauernburschen.
  • Um 1860 geht Hofner erneut an die Akademie der Bildenden Künste in München und studiert bei Karl von Piloty.
  • 1865 heiratet Hofner am 27. Dezember die 25-jährige Aresinger Gütlerstochter Kreszenz Klas. Die Ehe währte nur gute 12 Jahre. Am 20. November 1886 nämlich erliegt Kreszenz Hofer einer Krankheit.
  • 1867: Hofner beteiligt sich an der Weltausstellung in Paris. Eines der beiden Bilder ist „Die Schäferin“.
  • 1868: Am 9. Februar wird der Sohn Adolf geboren. Er wird nur 27 Jahre alt und stirbt bereits am 12. November 1895. Auch Adolf war künstlerisch sehr begabt und hatte die Münchner Akademie besucht.
  • ab ca. 1880 verlegen die Hofners ihren Dauerwohnsitz nach München in die Landwehrstraße 56, damals, vor Schwabing, ein „angesagtes“ Künstlerviertel. Die warme Jahreszeit verbringt Hofner aber weiterhin in Aresing in seinem Atelier.
  • 1889 ehelicht Hofner seine zweite Frau Carolina Reuter, genannt Lina. Sie stammt aus dem hessischen Idstein.
  • 1906 verkauft Hofner das elterliche Anwesen in Aresing und verbringt seine letzten Jahre ganz in München, zunächst in der Lindwurmstr. 131, dann in der Königinstr. 49.
  • 1913: Hofner stirbt im Alter von 81 Jahren in München

 

Die Tiermalerei

Was ist das eigentlich – Tiermalerei? Klingt der Begriff nicht ein wenig verstaubt, altmodisch, überholt? Tierdarstellungen reichen sehr, sehr weit zurück in die Menschheitsgeschichte. In der Chauvet-Höhle in Südfrankreich zum Beispiel finden sich an die 400 Tierzeichnungen, die in den Jahren 35 000 bis 32 000 vor Christi Geburt entstanden sein sollen.

Machen wir einen riesigen Sprung ins Holland des 17. Jahrhunderts, dann begegnen wir dem Tiermaler Paulus Potter (1625-1654). Seine detailgenauen Tierdarstellungen sind weltberühmt. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Hofner Arbeiten Potters während seines Akademiestudiums in München kennenlernte. Im 19. Jahrhundert erlebte die Tiermalerei zusammen mit der Landschaftsmalerei einen großen Aufschwung. Tierdarstellungen wurden im wahrsten Sinne des Wortes „salonfähig“, nämlich in den Salons des gehobenen Bürgertums, das im Zeitalter der Hochindustrialisierung erstmals einen nostalgischen Blick auf das einfache Landleben zu werfen begann.

Lässt man einmal das vermeintlich „Hehre“ des Künstlerdaseins beiseite und geht von der schlichten, aber gerne übersehenen Tatsache aus, dass Maler auch von irgendetwas leben müssen, so lässt sich sagen: Wie Lenbach für sich die „Marktlücke“ des Porträts eroberte, so fand Hofner seine Marktnische im Tierstück.

Diese „Marktnische“ wurde so differenziert besetzt, dass einige Tiermaler sich sogar auf eine bestimmte Tierart spezialisierten. Da gibt es beispielweise Alexander Köster (1864-1932), der als „Enten-Köster“ in die Kunstgeschichte einging. Einige seiner Bilder können Sie in der Staatsgemäldesammlung in Augsburg bewundern. Kösters Entenbilder sind auf dem Kunstmarkt sehr gefragt. Dabei gilt: Je mehr Enten, desto teurer. Bei Hofner ist die Spezialisierung zwar nicht so weit gegangen, aber es gibt eindeutig bevorzugte Tiere: Schafe, Haushühner (beiderlei Geschlechts), Kühe und Füchse.

Vielleicht haben Sie schon befürchtet, ich komme langsam vom Thema ab? Dieser kleine Ausflug sollte ein wenig einen Rahmen aufspannen und Ihnen zeigen, dass Hofner kein Eigenbrötler war, sondern einer von einer ganzen Reihe erfolgreicher Tiermaler, und einer der Besten von ihnen. Als solcher hatte er auch intensiven Kontakt zu seinen Kollegen, besonders zu Friedrich Völz (1817-1886) aus Nördlingen, zu dem gleichaltrigen Niederländer Christian Mali (1832-1906) und dem wie Lenbach 1836 geborenen Biberacher Anton Braith (gest. 1905). Alle drei Genannten waren übrigens Professoren und lehrten an der Münchner Kunstakademie. Besonders Braith und Mali kamen immer wieder zum gemeinsamen Malen nach Aresing, so dass man fast von einer kleinen Aresinger Künstlerkolonie sprechen kann.

 

Dienstlerische Entwicklung

Wie war nun die künstlerische Entwicklung von Hofner? Vor allem: Wie fand er zur Tiermalerei? Leider ist es auch hier wieder so, dass kein einziger autobiografischer Text dazu überliefert ist. So wissen wir nichts von Hofners Selbstverständnis als Tiermaler. Sehr wohl kann man dagegen anhand seiner Bilder den künstlerischen Werdegang nachzeichnen: In der frühen Phase der gemeinsamen Freilichtmalerei von Lenbach und Hofner, als sie malten, „bis sie ganz rauschig waren“, wie Lenbach sich später erinnert, entstehen vor allem Landschaften.

Mitunter ist gar nicht so ganz klar, welches (nicht signierte) Bild vom wem ist. Vor diesem Problem stehen auch Kunsthistoriker. Ich war lustigerweise Ohrenzeuge, wie einmal bei einer Neubewertung aus einem Lenbach flugs ein Hofner wurde. Der Kunstsachverständige erklärte: „Ach, diese Arbeit hat mein Vorgänger für einen Lenbach gehalten, da machen wir jetzt mal einen Hofner draus!“ So ist es dann auch geschehen. Glücklicherweise kann es einem gestandenen Schaf aus Hofners späteren Jahren nicht so leicht passieren, gegen eine Lenbachsche Baronin getauscht zu werden!

 

Nahbild und Tiergeschichte

Zurück zum künstlerischen Werdegang Hofners: Aus Landschaften werden Landschaften mit Tieren, aus Landschaften mit Tieren werden Tiere in der Landschaft in einer harmonischen Gesamtkomposition. Schließlich fällt die Landschaft ganz weg. Nun ist der Weg frei für die beiden besonderen Formen des Tierstücks, die für Hofner charakteristisch sind und als deren (Mit-)Schöpfer er anzusehen ist:

Da ist zum einen das „Nahbild“: Das Tier übernimmt die Hauptrolle im Bild, wird formatfüllend dargestellt, wie mit dem Teleobjekt herangezoomt. Dabei wird die Grenze überschritten von einem realistisch aufgefassten Bild eines typischen Vertreters einer Tiergattung zu einem naturalistischen Porträt eines ganz bestimmten, individuellen Tieres. Besonders finden sind solche Nahbilder bei Hofners Schafdarstellungen: Etwa beim „Kopf eines jungen Widders“, ein wunderschönes, ausdrucksstarkes Gemälde, das sich im Braith-Mali-Museum in Biberach befindet.

Wenn Sie sich einmal etwas intensiver mit verschiedenen Hofnerschen Schafpersönlichkeiten beschäftigt haben, so werden Sie, das kann ich Ihnen versichern, auf Ihrem Sonntagsspaziergang nie mehr achtlos an einem solchen Tier vorbeigehen!

Möglicherweise noch typischer für Hofner sind seine „Tiergeschichten“: Bilder, in denen verschiedene Tiere, oft auch verschiedene Tierarten aufeinandertreffen, und die eine mal lustige, mal dramatische Geschichte erzählen. Zum Beispiel:

  • „Hahn mit zwei Hennen und zerbrochenem Ei“. Man ist fast versucht zu sagen, dass die beiden Hennen ziemlich „betreten“ dreinschauen.
  • „Der tote Feind“ (1898). Ein toter Fuchs liegt im Stall und wird von umstehenden Hühnern neugierig beäugt (Bayer. Staatgemäldesammlungen).
  • „Schafherde, die von einem Hund, der einen Hasen jagt, aufgescheucht wird“ ist eine Ölskizze aus dem Jahre 1868 betitelt (Privatbesitz).

 

Hofner und Aresing

Was wissen wir von Hofner und seinem Verhältnis zu Aresing? Aresing wird ihm wohl schon „getaugt“ haben, um es bayrisch auszudrücken. Warum sonst wäre er seiner Heimat trotz Hauptwohnsitzes in München 74 lange Jahre treu geblieben. (Übrigens ganz im Gegensatz zu Lenbach, der Schrobenhausen lange gemieden hat.) Wie schön wäre es, hätten wir ein Hofnersches Tagebuch oder einen Brief, in dem er über seine Mitbürger schreibt.

