Schrobenhausen kann auf eine über 1200-jährige schriftliche Überlieferung zurückblicken. Neuere archäologische Erkenntnisse zeigen jedoch, dass schon Römer im Altstadtbereich gesiedelt haben.
Um 200
Im zweiten Jahrhundert nach Christus ist südlich der Stadtpfarrkirche St. Jakob eine „villa rustica“ nachgewiesen, ein römischer Gutshof. Spätestens seit dem Einfall der Alemannen scheint die kleine Ansiedlung jedoch wieder aufgegeben worden sein.
Um 790
Schrobenhausen wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Um 790 schenkt ein gewisser Adalo seinen Grundbesitz zu „scropinhusun“ der Domkirche von Freising. Der Ortsname wird als „zu den Häusern des Scropo“ gedeutet. Als um das Jahr 887 Bischof Waldo den Besitz der Bischofskirche in Schrobenhausen gegen Besitzungen des Grafen Jezo in Jetzendorf vertauscht, wird zum ersten Mal eine Kirche erwähnt. Danach taucht Schrobenhausen in den überlieferten Quellen über zwei Jahrhunderte nicht mehr auf.
1310
Im zwölften Jahrhundert ist Schrobenhausen Sitz eines lokalen Edelgeschlechts, der Marschalken von Schrobenhausen. In einem Teilungsvertrag der Wittelsbacher Herzöge Rudolf und Ludwig IV. aus dem Jahr 1310 wird der um eine Burganlage gewachsene Ort zum ersten Mal als Markt bezeichnet. Aus dem Jahr 1328 ist das erste Marktsiegel überliefert, den Bärenkopf finden wir noch heute im Stadtwappen. Im Jahr 1333 gewährt Kaiser Ludwig der Bayer dem Markt eine gewisse Autonomie vom Landgericht Aichach, ein Satzungsrecht in bürgerlichen Angelegenheiten und ein eigenes Maß und Gewicht.
1388
Die Aufwärtsentwicklung wird jäh unterbrochen: Schrobenhausen wird im Bayerischen Städtekrieg fast völlig niedergebrannt. Die Landesherrn, die Interesse an der Entwicklung der Städte und Märkte hatten, weil diese den wirtschaftlichen Aufschwung förderten und damit das Steueraufkommen erhöhten, befreiten Schrobenhausen daher 20 Jahre von der Steuer, um den Wiederaufbau zu fördern.
1392
Bei einer erneuten Teilung Bayerns kommt Schrobenhausen zum Herzogtum Bayern-Ingolstadt. In den wenigen Jahrzehnten, in denen dieses Herzogtum bestand, wurden die entscheidenden Weichen für die Zukunft Schrobenhausens gestellt. Umfangreiche Privilegien (Salz- und Weinniederlage, Pflasterzoll, Getränkesteuer) schufen wichtige finanzielle Grundvoraussetzungen für Schrobenhausens Aufstieg.
1414
Mit dem Wiederaufbau wird auch das befestigte Stadtgebiet vergrößert und mit dem Bau einer steinernen Stadtmauer begonnen. Der Stadtwall, die Stadtmauer und die Stadtgräben zeugen noch vom großen Befestigungswerk des 15. Jahrhunderts. Herzog Ludwig der Bärtige ließ zum Andenken an den Bau der Stadtbefestigung einen Gedenkstein fertigen, der sich heute im Eingangsbereich der Stadtpfarrkirche St. Jakob befindet.
1421
Schrobenhausen löst sich aus dem Gericht Aichach und bildet nun ein eigenständiges Gericht Schrobenhausen, das über Jahrhunderte als eigenständige Gerichts- und Verwaltungseinheit von Bedeutung ist: zuerst als Pfleg-, dann als Landgericht, ab 1861 als Bezirksamt und schließlich als Landkreis. Spätestens seit Mitte des 15. Jahrhunderts bestand in Schrobenhausen ein eigenes Mooslehengericht. Es übte die Gerichtsbarkeit über das gesamte Donaumoos aus, das deshalb in den alten Urkunden oft „Schrobenhausener Moos“ genannt wid.
1447
Herzog Heinrich der Reiche von Landshut besetzt das Ingolstädter Herzogtum, Schrobenhausen kommt zum Herzotum Bayern-Landshut. Der Herzog bestätigt den Schrobenhausenern am 27. Juni 1447 ihre althergebrachten Rechte. In dieser Urkunde trägt Schrobenhausen zum ersten Mal die Bezeichnung „Stadt“ .
17. und 18. Jahrhundert
Schrobenhausen wird von mehreren Kriegen heimgesucht, doch nicht zerstört. Seuchen und Verwüstungen auf dem Land führen jedoch zum Teil zu erheblichem Bevölkerungsrückgang, Plünderungen und hohe Kontributionen behindern die wirtschaftliche Weiterentwicklung.
1806
Nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation entsteht 1806 das Königreich Bayern, Schrobenhausen wird „königlich-bayerische Stadt“ mit magistratischer Verfassung. Die Neueinteilung nach Verwaltungsbezirken brachte Schrobenhausen im Jahr 1808 zum Lechkreis, 1810 zum Isarkreis mit der Hauptstadt München, 1817 zum Oberdonaukreis mit der Hauptstadt Augsburg und 1837 schließlich zu Oberbayern.