So bleibt uns nichts anderes, als die überlieferten Histörchen, Anekdoten und Schnurren, die wie immer mit Vorsicht zu genießen und vor Stilisierungen, Ausschmückungen und Übertreibungen nicht gefeit sind.

Ich beschränke mit auf einige Originalzitate:

  • „Hofner war ein lustiger, einfallsreicher Mann, manche seiner Bilder zeugen von seiner Schalkhaftigkeit.“
  • „Die Kinder mochten ihn gut leiden wegen seiner Guteln, die er für den feil hatte, der sich stundenlang ruhig hinsetzen konnte, wenn er gerade ein Modell brauchte.“
  • „Auch der sich anbahnenden Technik war er aufgeschlossen und brachte das erste Fahrrad nach Aresing.“

Schließlich erfahren wir noch, dass auch die Aresinger Hofners Tierbilder sehr geschätzt hätten, während seine Porträts bei den Dorfbewohnern nicht so beliebt gewesen seien, „weil ihm da immer was Damisches dazu eing’fallen is: Entweder hat er einem noch den Schnupftabak bei der Nas’n oder ‘s Sacktüchl recht auffallend unterm Vürtuch rausschau’n las’n, oder er hat einen als Hemadlenz g’malt“.

Und der damals 89-jährige Dorfsenior Altbürgermeister Haas soll ziemlich sauer gewesen sein, als Hofner zu Fronleichnam einmal statt der üblichen religiösen Tafeln „vier greisliche Bauernköpf an seine Fensterläd’n hing’hängt hat: den Schneider-Bartl, Gaiß-Girgl, den Kohl-Peter und Gammel-Vater“.

Wie schade, dass diese Charakterköpfe nicht erhalten geblieben sind!

 

Wie viele Hofner gibt es eigentlich?

Es gab Zeiten, zu denen es Hofner an Aufträgen nicht gemangelt haben dürfte, auch wenn immer wieder mal Durststrecken dazwischen lagen. In späteren Lebensjahren, nach dem Tod seines Sohnes, den er nie überwunden haben soll, benötigte Hofner zunehmend Unterstützung. Die fand er bei seinem arrivierten Freund Lenbach. Zur Verkaufsförderung entstanden gemeinsam gemalte Bilder mit Doppelsignatur. Lenbachs Unterschrift war ja in jenen Jahren im Sinne des Wortes Gold wert. Zu diesen Gemälden zählt beispielsweise eine nicht so ganz gelungene mythologische Darstellung „Faun mit Schafbock und Hühnern“ aus dem Jahre 1900 (Privatbesitz). Lenbach bemühte sich 1900 auch um einen Käufer für die bereits 1883 entstandenen sieben Pilztafeln „Kinder der Erde“, die im Schaffen des Tiermalers einen besonderen Platz einnehmen. „Mit Vergnügen bezeuge ich hiermit, dass die von Johann Baptist Hofner gemalten Schwammerlinge unter den Künstlern die größte Bewunderung hervorgerufen haben“, schrieb Lenbach in einem eigens verfertigten „Gutachten“. Verkauft wurden die „Schwammerlinge“, eine ebenso wunderliche wie wunderschöne Aneinanderreihung unzähliger Pilze, trotzdem nicht. Heute können fünf der sieben Tafeln im Schrobenhausener Lenbachmuseum bewundert werden.

Wie viele Hofner-Bilder gibt es eigentlich? Hofner hatte überwiegend Privatkunden, die übrigens bis aus den Vereinigten Staaten kamen. Auch Prinzregent Luitpold zählte zur Kundschaft. In Museen ist Hofner relativ selten vertreten. Ein Werkverzeichnis aus Lebzeiten des Künstlers existiert nicht. So ist diese Frage nur schwer zu beantworten. Anlässlich der Arbeiten an unserem Hofner-Buch und der großen Hofner-Ausstellung, die Hilde Vietzke, langjährige Lehrerin in Aresing, 1991 im Lenbachmuseum zeigte, ist eine Liste entstanden, die ohne den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit alle damals bekannt gewesenen Arbeiten Hofners aufführt. Insgesamt sind es 80 Werke, davon:

  • 39 Tierdarstellungen
  • 2 mythologische Darstellungen
  • 17 Porträts
  • 3 ländliche Idyllen
  • 14 Landschaften und Ortsansichten
  • 5 Pilztafeln

80 Bilder sind also bekannt. Aber wie viele hat Hofner wirklich gemalt? Und wie viele existieren heute noch? Waren es 160? Oder vielleicht sogar 320? Ich wage keine Prognose. Ein Fließbandmaler war Hofner jedenfalls nicht. Umso wertvoller ist sein überschaubares Werk!

 

Die letzten Jahre

Im neuen Jahrhundert, dem 20. , wird es um Hofner zunehmend stiller. Zu seinem 80. Geburtstag am 30. April 1912 schickt Schrobenhausens Bürgermeister Alois Widmann ein Glückwunschtelegramm nach München in die Königinstraße 49. Auch Hofners Heimatgemeinde Aresing wird ihn sicher nicht vergessen haben. Hofner erhält zudem die Prinzregent-Luitpold-Medaille. Eine Würdigung zum 80. Geburtstag in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ mutet stellenweise schon ein wenig wie ein Nachruf an. Unter anderem heißt es:

„Durch eine Reihe vorzüglicher, fein gestimmter Tierbilder, insbesondere von Schafen und Hühnern, hat sich der Jubilar, der seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit in München lebt, einen weithin geachteten Namen gemacht und zahlreiche Galerien des In- und Auslandes, darunter auch unsere Neue Pinakothek, haben seine Gemälde erworben. … Hofner hat aber noch dadurch eine besondere Bedeutung erlangt, dass er es war, der Lenbach der Kunst zugeführt und für sie begeistert hat.“

Da haben wir es also wieder: Hofner nur um seines eigenes Werkes willen anzuerkennen, ohne seine Rolle für Lenbach hervorzuheben – das geht einfach nicht.

Vierzehn Monate später, am 29. Juni 1913, gestern genau vor 100 Jahren, stirbt Johann Baptist Hofner. Die Beisetzung findet auf dem Münchner Waldfriedhof statt. In den Nachrufen ist vom „edlen Menschen, liebwerten treuen Gefährten und großen echten Künstler“ die Rede. Und natürlich kommt auch kein Nachruf ohne den Hinweis aus, dass es die besondere Leistung Hofners gewesen sei, Lenbach auf den künstlerischen Weg gebracht zu haben.

Doch der heutige Tag gehört Hofner ganz allein. Und natürlich seinem Werk, das auch nach 100 Jahren noch Bestand hat und so sehr geschätzt wird, wie schon lange nicht mehr. Die ganz, ganz große Anerkennung aller Kunstfreunde gebührt der Gemeinde Aresing mit Bürgermeister Horst Rössler an ihrer Spitze für den Aufbau der kleinen, aber feinen Sammlung an Hofner-Gemälden, über die wir uns heute freuen dürfen. Es ist ja alles andere als selbstverständlich, dass eine Gemeinde so großzügig Finanzmittel für Kunst bereitstellt, auch wenn sie erfreulicherweise zu den wohlhabenderen zählt.

Hofner wäre stolz auf Aresing!

[Benno Bickel]




Kleines SOB-Film-Lexikon

Dieser Beitrag befasst sich in Form eines kleinen „Lexikons“ mit der Geschichte der SOB-Filmgruppe, die von 1967 bis 2017 bestand und vor allem in den 80-er und 90-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts für hoch ambitionierten Amateurfilm stand, der weit über Schrobenhausen hinaus Ansehen genoss.

SOB-Filmgruppe: Konrad Leufer vor der Kamera

Das Gesicht der SOB-Filmgruppe: Konrad „Conny“ Leufer hinter der Kamera (Foto: SOB-Film)

Darsteller

Hier ist bewusst die Rede von Darstellern, nicht von Schauspielern. Nicht selten leiden Amateurfilm unter unfreiwilliger Komik, wenn Darsteller gefordert werden wie (ausgebildete) Schauspieler. Diesen Stolperstein hat die SOB-Filmgruppe immer gemieden und ihren oft auszeichneten Darstellern nie zu viel zugemutet. So manche spielten zu einem Gutteil sich selbst und ersetzen mimische Finesse durch unmittelbare Authentizität. Beispielhaft seien aus dem großen SOB-Film-Ensemble genannt: Sig Fabig, Christian Grimm, Peter Pfitzner und Theo Rosendorfer. Roswitha Stieglmaier. Und natürlich Liedermacher Kurt Schwarzbauer. Nicht nur wurden zwei seiner Lieder titelgebend („Das Lied vom Lande“ und „He, Willi“); er zählte auch immer wieder zu den Hauptdarstellern.

Und da nichts laienhafter wirkt als ein schlecht gesprochener Text, suchte und fand SOB-Film vor allem bei den Dokumentarfilmen Hilfe von professionellen Sprechern. So konnte für den Lenbach-Film „Der Rote“ beispielsweise der Schauspieler Werner Schnitzer gewonnen werden, der damals ein Engagement beim Stadttheater Ingolstadt hatte.

Drehbuch

Die Entwicklung des Drehbuchs war bei SOB-Film Teamarbeit. Am Anfang stand eine vage Idee, am Ende stand ein fertiger Film, wobei die Ausgangsidee und das Endprodukt meist nicht mehr allzu viel gemeinsam hatten. Dazwischen fanden zahllose Treffen statt, bei denen die Handlung vorangetrieben, ein Erzählstrang hinzugefügt, ein anderer verworfen wurde. Wie auch immer: Der Mär vom „Geniestreich aus heiterem Himmel“ stellte SOB-Film die Wirklichkeit eines arbeitsintensiven, demokratischen Prozesses gegenüber. Egomane, tyrannische „Selbstverwirklicher“, die manchmal das große Kommerz-Kino oder auch die kleine Laienbühne prägen , hätten bei SOB-Film keinen Platz gefunden. Was nicht ausschloss, dass einige SOB-Filmer ihrem schreiberischen Talent freien Lauf lassen konnten, wenn es um die Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Ideen in das Drehbuch ging. Genannt sei hier allen voran Christian Grimm (1955-2021), dessen Texte für die Spielfilme „Eduard“ und „Das Lied vom Lande“ so manches Bonmont enthielten, das von SOB-Film-Fans noch Jahrzehnte später zitiert wurde.

Dokumentarfilme

Nicht weniger erfolgreich als mit ihren Spielfilmen war die SOB-Filmgruppe im Genre des Dokumentarfilms: 1979 entstand zum 75. Todestag des einst berühmten Porträtisten Franz von Lenbach im Auftrag der Stadt Schrobenhausen ein erster kleiner Dokumentarfilm. 1986 folgte „F. Lenbach, Maler aus Schrobenhausen“ als Auftragsarbeit für die Jubiläumsausstellung zum 150. Geburtstag des Porträtisten. Und bis 1989 arbeitete die Gruppe dann drei intensive Jahre lang an ihrem großen Lenbach-Werk „Der Rote Schirm“ mit Theo Rosendorfer als Hauptdarsteller. Der Film, eine Dokumentation mit Spielszenen, zeichnet mit Sympathie, aber keineswegs kritiklos eine außergewöhnliche Künstlerkarriere nach. Die Doku wurde auch im Bayerischen Fernsehen gezeigt. Politisch engagierte sich die SOB-Filmgruppe 1988 mit der poetischen Dokumentation „He Willi“ und bezog eindeutig Stellung gegen den Bau einer Umgehungsstraße durch die Paarauen.

SOB-Film: Szenenfoto aus "Des Tages Nacht"

1988: Szenenfoto aus dem Spielfilm „Des Tages Nacht“ (Foto: SOB-Film)

Erfolg

Ganz ohne nostalgische Glättung des Geschehens, einfach Ereignis an Ereignis gereiht, erwies sich die nun mehr als 45-jährige Geschichte der SOB-Filmgruppe als eine unaufhaltsame Kette von Erfolgen. Das klingt vielleicht ein wenig anmaßend, zeugt jedoch in Wirklichkeit von jener Bescheidenheit, die der SOB-Filmgruppe von Anfang an eigen war: Das Streben nach Perfektion im Rahmen des Machbaren, ohne die Grenzen dessen zu überschreiten, was einer ambitionierten Amateurgruppe personell, zeitlich und finanziell möglich ist.

 

1974: Woodwool - der erste öffentlich aufgeführte SOB-Film. Szenenbild mit Christian Grimm und Gisela Herbst.

1974: Woodwool – der erste öffentlich aufgeführte SOB-Film. Szenenbild mit Christian Grimm (1955-2021) und Gisela Herbst.

Filmographie

1967-1973 Erste Gehversuche mit nicht öffentlich aufgeführten Schwarz-Weiß-Filmen (so die Parodien „Cowboy-Film“ aus dem Jahr 1967 und „Vampir-Film“) und 1973 dem ersten teilweisen Farbfilm („Die wahre Geschichte von Rotkäppchen“)
1974 Woodwool (Spielfilm)
1978 Eduard oder: Der Appetit kommt beim Essen (Spielfilm)
1979
Lenbach (Dokumentarfilm zum 75. Todestag des Malers)
1982 Das Lied vom Lande (Spielfilm)
1984 Sperrmüll (Kurzfilm)
1986 F. Lenbach, Maler aus Schrobenhausen (Dokumentarfilm)
1988 He Willi (Dokumentarfilm mit Kritik am Schrobenhausener Straßenbauprojekt „Südwesttangente“)
1989 Der Rote Schirm (Dokumentarfilm mit Spielfilmelementen über Franz von Lenbach)
1998 Des Tages Nacht (Spielfilm)
2013 Lindenkeller (Spielfilm)
2017 Jonathans langer Weg nach Kolbach (unvollendeter Spielfilm)

Hinzu kommen zwei weitere Kurzfilme: „Holiday“, „Isometrische Übungen“ (siehe nächstes Stichwort)

Kurzfilme

Auch in der kleinen Form waren die SOB-Filmer heimisch. Immer wieder entstanden zwischendurch originelle Kurzfilme, denen nicht weniger Liebe und Sorgfalt gewidmet wurde. Da gab es die Fitness-Persiflage „Isometrische Übungen“ und „Holiday“, einen satirischen Blick auf den Teutonengrill an der Adriaküste. Publikumsliebling aber wurde mit Abstand die hinreißende Slapstick-Komödie „Sperrmüll“. Die Hauptrolle spielt – natürlich Kurt Schwarzbauer.

Kernteam

SOB-Filmgruppe – wer war das? Natürlich an erster Stelle Konrad Leufer. Die Biografie des pensionierten Studiendirektors, der am Gymnasium Schrobenhausen Mathematik und Physik unterrichtete, ist mit SOB-Film untrennbar verbunden. Doch so sehr SOB-Film ohne Conny, wie er von allen liebevoll genannt wird, undenkbar gewesen wäre, so sehr bedeutete SOB-Film ebenso gleichberechtigte Teamarbeit begeisterter Leute, die ihre unterschiedlichsten Talente einbrachten. Dabei konnte es auch zu wechselnden Besetzungen für die einzelnen Aufgaben kommen.

Konrad Leufer

Wenn es um seine Rolle in der SOB-Filmgruppe ging, ließ Konrad Leufer es bestenfalls zu, als „Primus inter pares“ oder „Gleicher unter Gleichen“ bezeichnet zu werden. Wie wenig Eitelkeit eine Rolle spielte, zeigte sich allein darin, dass bis fast zuletzt im Nachspann Namen keine Rolle spielten. Das stand einfach nur „SOB-Filmgruppe“.

Und doch wäre SOB-Film ohne Konrad Leufer völlig undenkbar gewesen, wäre nie zum Leben erweckt worden.  Er war Geist, Herz und Seele der Filmgruppe, die übrigens nie in irgendeiner Weise einen festen organisatorischen oder gar statuarischen Rahmen besaß: kein Verein, keine formelle Mitgliedschaft, einfach eine lockere Gruppe von Gleichgesinnten. Dass dies über Jahrzehnte harmonisch und konfliktlos funktionierte, war vielleicht die bedeutendste der zahlreichen Begabungen, die Konrad Leufer einbrachte. Er besaß ein ungewöhnliches Talent, die SOB-Filmgruppe auf spielerische Weise zu lenken, und eine ebenso ungewöhnliche Integrations- und Motivationskraft, ganz unterschiedliche Persönlichkeiten auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören. Nie wollte er alles an sich reißen, er wusste zu delegieren und Vertrauen in die spezifischen Begabungen der Beteiligten zu setzen, das reich honoriert wurde.

Trotz aller Team-Arbeit: SOB-Film war letztlich Konrad ("Conny") Leufer - und umgekehrt. Rechts im Bild Peter Fischer.