19. Jahrhundert
Die Stadt wurde Jahrhunderte lang geprägt von kleinen Handwerks- und Gewerbebetrieben, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt die Industrialisierung – deutlich früher und stärker ausgeprägt als in vielen anderen bayerischen Kleinstädten. Georg Leinfelder baut die von seinem Vater übernommene traditionsreiche Papiermühle um und installiert im Jahr 1869 die erste gewerblich genutzte Dampfmaschine in Schrobenhausen. Daneben erringt die aus einer Knopf- und Hartfasswarenfabrik entstandene „Devotionalienfabrik“ Poellath auf der Weltausstellung in Wien bereits im Jahr 1873 internationale Auszeichnungen. Die Eröffnung der Paartalbahn im Jahr 1875 förderte die wirtschaftliche Entwicklung. Weitere Industriebetriebe entstehen, so ein größeres Dampfsägewerk, eine kleine Kork- und eine Möbelfabrik.
1900
Die gewerbliche Entwicklung schlägt sich auch im Wachstum der Bevölkerung nieder. Die Bevölkerung in Deutschland nimmt während der Industrialisierung stark zu, viele Menschen wandern von kleinen Gemeinden in die Städte und Großstädte ab. Schrobenhausens Bevölkerungszunahme verläuft etwa im gleichen Tempo wie im Deutschen Reich: Von 1.840 Einwohnern im Jahr 1840 konnte die Stadt die Einwohnerzahl bis 1900 etwa verdoppeln und bis 1939 verdreifachen.
1946
Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte für Schrobenhausen einen enormen Bevölkerungszustrom durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene: Die Bevölkerung wächst auf über 8.000 Einwohner, um mehr als 50 % Prozent gegenüber 1939. Die Folge ist eine bis dahin nicht gekannte Ausweitung des Stadtgebiets, die schließlich auch zum Zusammenwachsen der Orte Schrobenhausen, Mühlried und Steingriff führt.
1950
Neue Industriebetriebe entstehen. Im Jahr 1938 war die Kartoffelflocken- und Stärkefabrik (heute „Südstärke“) als wichtiger neuer Industriebetrieb gegründet worden, 1948 eine Photochemische Fabrik (heute „Agfa“). Im Jahr 1958 siedelt sich Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB, heute Tochtergesellschaften der EADS) an, 1960 die Firma Ytong. Seit den fünfziger Jahren schließlich entwickelt sich die Firma Bauer, hervorgegangen aus einer Kupferschmiede, mit der Erfindung des Beton-Injektionsankers in kurzer Zeit zur Weltfirma und ist heute mit weltweit 4.000 Beschäftigen mit Abstand die größte Firma im Landkreis.
1972
Die lange diskutierte Gebietsreform bringt für Schrobenhausen mehrere tiefgreifende Einschnitte. Die bis dahin eigenständigen Landkreise Neuburg und Schrobenhausen werden zum Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zusammengelegt, Schrobenhausen verliert den Hauptsitz von mehreren Behörden. Doch ist auf der anderen Seite mit den Eingemeindungen von Steingriff (1971), Hörzhausen (1971), Sandizell (1972) sowie Mühlried mit Edelshausen (1978) ein enormer Bevölkerungszuwachs verbunden – ein Zuwachs auf 15.000 Einwohner und damit von über 60 Prozent in weniger als 10 Jahren.
Steingriff
um 1190 zum ersten Mal urkundlich erwähnt – verdankt seinen Namen der alten Flurbezeichnung „steinin gruft“, was mit steinige Vertiefung übersetzt wird. Es war jahrhundertelang Sitz einer kleinen Hofmark, das Schloss wurde Anfang der 50er Jahre in ein Altenheim umgebaut. Seit der Jahrhundertwende hatte die wirtschaftliche Verflechtung mit der Stadt ständig zugenommen.
Hörzhausen
kann auf eine 1100-jährige Vergangenheit zurückblicken. Es wird bereits um 890 als Heridioshusun erwähnt, was „zu den Häusern des Herideo“ übersetzt wird. Hörzhausen war im Mittelalter Sitz einer ausgedehnten Grafschaft mit dem Gebietsschwerpunkt zwischen Aichach und Schrobenhausen, seit dem 16. Jahrhundert Edelsitz.
Mit Sandizell
verbindet sich der Name eines Adelsgeschlechts, das sich bis tief ins Mittelalter zurückverfolgen lässt und so zu den ältesten Bayerns gehört. Sandizell war eine bedeutende Hofmark, kann ein prächtiges Wasserschloss vorweisen und besitzt eine der schönsten Dorfkirchen Altbayerns, dessen Altar vom berühmten bayerischen Bildhauer Egid Qurin Asam gestaltet wurde.
Mühlried
benannt nach den seit dem 11. Jahrhundert nachgewiesenen Paarmühlen – kann von allen Ortsteilen die stürmischste Bevölkerungsentwicklung aufweisen: Es konnte seine Einwohnerzahl von 434 im Jahr 1840 auf 3.500 heute verachtfachen. Auch Mühlried hatte seit der Jahrhundertwende, verstärkt nach 1945, eine enge Beziehung zur Stadt entwickelt.
Edelshausen
wird bereits um 790 als Zetileshusun urkundlich erwähnt, wobei ein Adliger names Zetil als Namensgeber des Ortes auftaucht. Auch Edelshausen war Jahrhunderte lang Sitz einer Hofmark, die seit dem 15. Jahrhundert einer Sandizeller Seitenlinie gehörte und im 18. Jahrhundert wieder zum Stammhaus Sandizell zurückfiel. In Edelshausen stand ursprünglich ein Schloss, heute erinnert der Gutshof Egle noch an den Sandizeller Gutskomplex.
Schrobenhausen heute
Mittelzentrum mit knapp 17.000 Einwohnern, Mittelpunkt des bekanntesten bayerischen Spargelanbaugebiets, industriell leistungsfähig mit zahlreichen überregional und international tätigen Industriefirmen wie Leinfelder, Poellath, Bauer, MBDA, Südstärke, Ytong oder Agfa.
Max Direktor