Trotz aller Team-Arbeit: SOB-Film war letztlich Konrad „Conny“ Leufer – und umgekehrt. Rechts im Bild Peter Fischer.

Hinzu kam die Begeisterung für Technik im Allgemeinen und die Elektronik im Besonderen, die den Mathematik und Physik lehrenden Studiendirektor am Gymnasium Schrobenhausen auszeichneten. Und sein Blick für schöne Bilder, für so wunderschöne Bilder, dass niemand ihm jemals streitig machte, hinter der Kamera zu stehen. Diese Rivalität des „Ich möchte auch mal …“, die mancher ambitionierten Amateurfilmgruppe in Streit und Mißgunst den Garaus gemacht hat, war bei SOB-Film unbekannt.

Nach ziemlich genau 50 Jahren hinter der Kamera führten widrige Umstände dazu, dass der so gut wie vollendete Spielfilm „Jonathans langer Weg nach Kolbach“ leider nicht mehr in das lokale Kino kommen oder als DVD der Nachwelt erhalten bleiben kann. Konrad Leufer hat sich seither altersbedingt vom Filmemachen zurückgezogen. Eine Ära ist zu Ende.

Noch wissen sie nicht, welcher Erfolg auf sie wartet: Viele Szenen des ersten großen SOB-Spielfilms "Das Lied von Lande" entstanden im Lindenkeller. Das Fotos aus den früher 80-er Jahren zeigt links Konrad Leufer, rechts Hauprdarsteller und Liedermacher Kurt Schwarzbauer, von dem auch der titelgebende Song stammt. In der Mitte Luefers früh verstorbener "Vize" Peter Fischer. (Foto: SOB-Film)

Noch wissen sie nicht, welcher Erfolg auf sie wartet: Viele Szenen des ersten großen SOB-Spielfilms „Das Lied von Lande“ entstanden im Lindenkeller. Das Fotos aus den früher 80-er Jahren zeigt links Konrad Leufer, rechts Hauptdarsteller und Liedermacher Kurt Schwarzbauer, von dem auch der titelgebende Song stammt. In der Mitte Luefers schon 1988 verstorbener „Vize“ Peter Fischer. (Foto: SOB-Film)

Lindenkeller

Die SOB-Filmgruppe war zwar acht Jahre älter als der 1975 als „Sig‘s Kneipe“ von Sig Fabig wieder eröffnete „Lindenkeller“, dennoch ist die eine ohne den anderen nur schwer vorstellbar. Fast 40 Jahren war der „Lindenkeller“ Kristallisationspunkt der SOB-Film-Arbeit: Treffpunkt, Ideenbörse und Drehort in einem. Im tiefen Kellergewölbe entstanden 1977 „martialische“ Szenen zum Eduard-Film, unterm Dach befand sich in den 80-er Jahren das erste Tonstudio. Und der letzte Film hieß – „Lindenkeller“!

Malen mit der Kamera

Spannende Handlung, witzige Dialoge, Perfektion bei der Erarbeitung der Szenen, beim Bau der Kulissen, bei der Führung des Lichts und eine ausgefeilte Kameraführung zählen zu den Markenzeichen der SOB-Filme. Doch das ist noch immer nicht alles. Seit den ersten Filmen hält die mitunter turbulente Handlung ab und an inne, und die Bilder laden zum Verweilen ein: eine sonnendurchflutete Waldlichtung, eine Idylle an der Paar, eine einfache Hütte unter Bäumen … Fern jeder künstlichen Überhöhung, bar jeder billigen Esoterik kehrt Harmonie ein in die Seele des Betrachters bei diesen unglaublich schönen Bildern. Conny Leufer war neben all seinen anderen Talenten auch ein „Maler mit der Kamera“.

Malen in der Kamera: Eine besondere Stärke von Konrad Leufer.

Malen in der Kamera: Eine besondere Stärke von Konrad Leufer.

Musik

Eines der „Erfolgsgeheimnisse“ der SOB-Filmgruppe war die Musik. Den Griff in die Konserve gab es nur ganz am Anfang. Seit dem „Lied von Lande“ beruhte die gesamte Filmmusik auf selbst eingespielten Eigenkompositionen, die SOB-Filme auch akustisch unverwechselbar machen. Drei Namen, drei Profimusiker, drei Glücksfälle: Peter Hillinger, Werner Pilnei, Kurt Schwarzbauer, Jörg Weber. Und als Berater für die bei SOB-Film so wichtige Filmmusik: Lehrer und Trompeter Peter Pfitzner, der als Darsteller auch immer wieder vor der Kamera stand.

Sig’s Kneipe

siehe Lindenkeller

Technik

Begonnen hat alles mit einer 8 mm-Kamera und Schwarz-Weiß-Filmmaterial, das damals für das studentische Budget der SOB-Filmer schon eine gehörige Belastung darstellte. Die weiteren Stationen: Farbe, Super-8, 16 mm-Film mit Profi-Kamera und bei den Arbeiten am Spielfilm „Lindenkeller“ erstmals Digitaltechnik: Für Conny Leufer war es eine spannende Herausforderung, seinen geliebten Schneidetisch, den der Physik-Lehrer mit vielen Geräten Marke Eigenbau perfektioniert hatte, gegen einen PC zu tauschen. Bilder von nie gekannter Brillanz und technischer Perfektion waren der Lohn der mutigen Entscheidung.

Hinter dem Kulissen von SOB-Film: Peter Fischer, Sig Fabig und "Operateur" Conny Leufer im Schneideraum.

Hinter dem Kulissen von SOB-Film: Peter Fischer, Sig Fabig und „Operateur“ Conny Leufer im Schneideraum.

Wettbewerbe

Eigentlich war es Zufall, dass die SOB-Filmer einige Jahre an Wettbewerben der organisierten Amateurfilm-Szene teilnahmen, ohne sich jedoch den dort gepflogenen Trends und Moden anzupassen. Wo immer die SOB-Filmer antraten, hagelte es Preise wie etwa den Titel „Bester Deutscher Amateurfilm des Jahres 1982“ für „Das Lied vom Lande“. Die Anerkennung tat gut, doch hatten die SOB-Filmer diese Hürde so mühelos genommen, dass es letztlich keine Herausforderung war. Ein Übriges taten die frustrierten Mienen anderer Teilnehmer: „Wenn ihr kommt, haben wir eh keine Chancen…“ So blieben die Wettbewerbe eine Episode von wenigen Jahren Dauer.

Benno Bickel

Anmerkung: Dieser Text entstand im März 2013 anlässlich der Erstaufführung des SOB-Films „Lindenkeller“, wurde nach leichter Überarbeitung grammatikalisch in die Vergangenheitsform gesetzt – auch die SOB-Filmgruppe ist Vergangenheit -, behutsam der augenblicklichen Rechtschreibung angepasst und im Sommer 2022 ergänzt um die Stichworte „Filmographie“ und „Konrad Leufer“. 1923 ist eine ganze Reihe von Bildern hinzugekommen.

 




„Lindenkeller“ – Zur letzten SOB-Film-Premiere im Jahr 2013

Dieser hier unverändert wiedergegebene Text entstand im März 2013 anlässlich der Erstaufführung des SOB-Films „Lindenkeller“. Dass es die letzte Premiere einer Arbeit der SOB-Filmgruppe um Konrad Leufer werden sollte, war damals noch nicht abzusehen. Es gibt ihn zwar, den allerletzten SOB-Film „Jonathans langer Weg nach Kolbach“, fast vollendet und eigentlich ein cineastischer Leckerbissen des Amateur-Films. Doch widrige Umstände werden eine Aufführung wohl  für immer verhindern. Schade!

 

Fast fertig und dann ins Archiv: Kolbach - der letzte SOB-Film

Fast fertig und dann ins Archiv: Kolbach – der letzte SOB-Film

Nein, ein Werbetext soll das nicht werden. Das hat der neue SOB-Film – die Karten für die Premierenvorstellung waren bereits im Vorverkauf innerhalb weniger Minuten restlos vergeben – auch überhaupt nicht nötig. Und genießen wird der Zuschauer den Spielfilm „Lindenkeller“ auch ohne jede Vorinformation. Aber vielleicht ist es ja so wie bei einem köstlichen Gericht: Weiß man ein wenig Bescheid über Zutaten und Zubereitung, über seine Kulturgeschichte, so vermag das den Genuss noch beträchtlich zu steigern.

Szenenfoto aus dem SOB-Film "Lindenkeller" mit Christian Grimm und Kurt Schwarzbauer

Szenenfoto aus dem SOB-Film „Lindenkeller“ mit Christian Grimm und Kurt Schwarzbauer

Ein wenig SOB-Film-Geschichte …

Die Anfänge und damit auch die „Kulturgeschichte“ des außergewöhnlichen Phänomens „SOB-Film“ gehen auf das Jahr 1967 zurück, als einige junge Studenten, unter ihnen Konrad Leufer und der früh verstorbene Peter Fischer, mit einfachsten technischen Mitteln begannen, Filme zu drehen. Dabei war das fertige Produkt gar nicht so wichtig, im Mittelpunkt standen Freude an der Gestaltung, das Experimentieren mit Bewegung, Licht bald auch Farbe. Korrespondierend dazu gab es Leute, die gerne vor der Kamera standen, insbesondere Mitglieder der damaligen Theatergruppe am Gymnasium Schrobenhausen. Stellvertretend für alle anderen sei Christian Grimm genannt, der auch im neuen Film „Lindenkeller“ mit von der Partie ist. Im Jahr 1974 entstand der surrealistische Film „Woodwool“. Vier Jahre später folgte mit „Eduard oder: Der Appetit kommt beim Essen“ der erste große Spielfilm von 60 Minuten Dauer, der ein großes lokales Publikum erreichte und begeisterte. Hauptdarsteller der haarsträubenden Geschichte des „Eduardo del Suicido“, der im Laufe der Handlung immer mehr Gefallen daran findet, seine nervtötende Familie zu beseitigen, war Sig Fabig, der damals gerade zur SOB-Filmgruppe gestoßen war und seither zum Kernteam zählt. Am 1. Mai 1980 begannen dann die Dreharbeiten zum zwischenzeitlichen SOB-Film-Klassiker „Das Lied vom Lande“, zu dem der neue Film „Lindenkeller“ in enger Beziehung steht und letztlich eine Fortsetzung darstellt. Erstmals widmete sich SOB-Film damals einem aktuellen Thema, dem alternativen Leben auf dem Lande zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Der Titelsong stammt von Liedermacher Kurt Schwarzbauer, der auch die Hauptrolle bekam und nun 33 Jahre später im „Lindenkeller“ wieder eine tragende Rolle spielt. Das „Lied vom Lande“ wurde regional und weit darüber hinaus zu einem Riesenerfolg, fand seinen Weg in diverse dritte Fernseh-Programme vor allem in Norddeutschland und erhielt den Kunstpreis der Stadt Schrobenhausen.

Dokuemtarfilme und das „Opus magnum“

Die 80er Jahre waren dem Dokumentarfilm gewidmet. Dann war wieder ein Spielfilm an der Reihe, zu dem die ersten Probeaufnahmen im Oktober 1990 begannen. Dass daraus das „Opus magnum“ der SOB-Filmgruppe werden würde, ahnte damals noch niemand. Neun Jahr später war es dann so weit: Der Spielfilm „Des Tages Nacht“ fand bei der Premiere im Frühjahr 1998 und zahlreichen weiteren Aufführungen begeisterte Aufnahme. „Des Tages Nacht“ lotete die Grenzen des Machbaren reichlich aus: zwei Stunden Dauer, rund 100 Mitwirkende vor und hinter der Kamera, „Massenszenen“ mit 50 Personen, reiht sich ein Superlativ an den anderen. Und der Inhalt? Eine farbenprächtige, lebens- und sinnenfrohe Parabel ohne zeitliche Verortung, in einem geheimnisvollen Moor angesiedelt, von großem Unterhaltungswert, aber auch mit einer des Nachdenkens würdigen Botschaft: „Die Welt geht nicht daran zugrunde, dass wir alles falsch machen, sondern daran, dass wir zu viel Richtiges machen!“

Wie sollte es nun weitergehen? Ein noch größerer, noch längerer, noch aufwendigerer Film? Oder zurück zu den Anfängen? Die Antwort ließ 15 Jahren auf sich warten. Am 8. März 2013 wird sie mit der Premiere des neuen SOB-Films „Lindenkeller“ gegeben.

Benno Bickel

Weitere Infos über die SOB-Filmgruppe bietet das „Kleine SOB-Film-Lexikon“.




Von der kleinen Stadt und ihrem großen Mann

Vor 35 Jahren: Kulturpolitische Betrachtungen aus dem Jahr 1987


Kultur in Schrobenhausen: Der nachfolgende, unverändert wiedergegebene Text entstand im Juli 1987 als durchaus subjektive Bestandsaufnahme des Schrobenhausener Kulturlebens und seiner Entwicklungsmöglichkeiten. Inklusive eines mehr oder weniger „prophetischen“ Blickes auf die damals künftige und heute zur Gegenwart gewordene Rezeption des Schrobenhausener Rathauses.


Vor allem sind es die Maler, die das kulturelle Selbstverständnis der Stadt Schrobenhausen prägen. Da ist natürlich an erster Stelle Franz von Lenbach, 1836 hier geboren und 1904 in München gestorben. Der einstmals weltberühmte Porträtist blieb bis heute der eine große Mann, den ein gnädiges Schicksal häufig auch den kleinen Städten schenkt, auf daß sie Halt an ihm finden, sich anlehnnen können auf der Suche nach Identität.

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Derlei Bedürfnis freilich kann höchst unterschiedlich befriedigt werden. Auch Franz von Lenbach blieb es nicht erspart, seinen Namen den eher profanen Dingen dieser Welt leihen zu müssen, vom Lenbach-Bock bis hin zum Lenbach-Schinken. Und das liebgewonnene Etikett „Lenbachstadt Schrobenhausen“ wird vielleicht ab und an etwas überstrapaziert. Daß das in aller Welt seiner komischen Seiten nicht entbehrende Verhältnis zwischen großem Mann und kleiner Stadt kein ehernes Naturgesetz zu sein braucht, bewies 1986 zum 150. Geburtstag des Malers eine Gedächtnisausstellung von solcher Qualität, daß sie den Feuilletonisten aller großen deutschen Zeitungen einer anerkennenden Rezension würdig schien. So hat sich Schrobenhausen um seinen „großen Sohn“ einmal wirklich verdient gemacht.

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Was nach Ansicht so mancher Leute nicht immer der Fall war. Denn justament das größte Vermächtnis Lenbachs, der prunkvolle, von ihm gestiftete und nach ihm benannte Saal im alten Rathaus fiel gemeinsam mit diesem im Jahre 1967 der Spitzhacke – oder realistischer gesprochen – den Abbruchbaggern zum Opfer. Seither ist es schwierig geworden, über Schrobenhausen zu schreiben. Soll man die Tat, 20 Jahre nach ihrer Vollführung, nun wie vielfach gewünscht endlich totschweigen? Oder soll man einstimmen in die mittlerweile schon fast modische Klage über den herben Verlust? Welch letzteres bei Besuchern der Stadt, in Wort und Bild entsprechend verbreitet, häufig eine gespannt-mitleidige Erwartungshaltung à la „Zeig mir deine Wunde!“ auslöst. Aber vielleicht gibt es da noch einen dritten Weg. Der könnte zu der dreisten Behauptung führen: In nicht allzu ferner Zeit wird die Kunstgeschichte das moderne Schrobenhausener Rathaus, so wie es dasteht, preisen als die einzige eigenständige und architektonisch ernstzunehmende Leistung Schrobenhausenes im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts! Mag diese Behauptung zu Zeiten der Hochkonjunktur eines neuen „Historismus“, in dessem Geiste die funktionslosen Erkerlein aus den Neubauten sprießen wie die kontaminierten Schwammerl im Walde, auch noch so ketzerisch anmuten! Wetten, daß die Zeit kommt …

Lenbachsaal im Alte Rathaus Schrobenhausen

Lenbachsaal im Alten Rathaus Schrobenhausen

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Und bis es soweit ist, muß man das alte Rathaus halt noch wie eine Reliquie beim Schrannenfest als Modell durch die Straßen fahren. Womit ein weiteres Stichwort gefallen ist. Der Schrobenhausener Verkehrsverein hat den Bürgern, die noch vor wenigen Jahren dem Zeitgeist huldigend muffig hinter ihren Fernsehern saßen, das Feiern wieder beigebracht. Zum Schrannenfest 15 000 Besucher an einem Sonntagnachmittag, wie erst vor wenigen Tagen wieder der Fall, zeigen, daß die Vereinzelung doch wieder der Pflege von Gemeinsamkeit weicht. Und das ist der Urgrund kulturellen Lebens.

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Zum Beispiel – um nur eines zu nennen – im Bereich der Musik: Seit Gründung der Städtischen Musikschule im Jahre 1973 wächst eine neue Generation von Kindern und Jugendlichen heran, für die Musik nicht mehr primär ein Konserven-Erlebnis, sondern aktive Gestaltungsleistung bedeutet. So ist zur erfreulichen Tradition gehobener geistlicher Musik ein Neubeginn auf dem „profanen Sektor“ hinzugekommen.

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Freilich, es gibt sie noch, jene vermeintlich Feinsinnigen, die mit ihrem Los hadern, daß ein ach so erbarmungsloses Schicksal sie nach Schrobenhausen verschlagen hat. (Warum, bitteschön, bleiben sie dann?) Die das rechte Verhältnis zu Produktionsbedingungen und Erlebnismöglichkeiten von Kultur in der Kleinstadt einfach nicht zu finden vermögen. Die ihrer gequälten Seele ausschließlich durch Kulturkonsum in den großen Metropolen Linderung verschaffen können. Oder – und da wird es dann schlimm – sich mit Sendungsbewußtsein anschicken, das Gesellschaftsstück „Jetzt spielen wir Kultur!“ zu inszenieren, ohne zu merken, wie es zur eigentlichen Provinzposse wird.

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Doch gerade auch aus solchen Spannungsfeldern heraus wird die Vitalität kleinstädtischer Kultur gespeist. Deren Chancen und Grenzen zu erkennen, ohne ständig an Türen zu drücken, auf denen „Ziehen!“ steht, macht in Schrobenhausen seit Jahren sichtbare Fortschritte.

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Wenn eingangs von Malern die Rede war: Besonders auswärtigen Beobachtern ist in letzter Zeit immer wieder aufgefallen, daß das kleine Schrobenhausen mehr Maler sein eigen nennt, als ihm der Statistik nach eigentlich zustünde. In der Tat erstaunt es, wenn in einem nur gut 15 000 Einwohner zählenden Städtchen bar vordergründiger landschaftlicher Attraktionen nicht weniger als sechs freischaffende Maler und Bildhauer sowie eine ganze Reihe weiterer Künstler leben und arbeiten. Mit Lenbach hat das übrigens gar nichts zu tun! Hier eine Pseudo-Kontinuität herbeizuzwingen, hieße Heimatgeschichtsschreibung als spießbürgerliche Selbstbeweihräucherung zu betreiben.

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Bleibt nur zu hoffen, daß man in Schrobenhausen mit derlei Talenten auch zu wuchern versteht. Denn die Mitglieder dieser „Künstlergemeinde“ sind mehrheitlich noch relativ jung. Sie entwickeln sich weiter. Und es wäre schade, wenn sie eines Tages feststellen müßten, daß die Mauern zu eng werden …

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Womit wir bei den Mauern wären: Die Stadtmauer, der Stadtwall mit seinen prächtigen Bäumen, die immer noch den außerordentlichen optischen Reiz des Schrobenhausener Ensembles bilden, sind in den letzten zehn Jahren mehr und mehr als das große Kapital erkannt worden, mit dem sorgsam umzugehen Früchte trägt. Und um dem „Außen hui – innen pfui“ einer immer autogerechter gewordenen Altstadt entgegenzuwirken, hat man nun Gottseidank mit einer Stadtsanierung begonnen, die noch beispielshaft werden könnte. Vorausgesetzt, die politischen Entscheidungsträger lassen sich vom Druck horizont- wie perspektiveloser Vertreter von Partikularinteressen nicht zur Gänze den Schneid abkaufen.

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So manches ist erreicht. So manches erhofft man sich zurecht. So manches ist aussichtslos. Alles in allem läßt sich damit ganz gut leben. Das klingt vielleicht verhalten-miesmacherisch zu Zeiten, wo Selbstdarstellungsorgien, mit denen man sich in die eigene Tasche zu lügen pflegt, die Regel geworden sind. es ist aber durchaus als Kompliment gemeint. Als Kompliment für ein Schrobenhausen, das manchmal weniger Provinz ist, als der provinzielle Geist seiner Kritiker zu begreifen vermag.




Schrobenhausener Hausbesitzer im Jahre 1913

Faksimile-Auszug aus dem Verzeichnis Schrobenhausener Hausbesitzer

Ein kleines Heftchen im Oktav-Format, erschienen im „Druck und Verlag: F. Filsermayr Schrobenhausen“, zählt zu den kleinen Kostbarkeiten des Schrobenhausener Stadtarchivs, dessen Bedeutung auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt erkennbar ist. In gedrängter Form listet es die Namen der Schrobenhausener Hausbesitzer im Jahre 1913 auf: Der Name, gefolgt von der Hausnummer. Straßennamen gab es damals noch nicht, und die Anordnung der Hausnummern erscheint schwer nachvollziehbar, scheint sich aber annähernd spiralförmig zu entwickeln, ausgehend von der Altstadt in die äußeren Stadtbereiche.

So manche Schrobenhausener*innen werden bei der Lektüre, zu der wir hier anregen möchten, auch nach fast 110 Jahren den eigenen Familiennamen und den von Verwandten und Bekannten finden. Ist ein Name erst mal erkannt, lässt sich auch häufig darauf schließen, in welchem Teil der Stadt man gerade „unterwegs“ ist. Schön wäre natürlich eine Gegenüberstellung der Hausnummern und der heutigen Straßen, doch solch eine „Konkordanz“ lässt sich mangels Unterlagen nur bei markanteren Namen oder Gebäuden zusammenstellen. Sehr hilfreich ist jedoch ein Plan der Stadt Schrobenhausen aus dem Jahre 1884, in dem ein großer Teil der Hausnummern, die danals bereits existierten,  handschriftlich in roter Farbe eingetragen ist. Dieser Stadtplan ist auf der Website der Digitalen Bibliothek des  „Münchener DigitalisierungsZentrums“ zu finden.

Eine weitere Hürde ist, dass viele Menschen die alte Frakturschrift, in der die Namen gedruckt sind, nicht mehr so gut lesen können. Und gerade bei Eigennamen kann es schwer werden, beispielsweise das sogenannte „Binnen-s“ vom sehr ähnlichen „f“ zu unterscheiden. Wir haben daher die 483 Namen der Schrobenhausener Hausbesitzer von 1913 in einer kleinen Datenbank erfasst und alphabetisch sortiert. Das macht die Recherche ein wenig bequemer.

Das Büchlein umfasst übrigens auch alle Hausbesitzer im Altlandkreis, dem damaligen Bezirk Schrobenhausen, geordnet nach einen einzelnen Gemeinden (die nicht ganz alphabetische Reihenfolge entspricht der papiersparenden Anordnung im Verzeichnis):

Aresing, Alberzell, Adelshausen, Brunnen, Berg im Gau, Deimhausen, Diepoltshofen, Edelshausen, Freinhausen, Gerolsbach, Gachenbach, Grimolzhausen, Hörzhausen, Hohenried, Hirschenhausen, Hohenwart, Klosterberg, Klenau, Koppenbach, Lauterbach, Langenmosen, Malzhausen, Mühlried, Peutenhausen, Pobenhausen, Rettenbach, Steingriff,  Strobenried, Sandizell, Sattelberg, Singenbach, Seibersdorf, Volkersdorf, Wangen, Waidhofen, Weichenried, Weilach, Weilenbach.

Abschließed noch zwei Zahlen zum Vergleich: 1900 hatte Schrobenhausen 3.104 Einwohner, 1925 waren es 3.947 Personen. Die 483 Hausbesitzer von 1913 lassen übrigens nur annähernd auf die Gebäudezahl schließen. Eine ganze Reihe von Bürger*innen nannte mehrere Häuser ihr Eigen.

Das Hausbesitzerverzeichnis steht für private Nutzung zum Download bereit. Wir danken dem Rechteinhaber, dem Stadtarchiv Schrobenhausen.

Alphabetisches Verzeichnis der Schrobenhausener Hausbesitzer im Jahre 1913

Alle | # A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
Derzeit befinden sich 22 belegte Buchstaben in diesem Verzeichnis
A

A - Hausbesitzer, deren Familienname mit A beginnt
Aman, O. 356 1/18
Amann, A. 399
Amperwerke 268 1/5
Anesser, A. 371 1/16
Assenbrunner, Joh. 37
Auer, Th. 110

B

B - Hausbesitzer, deren Familienname mit B beginnt
Bauer, Andr. 31
Bauer, Andr. 44/44 1/2
Bauer, K. 387 1/4
Baum, Jh. 298
Baum, X. 393
Baumgartner, Bened. 356 1/2 d
Baumgartner, P. 395
Baur, Joh. 165
Benefiz. St. Ant. U. Sebast. 199
Bengeser, Jos. 258
Benzinger, Bernh. sen. 76
Benzinger, Philomena 75
Benzinger, Th. 274 1/2
Bergmaier, Th. 278 1/3
Bergmeier, L. 212
Betzenhofer, Kandiṫ. 127
Birle, Josef 409/10
Bockmeier, Bernh. 274
Boniberger, Al. 93
Boniberger, Sigm. 85
Bork, A. 370 1/10
Braun, Jh. 359
Breiter, Mar. 223
Breiter, Wt. 30
Breitsameter, Jak. 378
Breitsameter, Mart. 232
Broßmann, Leonh. 86
Bruckbeck, P. 343
Brunschweiger, Gg. 200
Buchner, Jf. 292
Burg, Adam 134
Burg, Jos. 14
Burg, Karl 120
Burg, Otto 16
Burgauer, Otto 21
Burger, Pet. 136
Burkhart, Gertraud 94/95
Burkhart, Rud. 235
Burzler, Mart. 401 1/5

D

D - Hausbesitzer, deren Familienname mit D beginnt
Dafelmeier, F. X. 151
Dafelmeier, X. 162
Dallmayr, Ant. 237
Daniel, Fr. X. 24
Danner, M. 283
Demel, Aug. 126
Demel, Th. 113
Demmelmeier, A. 397 1/3
Demmelmeier, Magd. 366 1/6
Dering, A. 353 1/2
Dering, Otto 353
Dilser, Ant. 132 1/2
Dilser, Aug. 28
Distriktsgemeinde 349
Dolch, Lamp. 56
Dorner, Math. 401 1/7 a
Drexl, L. 388
Drexl, Leonh. 371 1/11
Dumps, Stef. 154

E

E - Hausbesitzer, deren Familienname mit E beginnt
Eberhard, Joh. 26
Ecker, Joh. 213, 214, 215
Eckl, Joh. 396 1/7
Eckl, M. 356 1/9
Eglauer, Barb. 354 1/2
Eiba, Georg 90/91
Eiba, Jak. 408
Ellwanger, Joh. 122
Engelhardt, Bernh. 356 1/6
Engelhardt, X. 272
Estermann, Heinr. 216
Euba, M. 400

F

F - Hausbesitzer, deren Familienname mit F beginnt
Feigl, Gg. 277 1/3
Felbermaier, W. 398 1/2
Felbermeier, Alb. 321
Felbermeier, Paul 246
Fiedler, J. 418 1/4
Filsermayer, Frz. 166
Fischer, F. E. 397
Fischer, Jak. 148
Fischhaber Theres 66 1/2
Flammensbeck, M. 353 1/3
Frank, A. 356 1/8
Freudl, Joh. 401 1/7 b
Freundl, Jos. 146
Freundl, M. 417 1/3
Freundl, Mich. 17
Friedl, Jh. 356 1/11
Frühbeis, Alex. 373, 373 1/2
Frühbeis, M. 384
Fürst, Friedr. 376
Furtmayr, X. 261

G

G - Hausbesitzer, deren Familienname mit G beginnt
Gall, Jos. 63
Gall, Kas. 191
Gall, M. 356 1/4
Gall, M. 417
Gärtner, L. 401 1/3
Gärtner, M. 401 1/2
Geiger, Jos. 7 1/2
Glaas, X. 356
Gloßner, Ferd. 356 1/2 b
Gollwitzer 401 1/6
Gonnetz, Jos. 271
Gottesackerstifung Kirche 375
Graf v. Sandizell 371 1/8
Granvogl, F. X. 272 1/2
Granvogl, F. X. 351 1/2
Greiner, Gg. 371 1/7
Grimm, Ant. 208/9
Grimm, Magd. 170
Groß, Joh. 234
Gruber, Frz. 257
Gschoßmann, Gg. 176
Gschrei, Jos. 365
Gundlfinger, Michl 77
Günthner, Ther. 382
Gunzner, Joach. 184/86
Gutmann, F. X. 371 1/5
Gutmann, Joh. 145
Gutmann, R. 356 1/5
Gutmann, X. 406

H

H - Hausbesitzer, deren Familienname mit H beginnt
Haas, A. M. 254
Haberl, Fr. 241
Hackl, Al. 371
Hackl. Andr. 152
Hahn, Aug. 68
Hahn, Pet. 233
Hailer, Joh. 225
Haindlmeier, Js. 327 1/2
Hamberger, Vikt. 346 1/2
Hanninger, M. 329
Hanninger, X. 287
Harlander, Js. 310
Hauf, K. 333
Heckl, Joh. 210b
Heckmeier, Mart. 156
Hefele, Karl 402 1/5
Heggenstaller, Jak. 11
Heilmaier, Jos. 403
Heimerl, J. 356 1/13
Heißler, Jak. 396
Herb, Christ. 197
Heufelder, B. 211
Heufelder, Bernh. 399 1/2
Heufelder, Jos. 62
Heufelder, Jos. 198
Hickl, Ludw. 15
Hilg, Jh. 301/02
Hilg, Jh. 330
Hiller, Anna 159
Hirschberger, Lorenz 32
Hitl, Gg. 210a
Höcht, F. 336/337
Höcht, Frz. 290
Höcht, Frz. 306 1/2, 306 1/3
Höckmeier, Jos. 242
Hofer, Hugo 6 a b / 7
Hofer, M. 356 1/2 a
Hofmann, Ad. 340/41
Hofner, Eh. 327
Hofner, Eh. 334
Hofner, Jh. 284
Höger, Al. 45
Hopf, M. 414/15
Hopf, Ursula 131
Hörman, Jos. 34
Huber, Joh. 65/66
Huber, Js. 370 1/14
Hubers Witwe 404
Hueber, M. 228
Hummel, Max 194

I

I- Hausbesitzer, deren Familienname mit I beginnt
Ilmberger, Theres 99
Institut d. Engl. Fräulein 39, 40/42
Institut d. Engl. Fräulein 51
Institut d. engl. Frl. 350
Institut d. engl. Frl. 352 1/2

J

J- Hausbesitzer, deren Familienname mit J beginnt
Jann, Ant. 268 1/2
Jedelhauser K. 366/366 1/2
Jedelhauser K. 418 1/3
Jocham, Mich. 370 1/4

K

K - Hausbesitzer, deren Familienname mit K beginnt
Kaltenegger, L. 356 1/16
Karmann, Ant. 185
Kastl, Gg. 55
Kastl, J. 303
Kastl, M. 354 1/4
Kauper, Gg. 387 1/2
Kienast, Jos. 327 1/3
Kienast, X. 372
Kirchenstift. 299
Kirchenstiftung 43
Kirchenstiftung 202/205
Klebel, Jos. 80
Kleppmeier, J. 293 1/4
Kluger, X. 259
Kneilling, Jf. 305
Kneißl, Jak. 105/109
Kneißl, Jak. 111
Knödler, Jak. 268 1/3 1/4
Kohlmüller, Jos. 361
Kölb, Bernh. sen. 74
Kölbl, Bernh. jun. 71
Koller, X. 204
König, Max 189
Kopold, M. 324
Koppold, Jos. 64
Kothmeier, Jak. 98
Kothmeier, Joh. 196
Kramer, Jos. 387 1/3
Kramer, Vikt. 81
Kraus, Andr. 277 1/2
Kraus, Ther. 265
Kreitmeier, M. 356 1/14
Krepper, Frz. 342
Kronthaler, X. 355 1/6
Kuchlers Erben 183
Kurz Sim. 5
Kurz, Jos. 8
Kurz, Pet. 157
Kurzhals, Frz. 365 1/2

L

L - Hausbesitzer, deren Familienname mit L beginnt
Lacher, Balth. 273 1/2
Lachner, Gg. 313
Lang, Jos. 364 1/2
Lang, Js. 346
Latzlsperger. Ed. 104
Lehenmeier, Josefa 20
Lehner, Vikt. 144
Leinfelder, F. 338/338 1/2
Leinfelder, F. 344/45
Leinfelder, Frz. 402 a
Leinfelder, Gg. 343 1/2, 343 1/3
Leinfelder, Gg. 402
Lenz, Fr. Sales 277
Lenz, Sales 101
Limmers Wtw. 289
Lindermeier, E. 356 1/17
Lindermeier, E. 357
Loderer, Jos. 240
Loderer, P. 401
Lutz, Ant. 315
Lutz, Frz. 306
Lutz, J. 398
Lutz, Rud. 238

M

M - Hausbesitzer, deren Familienname mit M beginnt
Maier 390
Maier, Ant. 12
Maier, Jos. 248
Maier, Max 396 1/6
Maier, Pet. 379
Maillinger, Jh. 312
Mangold, Louis 273 1/3
Märtl, Max 161
Maurer, Jos. 247
Mayer, J. 413
Mayr, Ant. 260
Mayr, Gg. 288
Meier, Jf. 300
Merthan, Lrz. 256
Mertl, N. 378 1/2
Meßner, Anna M. 129
Meßner, J. 412 1/4
Metzger, Jak. 169
Moser, L. 360
Moser, Xav. 82/83
Mühlbauer, Gg. 142
Mühlpointner, Gg. 252
Müller, Jak. 58
Müller, Karol. 22
Müller, Karol. 51 1/2
Müller, Karol. 53
Murr, Jh. 328
Mutzbauer, W. 418

N

N - Hausbesitzer, deren Familienname mit N beginnt
Natzer, Jos. 307 1/3, 307 1/4, 307 1/5, 307 1/6
Nerb, Ther. 370
Neugschwendner Joh. 143
Neumeier, Joh. 277 1/4
Nieser, K. 347

O

O - Hausbesitzer, deren Familienname mit O beginnt
Obermayer, Pet. 18
Obster, Adr. 292
Oetel, Hans 366 1/7
Ostermeier, Barth. 411 1/3
Ostermeier, Joh. 117
Oswald, Wenz. 251
Ott, Mart. 121
Ottilinger, J. Bapt. 407
Ottinger, Stefan 405

P

P - Hausbesitzer, deren Familienname mit P beginnt
Pfarrstift. 236
Plapperer, Adelheid 70
Plapperer, Mich. 141
Plapperer, Michl 149
Plapperer, Ther. 293 1/2
Pletschacher, Andr. 158
Plöckl, Mt. 279
Pöckl, Frzk. 365 1/3
Pöckl, Gg. 356 1/3
Pöckl, Gg. 396 1/4
Pöckl, Js. 311
Pöckl, M. 323
Polzmacher, A. 362
Popp, Andr. 140
Prücklmaier, Anton 395 1/3
Prücklmeier, A. 367 1/2
Prücklmeier, J. 367

R

R - Hausbesitzer, deren Familienname mit R beginnt
Rast, Konr. 160
Reisner, Jos. 276
Reißler Luk. 3/4
Rest, Maria 10
Rieger, Pet. 172
Rieser, Jos. 48
Rinauer, Xaver 103
Ritzer, Jos. 23 1/2
Roggesmüller, Juliana 52
Römer, Joh. 67
Rührmeier, J. 373 1/3
Rupp, Blas. 371 1/10
Ruppert, Gottl. 29
Ruppert, Gottl. 38

S

S - Hausbesitzer, deren Familienname mit S beginnt
Schäfer, Anna 153
Schäfer, Anna M. 35
Schäfer, Jos. 46/47
Schäfer, Jos. 402 1/3
Schäfer, Ludw. 57
Schäfer, Ludw. 78
Schäfer, Ludw. 402 1/2
Schäfer, Ludw. 402 1/4
Schäfer, Raim. 190
Schäfer, Zäz. 304
Schalk, Franziska 24 1/3
Schappelmeier, Marz. 250
Scheller, Jh. 280/81/81 1/2
Schellkopf, Jh. 316
Schellkopf, Jh. 331
Scheuchenpflug, At. 230/31
Schierlinger, Th. 416
Schießl, Joh. 222
Schilling, J. 368
Schilling, Math. 244
Schimmer, Mart. 412
Schindbeck, A. 173
Schlienz, Balth. 387
Schlinngmann, Gg. 293 1/3
Schlittenbauer, J. 320
Schmadl, Ant. 226
Schmaus, Ulrich 355
Schmederer, Jos. 218
Schmederer, Louis 371 1/6
Schmid, Eva 380
Schmid, Joh. 137
Schmid, Kresz. 318
Schneider, Jos. 309
Schneider, Kresz. 356 1/2 e
Schnell, Jos. 138
Schoderer, Andr. 370 1/9
Schoderer, E. 418 1/2
Scholter, Vikt. 9
Schönauer, At. 181
Schöpf, Joh. 27
Schöpf, Otto 84
Schottmayer, Al. 219/20
Schoyrer, Jos. 192
Schraid, Joh. 54
Schreier, Ant. 264
Schreier, Frzk. 291
Schreier, Jk. 293a
Schreier, Kaj. 356 1/2
Schreier, Mar. 307
Schreyers Witw. 282
Schrode, Thadd. 163
Schropp, Ant. 396 1/2
Schruf, Jak. 411
Schruf, Mag. 294
Schuhmacher, M. 360 1/2
Schulmayr, Matth. 193
Schüssel, Walburga 221
Schützeng. 419
Schwarz, Jos. 203
Schwarzbauer, D. 412 1/2
Schwegler, M. 339
Seebacher, Joh. Bapt. 112
Seefried, Anna 369
Seeger, X. 278
Seitz, W. 307 1/2
Selmeier, Oswald 102
Siegert, Albert 87/88
Sigl, Gg. 308
Sigl, Jf. 295/96
Sigl, Ther. 167
Simmet, Frz. 356 1/2 c
Sojer, Joh. 155
Sojer, Waldb. 174
Specht, Jak. 266
Spitaler, Gg. 147
Staat 23/60/351
Staat altes Rentamt 352
Staat Amtsgericht 351
Staat Bahnhofsgebd. Wasserhaus, Güterhalle 371 1/2, 371 1/3, 371 1/4
Staat Dienstwohngebd. 371 1/5 a
Staat Forstamtgb. 395 1/2
Staat neues Rentamt 352 1/4
Staat Wechselwärter 355 1/2
Staat. Bahnwärterhaus 346 1/3
Stadtgem. 346 1/4
Stadtgemeinde 217
Stadtgemeinde 59
Stadtgemeinde 312 1/2
Stadtgemeinde Armen- und Vorarbeiterhaus 394/394 1/2
Stadtgemeinde Leichenhaus 374
Stadtgemeinde Motorhalle 366 1/8
Stark, Jak. 89
Stegmeier, Mch. 278 1/2
Steinberger J. 377
Steinberger, Mart. 180
Steinberger, Rosalia 130
Steiner, Ant. 255
Steiner, Kajetan 383
Steingruben, Marq. 164
Stemmer, Joh. 132
Stemmer, Kresz. 370 1/3
Stemmer. Jak. 363
Stephan, S. 412 1/3
Stief, Jk. 285/86
Stiegler, J. 389
Stoll, Th. 325
Stoll, Th. 370 1/2
Stöppi, Josef 401 1/4
Straubinger, L. 224
Stüble, Wilh. 229
Stüble, Wilh. 352 1/3
Stümpfle, Gg. 273
Suppmeier, J. 348
Süßmaier, Ant. 150

T

T - Hausbesitzer, deren Familienname mit T beginnt
Thoma, Rosa 118
Thurmayr, Frz. 92
Triebenbacher, Jos. 175
Triebenbacher, Mich. 314
Turnh. 420
Tyroller, Jh. 381

U

U - Hausbesitzer, deren Familienname mit U beginnt
Umfahrer, P. 392
Umfahrer, Paul 96/97
Umfahrer, Paul j. 106/108
Unterberger, Eug. 187
Urowsky, Olga u. Anna 356 1/15

V

V - Hausbesitzer, deren Familienname mit V beginnt
Vogg, Matth. 227
Vogl, Js. 326
Völkl, M. 322

W

W - Hausbesitzer, deren Familienname mit W beginnt
Wagner, J. 399 1/3
Wagner, Jos. 391
Waisenhaus 201
Walbecks Erben 371 1/9
Walch, Kath.178
Walchs Erben 386
Waldbier, Al. 168
Webersche Geschw. 171
Weichard, Joh. Bapt. 128
Weindl, Nik. 364
Wellein, F. 356 1/12
Wenger, Andr. 297
Wenger, Jak. 385
Widemann, Mich. 262/63
Widmann, Ludw. 188
Widmann, M. 417 1/2
Wiedenhöfer, K. 356 1/10
Wiedmann, Jos. 277 1/5
Wieland, Melch 319
Wild, F. X. 25
Wildmoser, Walb. 133
Wimmer S. u. Bock, A. 107
Winkler, K. 358
Wintermayer, Matth. 179
Wintermayr, M. 317
Wismath, Jos. 61
Wismath, M. 332

Z

Z - Hausbesitzer, deren Familienname mit Z beginnt
Zederer, J. 397 1/2
Zeidler, Max 195
Zeislmeier, Jos. 243
Zellerer, Andr. 253
Zettl, Brigitta 135
Zierer, Max 73
Zimmermann Jos. 13
Zitzler, Gg. 119
Zweig v. d. Frauenv. 354
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